Leiterin des Fachgebiets „Sozialer und Institutioneller Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung“ der Universität Hohenheim und ausgebildete Landwirtin
Warum wird für Kühe ein roter Teppich ausgerollt? Kühe als Superstars – was soll das?
Ähnliche Fragen stellen sich jedoch auch in anderen Bereichen. Warum schmücken etwa die Senner:innen ihre Kühe so prächtig zum Almabtrieb. Und warum kommen so viele Besucher:innen, um sie zu sehen? Nur ein Tourist:innen-Spektakel?
Aus agrarökonomischer Sicht könnte man auf die wirtschaftlichen Anreize verweisen, die mit solchen Praktiken verbunden sind. Das Ausstellungswesen schafft Anreize – ähnlich wie bei einem Filmwettbewerb oder einem sportlichen Wettbewerb − in diesem Fall, um die beste Kuh zu züchten und sie dann über den roten Teppich führen zu dürfen, um einen Preis zu erhalten.
Beim Almabtrieb dürfen nur die Senner:innen ihre Kühe schmücken, die im Almsommer kein Tier, etwa durch einen Absturz, verloren haben – ein Anreiz, besondere Sorgfalt anzuwenden.
Als Professorin für Agrarökonomie kann ich solche Argumentationen zwar nachvollziehen, aber aus meiner eigenen Erfahrung im Umgang mit Kühen während meiner Ausbildung – und als Tochter einer Mutter, die viele Sommer auf der Alm verbracht hat – ist mir diese Interpretation zu eng.
Ich denke, es ist die Freude am Umgang mit den Kühen, die Verbundenheit mit den Tieren, die Begeisterung für sie und auch ein wenig Stolz, der hinter dem roten Teppich oder den festlich geschmückten Kühen steckt.
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