Deutsch-afrikanisches Fachzentrum UKUDLA: Kick-off in Kapstadt [22.09.25]
Feierliches Kick-off-Meeting mit politischer Prominenz samt Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters: In Kapstadt ist am 16. September 2025 das deutsch-afrikanische Fachzentrum UKUDLA offiziell gestartet. Die Uni Hohenheim als deutsche Projektpartnerin war mit einer vielköpfigen Delegation angereist. Ziel des Fachzentrums ist es, nachhaltige und resiliente Ernährungssysteme in Afrika durch gemeinsame Forschung, Weiterqualifizierung und Wissenstransfer zu stärken. Ausgestattet mit knapp 6,5 Millionen Euro Fördergeldern stellt UKUDLA einen großen Sprung für die Afrika-Forschung der Universität Hohenheim dar.
Strahlende Gesichter an einem quirligen Auftakt: Am vergangenen Dienstag fiel der offizielle Startschuss für das Fachzentrum UKUDLA. Forschende, Studierende und Politiker:innen aus zwei Kontinenten kamen dabei in Südafrika zusammen. An dem herrlichen Frühlingstag stießen sie in der Residenz des deutschen Botschafters auf diesen Moment an. Der Enthusiasmus und die Freude der Anwesenden waren förmlich spürbar.
Bis zum Jahr 2029 fördert der DAAD mit Bundesgeldern das Projekt UKUDLA, Südafrika bringt sich ebenfalls finanziell ein. Am „Afrikanisch-Deutschen Fachzentrum für nachhaltige und resiliente Ernährungssysteme und angewandte Agrar- und Ernährungsdatenwissenschaften“ – so die offizielle Bezeichnung – sind neben der Universität Hohenheim auf deutscher Seite drei südafrikanische Universitäten – Western Cape, Pretoria und Mpumalanga – sowie die University of Agriculture and Natural Resources in Lilongwe (Malawi) beteiligt.
Was ist UKUDLA? |
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„UKUDLA ist ein echter Sprung für die Afrika-Forschung an unserer Universität“, sagte Professorin Christine Wieck vor Ort. „Wir bauen ein Netzwerk auf, das ganz besonders Forschenden auf frühen Karrierestufen zugutekommt.“ Gemeinsam mit Professor Thomas Dimpfl hat Wieck die fachliche Leitung auf deutscher Seite inne.
Summer School und erste Programme
Auch wenn der offizielle Auftakt erst jetzt stattfand: Aktiv ist UKUDLA bereits seit Anfang des Jahres. Derzeit findet die erste Summer School in Kapstadt statt: 16 Studierende – je acht aus Südafrika und aus Hohenheim – erhalten dafür ein Stipendium. Mit Exkursion zu Farmen, Food-Workshops und Themen wie Tierhaltung oder nachhaltiger Fischzucht erweitern die Studierenden ihren fachlichen Horizont. „Die Teilnehmenden erhalten nicht nur theoretisches Wissen, sondern lernen direkt vor Ort, wie nachhaltige Ernährungssysteme gestaltet und datenwissenschaftliche Methoden integriert werden können“, erklärt Dimpfl. Die Studierenden berichten demnächst in einem Videoblog (VLOG) auf dem Instagram-Kanal der Uni Hohenheim über Ihre Erfahrungen
„Auch die erste Kohorte Master-Studierender ist bereits in Südafrika gestartet, die Auswahl der PhDs und Postdocs ebenfalls weitgehend abgeschlossen“, berichtet Wieck. Insgesamt habe UKUDLA drei Standbeine: Neben der Weiterqualifizierung auch Forschung und Wissenstransfer.
