Wissensaustausch von Jung und Alt am Arbeitsplatz  [15.10.25]

Der demografische Wandel und der steigende Druck, länger zu arbeiten, machen den Austausch von Wissen zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden zu einem Schlüsselfaktor für den Erfolg von Unternehmen. Aber wie lässt sich Wissen effektiv zwischen Jung und Alt weitergeben? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Wie können Unternehmen diesen Prozess fördern? Diesen Fragen widmet sich das Verbundprojekt von Professorin Ulrike Fasbender an der Universität Hohenheim, das nun in die zweite Förderphase startet.


In der ersten Projektphase analysierten die Forschenden im Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationspsychologie, wie Gedankenabläufe die Bereitschaft beeinflussen, Wissen zu teilen. Hier zeigte sich, dass soziale Vergleiche, also die Einordnung der eigenen Leistungen im Verhältnis zu anderen, den Wissensaustausch sowohl fördern als auch hemmen können: Wer bereit ist, sich mit den eigenen Erfolgen und Misserfolgen auseinanderzusetzen, ist auch eher bereit, Erfahrungen weiterzugeben. Nehmen Menschen die Situation jedoch als Hindernis wahr, halten sie sich eher zurück.

Aus diesen Ergebnissen gewannen die Forschenden ein deutlicheres Bild des sogenannten „motivationalen Dilemmas“: Ältere Mitarbeitende verfügen über wertvolles Erfahrungswissen, sorgen sich aber bisweilen, durch dessen Weitergabe an Status zu verlieren. Jüngere wiederum sind offen für Neues und wollen lernen, fürchten jedoch häufiger, von der älteren Generation nicht ernst genommen zu werden.

Die zweite Förderphase baut auf diesen Erkenntnissen auf und richtet den Blick stärker auf bislang weniger erforschte Zusammenhänge. Im Vordergrund stehen emotionale Prozesse, die durch solche sozialen Vergleiche ausgelöst werden und den Wissensaustausch prägen können. Dabei beschränken sich die Forschenden nicht nur auf die aktuelle Situation, in der sich die Menschen befinden. Sie interessieren sich auch dafür, wie Mitarbeitende Vergleiche mit Blick auf zukünftige Chancen und Risiken ziehen – und welche Rolle dies für die unterschiedlichen Altersgruppen spielt.

Gleichzeitig wollen die Forschenden den sozialen Kontext genauer betrachten. Denn Wissensaustausch findet nicht isoliert zwischen Einzelpersonen statt, sondern ist in Teams und Netzwerke eingebettet. Sie haben ihrerseits Einfluss darauf, ob Wissen eher geteilt oder zurückgehalten wird. Untersuchungen welche individuellen und organisationalen Bedingungen die Weitergabe von Wissen fördern oder blockieren, runden das Forschungsprogramm ab.

Neben experimentellen Untersuchungen, in denen emotionale Mechanismen gezielt sichtbar gemacht werden, analysiert das Forschungsteam auch soziale Netzwerke in Organisationen. Aus dieser Kombination lassen sich praxisnahe Erkenntnisse gewinnen, wie ein gelingender Wissensaustausch zwischen Jung und Alt hinweg gefördert werden kann – eine grundlegende Voraussetzung für Zusammenarbeit und Innovationskraft in altersgemischten Teams.


Projekt-Steckbrief

  • Titel: Wissen teilen oder nicht teilen? Eine Konzeptualisierung des bidirektionalen Wissenstransfers zwischen jüngeren und älteren Mitarbeiter auf Basis der Theorie sozialer Vergleiche – Fortsetzungsantrag
  • Fördersumme: 283.011 Euro insgesamt, davon 239.730 Euro für die Universität Hohenheim
  • Förderinstitution: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Dauer: 2 Jahre, Start: Anfang 2026
  • Beteiligte: Prof. Dr. Fasbender (Principal Investigator, PI), Prof. Dr. Fabiola Gerpott (WHU – Otto Beisheim School of Management, Co-PI), Prof. Dr. Anne Burmeister (Universität zu Köln, Kooperationspartnerin)


Schwergewichte der Forschung

Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Kontakt
Prof. Dr. Ulrike Fasbender, Universität Hohenheim, Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationspsychologie,
+49 (0)711 459 24 754, ulrike.fasbender@uni-hohenheim.de

 


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