Siebenschläfer im Raum der Stille [21.09.25]
Zum Start des Wintersemesters soll der neue Raum der Stille für Studierende und Beschäftigte der Uni Hohenheim geöffnet werden. Doch es könnte zu einer kurzen Verzögerung kommen. Denn gerade hat ein anderer Campusbewohner den gemütlichen Rückzugsort für sich entdeckt…
Hanfbrösel, kleine Häufchen auf dem Boden, Tapsspuren, angenagte Wände… Na nu? Wer hat sich denn da in unserem neuen Raum der Stille eingenistet?
Über dieses Rätsel grübelte das Team des Büros für Gleichstellung und Diversität mehrere Tage. Denn außer den allmorgendlichen Spuren bekamen sie vom ungebetenen Gast zunächst nicht viel zu Gesicht.
Zum Glück ist die Uni Hohenheim gut ausgestattet. Eine Wildtierkamera bringt die Auflösung: Nein, keine Mäuse – ein Siebenschläfer hat den Raum für sich entdeckt! Offenbar schätzt das nachtaktive Kerlchen nicht nur die Ruhe, sondern auch die Hanfwände. Denn deren kleine Nischen eignen sich perfekt zum Ausruhen am Tag.
Ein kleines Siebenschläfer-Paradies
Was nun? Zum Glück gibt es an der Uni Hohenheim für diese Frage genau die richtige Expertin: Biologin Joanna Fietz forscht seit vielen Jahren zu den glubschäugigen Fellnasen, von der Lebensraumnutzung in urbanen Grünflächen über das Populationsmonitoring bis hin zum Winterschlafverhalten.
Sie erklärt: „Unser Campus ist ein richtiges Siebenschläfer-Paradies. Das liegt vor allem daran, dass es viele alte Laubbäume gibt, wie Buchen oder Eichen. Die Tiere fressen deren Samen und nutzen ihre Höhlen als Versteck und zur Aufzucht der Jungen.“
Da solche Lebensräume immer seltener werden, steht der Siebenschläfer in Deutschland unter besonderem Schutz. Einfach einfangen und umsiedeln ist nicht erlaubt. Dafür wäre eine Genehmigung der Naturschutzbehörde notwendig. Und die kann dauern.
Baldige Eröffnung in Sicht
Doch kein Grund zur Sorge. „Der Siebenschläfer wird bald von allein ausziehen“, so Fietz. „In den kommenden Wochen beginnt sein Winterschlaf. Und dafür ist es im Raum der Stille schlicht zu warm. Wir müssen also nur noch etwas Geduld haben.“
Nach dem Auszug des putzigen Kerlchens gilt es im Raum der Stille noch kleinere Schäden auszubessern, letzte Arbeiten zu erledigen – und ihn für die Zukunft siebenschläfersicher zu machen.
„Dank der Wildtierkamera kennen wir die Einstiegslöcher sehr genau: Vor allem die Kabelkanäle müssen speziell gesichert werden“, erklärt Gleichstellungsbeauftragte Ute Mackenstedt. „Wir gehen aber im Moment davon aus, dass sich die Eröffnung nur um rund 1-2 Wochen verzögert.“
Hintergrund: Raum der Stille
Der Raum der Stille soll Studierenden und Beschäftigten künftig einen Ort der Ruhe im hektischen Unialltag bieten – sei es für Entspannung, Meditation oder stilles Gebet. Als neutraler Raum ist er keiner bestimmten Religion oder Weltanschauung zugeordnet. Alle Universitätsangehörigen sollen sich willkommen fühlen.
Zur Wohlfühl-Atmosphäre trägt die besondere Gestaltung bei: Die Wände bestehen aus Hanfkalk, einer nachhaltigen Mischung aus Hanfschäben, Kalk und Wasser. Der Baustoff ist wärmedämmend, kreislauffähig, schwer entflammbar, schimmelresistent, unattraktiv für Schädlinge und schadstofffrei. Sitzbänke aus Eiche und eine eigens gestaltete Leuchte runden das Ambiente ab.
Vom Entwurf über die Planung bis zur Umsetzung waren Studierende des Studiengangs Innenarchitektur der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) beteiligt. Organisatorisch und auch räumlich ist der Raum dem Büro für Gleichstellung und Diversität in der Emil-Wolff-Straße 30 zugeordnet.
Weitere Infos zu Öffnungszeiten und zur Nutzung folgen zum Semesterstart.
Text: Leonhardmair | Video: Schmid
Impressionen vom Raum der Stille