Tiergesundheit:
Mikroplastik stört Darmmikrobiom und Fermentation bei Nutztieren [26.11.25]
Studie der Universitäten Hohenheim, Helsinki, Zürich und der TU München deckt neue Risiken für die Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit auf.
Mikroplastik beeinträchtigt die Fermentation im Pansen von Rindern und beeinflusst das Darmmikrobiom. Das zeigt eine neue gemeinsame Studie der Universitäten Helsinki, Zürich, Hohenheim und der TU München. Die Forschenden inkubierten Flüssigkeit aus dem Pansen – der ersten Magenkammer von Rindern – mit verschiedenen gängigen Mikroplastikarten und stellten fest: Alle getesteten Kunststoffe veränderten die mikrobielle Aktivität, reduzierten die Gasproduktion und wurden teilweise abgebaut.
„Wir müssen besser verstehen, wie sich Mikroplastik auf die Tiergesundheit und die Lebensmittelsicherheit auswirkt – insbesondere, da die weltweite Kunststoffproduktion weiter steigt“, erklärt Studienleiter Daniel Brugger, Associate Professor in Companion and Monogastric Production Animal Nutrition der Universität Helsinki, das Ziel der Forschung.
„Unsere Studie zeigt, dass Mikroplastik nicht einfach durch den Pansen von Rindern hindurchgeht“, so Jana Seifert, Professorin für Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren an der Universität Hohenheim. Vielmehr wirke der Verdauungstrakt als „Bioreaktor“, der Plastik fragmentiert und damit potenziell neue Risiken schafft. Ein gestresstes Mikrobiom könne die Tiergesundheit beeinträchtigen. Kleinere Kunststofffragmente könnten zudem leichter ins Gewebe gelangen – und damit auch in die Lebensmittelkette.
Die Forschenden unterstreichen die Bedeutung eines besseren Plastikmanagements in der Landwirtschaft, etwa bei Folien, Verpackungsmaterialien und Klärschlamm auf Feldern. „Plastikverschmutzung hat direkte biologische Folgen für Nutztiere und möglicherweise auch für den Menschen über die Nahrungskette“, betont Cordt Zollfrank, Professor für Biogene Polymere an der Technischen Universität München.
Die Studie liefert auch eine Grundlage für künftige Risikobewertungen und Überwachungen. Dies muss bei der Festlegung von Kontaminationswerten und bei der Entwicklung von Methoden zum Nachweis von Kunststoffen in Futtermitteln, Gülle und tierischen Produkten berücksichtigt werden.
HINTERGRUND: Einsatz von Tieren bei der Studie
Die Versuche mit Tieren zu dieser Studie wurden an der TU München durchgeführt. Daran schlossen sich die Omics-Analysen an der Universität Hohenheim an. Durchgeführt wurden ausschließlich In-vitro-Versuche mit dem sogenannten Hohenheimer Gas-Test. Der dafür benötigte frische Pansensaft stammte aus zwei Pansen-fistulierten nicht-laktierenden Holstein Kühen an der TU München.
Die Universität Hohenheim ist Erstunterzeichnerin der 2021 gestarteten, bundesweiten Initiative Transparente Tierversuche. Sie legt an die Durchführung von Tierversuchen sehr strenge Maßstäbe: Bereits 2017 hat sie sich eine Leitlinie gegeben, in der sie sich weiterhin zu deren Notwendigkeit bekennt, aber auch zur Verpflichtung, diese zu reduzieren, abzumildern und transparent darüber zu informieren.
Weitere Infos zum Thema unter www.uni-hohenheim.de/tierversuche
Publikation
The interaction of microplastics with the ruminal ecosystem in vitro
J. Eichinger, J. Seifert, J.S. Sáenz , N. Amin, S. Lorenz , F. Eckel, C. Zollfrank, W. Windisch, D. Brugger, Journal of Hazardous Materials, 500 (2025) 140481 https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2025.140481
Text: Elsner
Kontakt für Medien:
Assoc. Prof. Dr. Daniel Brugger, University of Helsinki, Companion and Monogastric Production Animal Nutrition, daniel.brugger@helsinki.fi, +358294158503
Prof. Dr. Jana Seifert, Universität Hohenheim, Fachgebiet Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren, seifert.jana@uni-hohenheim.de, +49 711 459 24284
Prof. Dr. Cordt Zollfrank, Technische Universität München, Biogene Polymere, cordt.zollfrank@tum.de, +49 9421 187 450

