Foto: Nikita Teryoshin

Nikita Teryoshin

Verden, Niedersachsen, Schau der Besten

Ein professionelles Fotoshooting in Verden am Rande der Schau der Besten. Die besten Kühe sollen optimal ausgeleuchtet, inszeniert und dokumentiert werden. So lässt sich das Exterieur der Kuh am besten beurteilen und archivieren. Professionelle Kuh-Fotografen gibt es in Deutschland nur wenige und sie sind wahre Meister ihres Fachs. Durch viele kleine Tricks wird die Kuh dazu gebracht, die richtige Pose einzunehmen: Kurz bevor das Bild aufgenommen wird, steigt einer der Assistenten aus dem unweit in der Halle geparkten Auto, eingewickelt in eine schwarz gepunktete Decke und mit einem Ghettoblaster in der Hand. Doch statt Musik hört das Tier das Gebrüll eines brünstigen Bullen. Die schlecht sehende Kuh horcht auf und streckt sich nach vorne – das Bild ist im Kasten. Die grüne Weide im Hintergrund kriegen nicht alle Kühe zu sehen, bei manchen Haltungsarten verbringen sie ihr gesamtes Leben in einer modernen Anlage.

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Jun.-Prof. Dr. Ramona Weinrich

Leiterin des Fachgebiets „Verbraucherverhalten in der Bioökonomie“ der Universität Hohenheim

Für Verbraucher:innen war historisch bedingt sehr lange das Bild der grasenden Kuh mit grünen Wiesen verbunden. Dieses romantisierte Bild steht schon lange im Kontrast zu einer modernen Milchproduktion steht. Es wurde durch Verpackung und Werbung jedoch lange bestärkt. 

Heute zeigt sich im Supermarktregal eine deutlich größere Produktauswahl als noch vor zehn Jahren: Neben konventionell erzeugter Milch können Verbraucher:innen auch aus Biomilch, Weide- oder Heumilch sowie lokal erzeugter Milch auswählen. Mit der Auswahl und der veränderten Verpackungsgestaltung ist auch das Bewusstsein gestiegen, dass Milchproduktion nicht immer mit glücklich grasenden Kühen verbunden ist. 

Dennoch ist die moderne Form der Milcherzeugung für die meisten Verbraucher:innen immer noch ferne Realität. Diese Ausstellung mit Fotos von Hochleistungskühen, Melktechnik, Stallanlagen und Auktionen ist insofern auch verdienstvoll, als sie viele einen Blick hinter die Kulissen wirftund einlädt, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen.

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Raoul von Schmettow

Bereichsleiter der Milchviehhaltung auf dem Meiereihof der Universität Hohenheim

Als Mensch, der viel mit Kühen zu tun hat, fällt mir bei dieser Inszenierung ein interessantes Detail auf: Nämlich, dass die Kuh vorne auf ein Podest gestellt wird. 

Die Zucht auf Milchleistung hat über die Generationen die besonders kräftigen Körperbereiche der Kuh nach hinten verlagert. Durch die Erhöhung über das Podest steigt die Rückenlinie zum Kopf hin an und Kuh wird ihrem Urbild wieder etwas ähnlicher.

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