"Niemand wurde gezwungen, ein Tier aufzuschneiden"

Die bereits toten, männlichen Küken stammen aus einer Legehennen-Zucht.


Da in unserer WhatsApp-Gruppe nach der Feedbackstunde noch eine kleine Diskussion aufkam, wurden wir gebeten, an diese Mailadresse unsere Meinung weiter zu geben, falls wir Interesse daran hätten.

Es kam das Argument auf, dass das Sezieren der Tiere Verschwendung wäre, da die Tiere so auf dem "Seziertisch" liegen und danach in die Tonne kommen.

So wie ich das im Kurs mitbekommen habe, wurden die Regenwürmer und Schaben als Futtertiere in einer Zoohandlung o.ä. gekauft, die Muscheln und Forellen kamen aus einer Nahrungsmittel produzierenden Kultur, die Küken wäre geschreddert worden* und Frösche und Mäuse waren "ausgemusterte" Zuchttiere der Uni. Die Krabben kamen von einer Forschungsstation, die diese Tiere gesammelt hat, leider weiß ich darüber nicht Bescheid...hoffe der Rest stimmt und ich gehe von keinen falschen Annahmen aus.

Zudem wurde argumentiert, dass viele Unis einen solchen Kurs anbieten und somit mehr Nachfrage bei den Züchtern entstehen würde, was zu mehr Angebot führt und somit zu mehr getöteten Tieren.

Darüber denke ich allerdings anders.

Nicht jede Uni, die diesen Kurs anbietet, nimmt dann auch die gleichen Tiere. Zum Beispiel nehmen manche Unis statt Muscheln ausgemusterte Schnecken der Universitätszüchtung oder statt Forellen andere Fische.

Somit steigert sich die Nachfrage, wenn überhaupt, nur minimalst.

Zu den Säugern hätte man wahlweise noch einen Besuch auf dem Schlachthof anbieten können, damit man sieht, wie tatsächliche Verschwendung aussieht.

Ich selbst komme aus einer Landwirtschaft mit Mastschweinhaltung, trotzdem halte ich unseren übermäßigen Verzehr von Fleisch für Verschwendung, nicht aber das Sezieren im "Schnippelkurs".

Die Tiere die gestorben sind dienten unserer Ausbildung, was durch die Praxis eindeutig anschaulicher und interessanter wurde als nur durch den Einsatz von Büchern und Texten. Es ist ein Unterschied, ob man anatomische Merkmale nur schematisch im Buch dargestellt zu sehen bekommt, oder ob man sich selbst damit auseinandersetzt. Form, Farbe, Konsistenz, Gewebemerkmale und Besonderheiten können kein Buch und keine Abbildung so gut darstellen wie ein ehemals lebendiges Tier.

Niemand wurde gezwungen, ein Tier aufzuschneiden, und wer mit Interesse und Konzentration die Sache angegangen ist, konnte auch sehr viel aus den praktischen Übungen mitnehmen.

So ging es mir zumindest. Ein kleines bisschen Praxis schadet sicher nicht in einem sonst sehr theoretisch ausgerichteten Uni-Studium.

Martina, 1. Fachsemester, Biologie

*Anm. d. Red.: In Deutschland werden männliche Küken in Hühnerzuchtanlagen für Legehennen geschreddert oder durch CO2 getötet. Die Universität engagiert sich in der Suche nach Alternativen – z.B. durch sog. Zwei-Nutzungs-Hühnern | mehr Infos




Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.