Foto: Nikita Teryoshin

Nikita Teryoshin

Hannover, Messe EuroTier

Omasum, Abomasum, Rumen und Retikulum sind die vier Mägen der Kuh. Ein getrocknetes Exemplar ist am Stand eines Anbieters für Kraftfutter zu Dekorationszwecken ausgestellt.

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Sabrina Francksen

Doktorandin am Fachgebiet „Landwirtschaftliche Betriebslehre“ der Universität Hohenheim

Dieses Bild erinnert mich stark an meine Anatomievorlesung im ersten Semester des Bachelorstudiums, in der wir unter anderem Kuhmägen seziert haben. Diese Erfahrung war nicht nur nachhaltig (ich erinnere mich nach zehn Jahren immer noch), sondern vor allem auch lehrreich, denn sie lieferte eine greifbare Begründung für bis dato eher abstrakte Konzepte und Zahlen wie Fütterungsrationen und pH-Werte. 

Was hier vom Fotografen als „Dekorationszweck“ deklariert wird, stellt aus meiner Perspektive viel mehr ein „Lernobjekt“ dar: Es veranschaulicht die Funktionsweise des Verdauungstrakts, fördert das Verständnis für die Bedürfnisse der Kuh und kann so indirekt sogar zum Tierwohl beitragen. Ob Deko oder Forschungsgegenstand – das liegt letztlich im Auge des Betrachters.

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Prof. Dr. Jana Seifert

Leiterin des Fachgebiets „Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren“ der Universität Hohenheim

Die vier Vormägen der Kuh sind ein anatomisches und physiologisches Wunder der Biologie. Die Kuh schafft damit in ihrem Körper einen perfekten Lebensraum für Abermillionen von Mikroorganismen, die an der sauerstoffhaltigen Luft außerhalb der Kuhmägen nicht überleben würden. 

Auf diese Weise erschließt sich die Kuh eine einzigartige Nahrungsqulle, denn mit Hilfe der Bakterien kann sie auch die Pflanzenteile verwerten, die z. B. wir Menschen nicht verwerten können. Es ist die perfekte Anpassung.

Inzwischen wissen wir außerdem, dass die Mikroorganismen im Verdauungstrakt einen immensen Einfluss auf das Tier haben. Das Wechselspiel zwischen Kuh und Mikrobiom bestimmt, welche Art von Futter sie wie gut verwertet, ob dabei Gase wie Methan entstehen, die das Klima beeinflussen, ob die Kuh anfällig für Krankheiten ist oder ob sie sich insgesamt wohlfühlt. 

Dadurch hat sich ein großes Forschungsfeld eröffnet, das uns Antworten gibt, wenn wir Tierwohl und Tiergesundheit fördern wollen oder z. B. nach alternativen, ressourcenschonenden Futterquellen suchen. Bei vielen Themen stehen wir noch ganz am Anfang.

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Anna Neufeldt

Doktorandin am Fachgebiet „Tiergenetik und Züchtung“ der Universität Hohenheim

Das Bild zeigt ein Modell des komplexen Magensystems der Wiederkäuer mit Pansen, Netzmagen, Blättermagen und Labmagen. Es erlaubt, die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung für die komplexe Verdauung zu verdeutlichen. 

Eine ausreichende Versorgung mit faserreichem Futter (Grünfutter wie Heu, Silage) ist unerlässlich für eine gesunde Pansenfunktion. So darf zum Beispiel Kraftfutter nur ergänzend angeboten werden. 

Durch die Vormägen ist die Kuh in der Lage, Proteine aus Grünlandaufwüchsen aufzuspalten und damit eine Nahrungsquelle zu nutzen, die für den Menschen nicht verfügbar ist. Wiederkäuer ermöglichen somit die Nutzung von Weideland als Proteinquelle, und leisten einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung.

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