Neues S-TEC Zentrum: „The Biointelligence Engine” [07.10.25]
Für nachhaltigere Lebensmittelproduktion: Den Schritt von der Forschung in die Praxis soll künftig das neue „S-TEC Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung“ (S-TEC ZBW) erleichtern. An der Transferinitiative sind neun Fachgebiete der Universität Hohenheim, zwei Fraunhofer-Institute sowie vier Institute der Universität Stuttgart beteiligt. Als Teil des Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus (S-TEC) wird die Initiative bis 2027 mit insgesamt rund neun Millionen Euro gefördert. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut eröffnete das Zentrum am 7. Oktober 2025 im Rahmen des Biointelligence Summit auf der Stuttgarter Messe offiziell.
Roboterhunde für die Landwirtschaft, Aromen aus Fermentation oder künstliche Nasen zur Haltbarkeitsprüfung von Lebensmitteln – derartige Technologien werden auch an der Universität Hohenheim erforscht. Sie basieren auf der Kombination von biologischem Wissen mit intelligenten Datenmodellen (Software) und passender technischer Ausstattung (Hardware). Mit solchen biointelligenten Innovationen könnte die Lebensmittelproduktion künftig deutlich nachhaltiger gestaltet werden.
Doch der Weg von der Forschung in die Praxis ist oft lang und voller Hürden. Hier setzt das neue „S-TEC Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung“ (S-TEC ZBW) an – mit dem programmatischen Rufnamen „The Biointelligence Engine“. Ziel sei es, „biointelligente Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Anwendungen zu überführen, Unternehmen mit Wissenschaft zu vernetzen und Start-ups beim Transfer ihrer Ideen zu unterstützen“, erläutert Professor Mario Jekle, der die Hohenheimer Beteiligung koordiniert: neun Fachgebiete aus den Instituten für Lebensmittelwissenschaft & Biotechnologie, Ernährungswissenschaften, Ernährungsmedizin und Agrartechnik. Hinzu kommen die Fraunhofer-Institute IGB und IPA und vier Institute der Universität Stuttgart.
EU-Kommission würdigt S-TEC Biointelligenz
Rund neun Millionen Euro – davon gut 1,2 Millionen für die Universität Hohenheim – erhält die Initiative aus Landes- und EU-Mitteln (EFRE) bis 2027. Wie sehr das neue Zentrum dazu beiträgt, dass die EU die Ziele ihrer Bioökonomie-Strategie erreicht, betonte Peter Wehrheim von der Generaldirektion Forschung und Innovation der Europäischen Kommission.
„Together with bioeconomy frontrunners like Baden-Württemberg and the University of Hohenheim we can better use the power of life sciences and biotechnology to drive scientific excellence, industrial innovation and sustainable value creation across Europe and beyond“, hält er in seiner Videobotschaft fest. „I'm truly delighted to see the dedication of the colleagues involved in the S-TEC Center for Biointelligent Value Creation.”
„Das S-TEC Biointelligenz weckt den Tüftlergeist im Land“
„Eine so starke Transferinitiative ist eine Riesenchance, um das gebündelte Wissen umsetzbar zu machen“, freut sich Jekle. Das neue Zentrum ist Teil des etablierten Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus (S-TEC).
Nicht nur für regionale Unternehmen sei das Potenzial biointelligenter Technologien groß, erklärt Dr. Evelyn Reinmuth, Zentrumsleitung S-TEC ZBW Hohenheim: „Im Bereich Biointelligenz gibt es neue Geschäftsfelder zu entdecken. Und das weckt den Tüftlergeist in Baden-Württemberg.“ Beispiele hierfür sind Low-/Negative-Footprint-Produktion, biointelligente Prozessautomatisierung für die Ernährungsindustrie, personalisierte Ernährung und New Food, personalisierte Medizin sowie die biointelligente Verwertung von Reststoffen mittels Fermentationsprozessen.