Weiterqualifizierung für Master bis Postdoc
Die gezielte Förderung von Wissenschaftler:innen auf frühen Karrierestufen ist ein zentrales Ziel von UKUDLA – vom Master- bis zum Postdoc-Level. Entwickelt wurden zunächst zwei Zertifikatsprogramme: eines fokussiert auf Food Systems, das andere auf Data Science. Letzteres lehne sich an das „AI & Data Science Certificate Hohenheim“ (AIDAHO) an, erläutert Dimpfl, jedoch mit spezifischer Ausrichtung auf Ernährungssysteme. „Dabei kooperieren wir eng mit DIGI-Face, einem weiteren afrikanischen Centre of Excellence.“
„Über UKUDLA unterstützen wir die jungen Forschenden an den afrikanischen Partneruniversitäten auf verschiedenen Ebenen“, stellt Wieck fest. „Die Stipendien eröffnen ihnen Möglichkeiten, die sie sonst nicht hätten. So können sich Postdocs ein Jahr lang ganz auf ihre Forschung konzentrieren. Sonst müssten sie erst einmal eine Lehrtätigkeit aufnehmen.“
Für Studierende aus Afrika gibt es außerdem den „Master by research“, ergänzt Dimpfl. „Zwei Jahre Forschung statt Kurse führen dabei zum Master-Degree. Hierfür suchen wir noch Kolleginnen und Kollegen in Hohenheim, die die Studierenden gemeinsam mit den Kolleg:innen unserer Partneruniversitäten betreuen“, so sein Appell.
Reallabore in Südafrika und Malawi
In der Forschung hat UKUDLA die Schnittstelle zwischen Ernährungssystemen und Datenwissenschaft im Fokus. „Wir wollen KI und maschinelles Lernen nutzen, um Landwirtschaft und Ernährung widerstandsfähiger zu machen“, sagt Wieck. Dafür werden im Rahmen des Programms zwei Lehrstühle an den Partneruniversitäten in Kapstadt und Mpumalanga eingerichtet.
Inhaltlich decken die Themen die ganze Wertschöpfungskette ab: In drei Forschungslinien und drei Junior Research Teams reicht das Spektrum von Wasserknappheit, Ernährungssicherheit und Tierwissenschaften über Agrarpolitik und Klimawandel bis hin zur Lebensmittelverarbeitung und Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. „Drei Standorte in Südafrika und Malawi dienen uns dabei als Reallabore, so dass wir sehr praxisnah arbeiten.“
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Wissenstransfer in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur in die Wissenschaft, sondern auch in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft des südlichen Afrikas einfließen. „Nur wenn wir Forschungsergebnisse in die Praxis bringen, können wir Ernährungssysteme langfristig verbessern“, so Dimpfl.
Um die unterschiedlichen Perspektiven, Fachkenntnisse und Erfahrungen zu integrieren, veranstaltet UKUDLA zum Beispiel Netzwerktreffen und Workshops, Exkursionen, Dialog-Veranstaltungen, Ausstellungen oder Trainings.
Afrika-Forschung in Hohenheim – über Fakultätsgrenzen hinweg
In Hohenheim erwartet das Hohenheimer UKUDLA-Team ab Herbst einen konstanten Flow an Gastwissenschaftler:innen: „Die Idee ist, dass alle afrikanischen Forschenden jeweils einmal nach Deutschland kommen und umgekehrt“, erklärt Wieck.
HINTERGRUND zu UKUDLA
UKUDLA ist ein gemeinsames Projekt des DAAD und der drei beteiligten Bundesministerien. Es geht auf den Runden Tisch der Bundesregierung zur „Internationalisierung von Bildung, Wissenschaft und Forschung“ mit Fokus auf Subsahara-Afrika zurück.
Das Auswärtige Amt finanziert den Grundbetrieb des neuen Fachzentrums, das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert einen Lehrstuhl sowie deutsche Promovierende und Postdocs, und das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) unterstützt das Doktorandenprogramm für afrikanische Promovierende und Postdocs. Insgesamt beträgt die Förderung auf deutscher Seite rund 6,5 Mio. Euro von 2025 bis 2029. Die Finanzierung des zweiten Lehrstuhls wird von Südafrika über die National Research Foundation und das Department of Science, Technology and Innovation übernommen.
Text: Elsner