Good Travel Stories:
"Zugfahren als geschenkte Zeit" [30.07.25]
Weniger fliegen: Rund 5.000 Dienstreisen führen Beschäftigte der Uni Hohenheim jedes Jahr ins In- & Ausland. Die Wahl des Verkehrsmittels hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Treibhausgasbilanz der Universität. In unserer Reihe „Good Travel Stories“ erzählen Uni-Angehörige, wie sie auf Dienstreisen aktiv Emissionen einsparen. Heute: Prof. Dr. Iris Lewandowski – über Zugfahrten als geschenkte Zeit & Teamlösungen mit Weitblick.
Schon gewusst? Marseille, London oder Wien sind von der Uni Hohenheim aus in weniger als 8 Stunden mit dem Zug erreichbar. Eine neue Karte auf der Dienstreise-Homepage gibt Inspiration, wo sich Emissionen sparen lassen. Dabei unterstützt auch das Travel Decision Tool von FlyingLess. Eine Initiative des Green Office | Green Team "Campus & Infrastruktur".
Good Travel Stories: Prof. Dr. Iris Lewandowski
Mein Team am Fachgebiet „Nachwachsende Rohstoffe in der Bioökonomie“ forscht zu vielfältigen Nachhaltigkeitsthemen. Unter anderem unterstützen wir die Uni Hohenheim auch bei ihrer jährlichen Treibhausgasbilanzierung.
Dabei denke ich oft: Gerade wir sollten in unserem Arbeitsalltag mit gutem Beispiel vorangehen. Ein besonders wirkungsvoller Ansatzpunkt sind unsere Dienstreisen. Wir haben einmal durchgerechnet, welchen Anteil Flugreisen am CO2-Fußabdruck unseres eigenen Fachgebiets haben – und die Ergebnisse waren eindeutig…
Selbstverpflichtung zu nachhaltigem Reisen
Die Uni Hohenheim gibt bei Dienstreisen keine strikten Vorgaben zur Wahl des Verkehrsmittels. Deshalb haben wir uns im Team überlegt, welche nachhaltigen Standards wir uns selbst setzen möchten.
Schnell waren wir uns einig: Ziele, die wir innerhalb von 10 Stunden mit der Bahn erreichen können, steuern wir ohne Flug an. Inlandsflüge vermeiden wir grundsätzlich. Natürlich bedeutet das manchmal längere Reisezeiten oder zusätzliche Übernachtungen. Aber wir sind überzeugt: Es lohnt sich!
Flexibilität im Team ist entscheidend
Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass nicht alle im Team gleich flexibel sind. Wer kleine Kinder betreut oder andere familiäre Verpflichtungen hat, muss bei längeren Reisen anders planen. Offene Gespräche im Team helfen hier sehr. Oft lässt sich eine Reise innerhalb des Teams umverteilen – ohne Druck, dafür mit Verständnis.
Klar ist auch: Internationale Flüge lassen sich oft nicht vermeiden. Doch manchmal findet sich auch hier eine nachhaltigere Lösung.
In unserem Team gibt es beispielsweise viele internationale Wissenschaftler:innen, die für Feldforschungen in ihre Heimatländer reisen. Wenn sich eine solche Dienstreise mit einem ohnehin anstehenden Familienbesuch verbinden lässt, können wir also Flüge sparen. Manchmal bleibt dann jemand drei Monate im Ausland, und wir organisieren in dieser Zeit eine Vertretung für Vorlesungen & Co. Mit guter Planung klappt auch das.
Perspektivwechsel: Zugfahren als „geschenkte Zeit“
Als Fachgebietsleiterin möchte ich natürlich auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Ich bin dienstlich sehr viel unterwegs und habe mich an lange Bahnfahrten gewöhnt – etwa nach Berlin oder Brüssel.
Ich betrachte Zugfahrten dabei nicht als verlorene Zeit, sondern als geschenkte. Ohne Meetings und ständige Unterbrechungen kann ich längere Texte lesen, E-Mails abarbeiten oder konzentriert schreiben. Tatsächlich sind auf langen Zugfahrten oft schon halbe Antragspapiere entstanden.
Und wenn ich mit Kolleg:innen unterwegs bin, ergeben sich oft die besten Gespräche. Gerade Promovierende profitieren von solchen Gelegenheiten, tiefer ins Gespräche zu kommen. Eine meiner schönsten Erinnerungen in diesem Zusammenhang ist eine Zugfahrt nach Marseille zu einer Biomasse-Tagung, gemeinsam mit vielen Team-Mitgliedern. Es war eine Mischung aus produktivem Austausch und geselligem Beisammensein.
Diese kreative und entspannte Atmosphäre betrachte ich geradezu als "Privileg". Vielleicht hilft uns ja dieser Perspektivwechsel: Die Universität schreibt uns nicht vor, dass wir mit dem Zug fahren müssen, aber wir dürfen es. Gönnen wir uns also diese Zeit!