Foto: Nikita Teryoshin

Nikita Teryoshin

Verden, Niedersachsen, Schau der Besten

Rippen einer Holstein-Kuh bei der 44. Schau der Besten, dem bedeutendsten Züchterwettbewerb in Deutschland: ein Qualitätsmerkmal – extra eingesprüht, um ihnen einen besonderen Glanz zu verleihen.

Raoul von Schmettow

Bereichsleiter der Milchviehhaltung auf dem Meiereihof der Universität Hohenheim

Es ist tatsächlich so: Weite, offene Rippen sind ein relativ junges Zuchtmerkmal. Der Grund dafür: Bei guter Ausprägung haben das Herz und andere Organe mehr Platz im Brustraum.

Dr. Cornelie Jäger

Ehemalige Landesbeauftragte für Tierschutz mit Lehrleistung an der Universität Hohenheim

Weit auseinanderstehende Rippen sollen signalisieren: Hier ist viel Platz im Brustraum für Herz und Lunge der Kuh, also für einen leistungsfähigen Organismus. Aber zeigt diese Bild nicht auch etwas anderes? Lebewesen, deren Rippen so deutlich hervortreten, erleiden über längere Zeit ein beachtenswertes Energiedefizit. Dies gilt – Kosmetik für Fotos hin oder her – gleichermaßen für Menschen und Tiere. 

Ursprünglich waren Milchkühe viel kleiner und eher rundliche, meist gemütlich daherkommende, großäugige Geschöpfe, die zu den wichtigsten Begleiterinnen der Menschheitsgeschichte zählen. Immer größer und immer hagerer werden inzwischen die von manchen Menschen bevorzugten Milchlieferantinnen. Noch immer sollen sie mehr und mehr des weißen Sekrets bilden.

Aber was ist wünschenswert daran, wenn Lebewesen offensichtlich länger anhaltend nicht ausreichend Energie zu sich nehmen? Das zehrt an ihren Körperreserven und bringt den ganzen Stoffwechsel durcheinander, was am Ende zu gravierenden chronischen Erkrankungen führen kann. Der Abstand der Rippen ist dabei nachrangig.

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