Kambodscha–Berlin: Wenn der Weg zum Ziel wird  [02.10.25]

Weniger fliegen: Rund 5.000 Dienstreisen führen Beschäftigte der Uni Hohenheim jedes Jahr ins In- und Ausland. Die Wahl des Verkehrsmittels hat dabei erheblichen Einfluss auf die Treibhausgasbilanz der Universität. In der Reihe „Good Travel Stories“ berichten Uni-Angehörige, wie sie auf Dienstreisen aktiv Emissionen einsparen. Heute: Doktorandin Lilian-Marleen Beck – über eine unvergessliche Busreise und darüber, wie Umwege zum Gewinn werden.


Schon gewusst? Marseille, London oder Wien sind von der Uni Hohenheim aus in weniger als 8 Stunden mit dem Zug erreichbar. Eine neue Karte auf der Dienstreise-Homepage gibt Inspiration, wo sich Emissionen sparen lassen. Dabei unterstützt auch das Travel Decision Tool von FlyingLess. Eine Initiative des Green Office | Green Team "Campus & Infrastruktur".

Good Travel Stories: Lilian-Marleen Beck

Lilian Beck arbeitet an ihrer Dissertation am Fachgebiet "Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft" und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet „Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen”.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht Agroforst. Genauer gesagt die Frage: Wie können Farmer in den Tropen bestmöglich für diese nachhaltige Anbau-Methode inspiriert werden? Dazu hat sie insgesamt 3 Jahre lang Feldforschung ("Action Research") in Kambodscha durchgeführt.

Aus Klimaschutzgründen verzichtete Lilian währenddessen weitgehend auf Flüge ins ferne Deutschland. Im September 2023 war sie jedoch zu einem verpflichtenden Netzwerktreffen in Berlin eingeladen. „Auf den Termin habe ich mich gefreut. Trotzdem stellte sich für mich die Frage, ob sich der umfangreiche Weg emissionsärmer gestalten lässt“, erinnert sich Lilian.

Anfangs erschien das kaum möglich. Doch allmählich entwickelte sie den Plan, so viel wie möglich über Land zu reisen, Zwischenstopps einzuplanen und die Dienstreise mit einem individuellen Kurzurlaub zu verbinden. Sie verglich dazu mehrere Optionen und nutzte unter anderem den CO₂-Rechner von atmosfair.

Letztlich reiste sie mit dem Bus nach Bangkok, dann per Direktflug nach Istanbul – ganz bewusst mit einem effizienten Flugzeugtyp. Weiter ging es mit dem Bus durch Bulgarien, Kroatien und Tschechien bis nach Berlin. Unterwegs nahm sie sich immer wieder Zeit für Stadterkundungen und legte auch einzelne Arbeitstage ein.

Unterwegs entdeckte sie faszinierende Orte, die sie sonst wahrscheinlich nie besucht hätte. „Besonders nachhaltig in Erinnerung bleibt mir die Altstadt von Plovdiv in Bulgarien. Eine Frau, die ich ursprünglich nur kurz nach dem Weg fragen wollte, zeigt mir spontan den gesamten historischen Stadtkern – begleitet von einem schönen Gespräch zu Kaffee und Kuchen”, erzählt Lilian.

Und auch die Busfahrten selbst waren ein Erlebnis – mit Landschaften, die sich allmählich verändern, begleitet von einer Vielfalt an Sprachen, Musik und Eindrücken.

Rückblickend war die Planung zwar mit Aufwand verbunden, aber die Mühe hat sich mehr als gelohnt: „Es war eine unglaublich schöne Erfahrung, die mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Natürlich ist eine Reise wie diese in vielen Situationen nicht möglich. Aber vielleicht findet sich bei der nächsten Dienstreise ja doch die ein oder andere kleinere klimafreundliche Anpassung – und ein Umweg wird möglicherweise zum persönlichen Gewinn? Ein Freund von mir sagt häufig: ‚The problem is the solution’ – ich glaube inzwischen, er hat Recht.”

Text: Leonhardmair

Reise-Impressionen


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