Lebende Hefen - tote Hefen: Probiotika (nicht nur) für Wiederkäuer.
- Publication Type
- Journal contribution
- Authors
- Steingaß, H. und Scheidemann, Ch.
- Year of publication
- 2006
- Published in
- Grosstierpraxis
- Band/Volume
- 7/5
- Page (from - to)
- 182-190
- Keywords
- Lebendhefen, Milchleistung, Probiotika, Wiederkäuer, Wiederkäuerernährung
Einleitung Hefen dienen dem Menschen schon seit langer Zeit. Bereits 6000 v. Chr. halfen sie bei der Herstellung bierähnlicher Getränke. Allerdings war erst mit Beginn des 17. Jahrhunderts die Beteiligung von Hefen am Gärprozess bekannt. Die Arbeiten von Louis Pasteur (um 1883) hinsichtlich der Hefevermehrung in Reinzucht legten den Grundstein für den großtechnischen Einsatz von Hefen im Braugewerbe. Hefen werden als einzellige Mikroorganismen den Sprosspilzen zugeordnet Sie verstoffwechseln verschiedene Kohlenstoffquellen, z.B. Glucose, Galaktose, Mannose, Fructose, Glycerol, Saccharose und Bernsteinsäure. Unter den zahlreichen Arten werden überwiegend Sacchammyces-Arten in der Alkohol- und Backindustrie eingesetzt. Die größte Bedeutung für den Menschen erlangte der obergärige Hefestamm Saccharomyces cerevisiae (S.c.) (Bäcker- oder Bierhefe). Hefekulturen sind traditionsgemäß als eine Quelle von Wachstumsfaktoren für Pansenmikroben in der Wiederkäuerernährung eingesetzt worden. Bereits in den 1920er Jahren berichteten Eckles und Williams (1925) über den Einsatz von Trockenhefe als Futterzusatz für Milchkühe. Versuche aus den 1950er Jahren belegen erstmals eine erhöhte Milchleistung bei Milchkühen und erhöhte Tageszunahmen bei Bullen durch Hefezulagen. Beim Wiederkäuer werden hauptsächlich Hefekulturen von S.c. als Probiotika eingesetzt, die jedoch nicht alle in der Lage sind, die Fermentation im Pansen zu stimulieren (Newbold und Wallace 1992, Newbold et al. 1995, Agarwal et al. 2000). Dawson und Hopkins (1991) selektierten von 50 untersuchten Hefestämmen nur 7 Spezies, die die faserabbauenden Bakterien förderten. Nach Erkenntnissen von Newbold et al. (1996) regen vor allem Bierhefen die Pansenbakterien an, während diese Fähigkeit bei Backhefen deutlich geringer ist. Aus diesem Grund kommen nur bestimmte Stämme von S.c. zum Einsatz. Allerdings variieren die in der Literatur beschriebenen Versuchsergebnisse über die probiotischen Stämme von S.c. sehr stark.