Unterstützung auf dem Weg in die Praxis
„Wir gehen den so bedeutenden Schritt aus der Grundlagenforschung in die Praxis“, erläutert Jekle. „Und dafür muss alles, was wir im Labor gemacht haben, aus einer neuen Perspektive gedacht werden. Forschende und Unternehmen müssen sich dazu an einen Tisch setzen und die Innovationen gemeinsam voranbringen.“
Unternehmen werden im Rahmen des Projekts durch verschiedene Formate bei der Entwicklung biointelligenter Geschäftsmodelle unterstützt: In sogenannten „Quick-Checks“ erfolgt eine Bestandsaufnahme mit anschließenden Handlungsempfehlungen, „Exploring Projects“ umfassen die gemeinsame Entwicklung von maßgeschneiderten Strategien zur Integration biointelligenter Ansätze, die durch Machbarkeitsstudien weiter vertieft und konkretisiert werden können.
„Zentral über das Fraunhofer IPA wird es Ausschreibungen zu einzelnen Themen geben, für die sich Unternehmen bewerben können“, berichtet Reinmuth. „Zum anderen scouten wir auch Unternehmen und sprechen sie aktiv an.“ Letztlich sollen daraus gemeinsame Aktivitäten entstehen – Industrieaufträge, Forschung oder Ausgründungen.
Leuchtturm-Projekt für Hohenheim
Ergänzt werde das Angebot durch Veranstaltungen wie den Biointelligence Summit, an dem nun auch der Startschuss fiel, Innovationspraktika für Promovierende, Summerschools und Ringvorlesungen zu Biointelligenz. „Damit fördert das S-TEC Biointelligenz die Kernkompetenzen der Uni Hohenheim“, stellt Jekle fest.
Das neue S-TEC zeige hervorragend, wie Transfer in die Wirtschaft gestärkt werden kann, meint auch die Prorektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer, Prof. Dr. Julia Fritz-Steuber. „Dieses Vorzeige-Projekt entwickelte sich im Umfeld des Kompetenzzentrums Biointelligenz e.V., das mit der Universität Hohenheim als Gründungsmitglied ins Leben gerufen wurde und auch weiterhin allen Interessierten offen steht. Es passt genau zur strategischen Ausrichtung und dem Selbstverständnis der Universität Hohenheim.“
HINTERGRUND: S-TEC ZBW
Das neue „S-TEC Zentrum für Biointelligente Wertschöpfung“ (S-TEC ZBW) ist Teil des Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus (S-TEC). Er soll Unternehmen institutionsübergreifend mit der breiten Forschungslandschaft vernetzen und die Innovationskraft im Land nachhaltig stärken.
Gefördert wird das S-TEC ZBW mit rund neun Millionen Euro im Rahmen eines „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE), finanziert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und kofinanziert durch die Europäische Union. Davon entfallen gut 1,2 Millionen Euro auf die Universität Hohenheim. Das Projekt läuft bis Ende 2027.
Beteiligt sind das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, vier Institute der Universität Stuttgart sowie die Hohenheimer Fachgebiete Humanernährung und Diätetik (Prof. Dr. Barbara Lieder), Aromachemie (Prof. Dr. Yanyan Zhang), Prozessanalytik (Prof. Dr. Alexander Schaum), Lebensmittelinformatik (Jun.-Prof. Dr. Christian Krupitzer), Pflanzliche Lebensmittel (Prof. Dr. Mario Jekle), Künstliche Intelligenz in der Agrartechnik (Prof. Dr. Anthony Stein), Biofunktionalität der Lebensmittel (Prof. Dr. Jan Frank), Molekulare Ernährungswissenschaft (Prof. Dr. Barbara Giller) und Engineering Biointelligenter Systeme (Prof. Dr. Sahar Salehi-Müller).
Weitere Informationen
- Website S-TEC | The Biointelligence Machine
- Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums
- Videobotschaft Peter Wehrheim, EU-Kommission
- Kompetenzzentrum Biointelligenz
- Blog Biointelligenz
- Hohenheimer Website zum Kompetenzzentrum Biointelligenz
- 14. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress BW
Kontakt für Medien
Prof. Dr. Mario Jekle, Universität Hohenheim, Fachgebiet Pflanzliche Lebensmittel,
+49 711 459 22314, mario.jekle@uni-hohenheim.de
Dr. Evelyn Reinmuth, Zentrumsleitung S-TEC ZBW Hohenheim,
+49 711 459 22827, Evelyn_Reinmuth@uni-hohenheim.de
Text: Elsner