"Momente, in denen mein Herz ein wenig geblutet hat"

Die Regenbogenforellen kommen von einem Fischhändler und werden dort ausschließlich zum Verzehr gezüchtet. Auch sie werden tot bezogen.


Ich bin Biologie B. Sc. Studentin im 1. Semester und möchte hiermit die Gelegenheit wahrnehmen, meine Meinung/Erfahrung mit dem Kurs "Bau und Funktion der Tiere" mitzuteilen.

Ich habe das Studium der Biologie gewählt, weil ich schon immer fasziniert von der Welt war und vor allem von all dem Leben um uns herum.

Ich wuchs in einer Familie auf, in der es immer Tiere gab und gibt. Von exotisch besetzten Aquarien, über die klassischen Nagetiere bis hin zu Vögeln und vor allem einigen Katzen, samt eigenem Wurf. Daher hatte ich schon immer ein größeres Verständnis und vor allem eine tiefe emotionale Bindung zu Tieren.

Natürlich war ich auch mit dem Tod der Tiere konfrontiert (Krankheit/Altersschwäche) und es war jedes Mal eine schlimme Erfahrung. In mir Wuchs das Bedürfnis, Tiere noch besser verstehen und ihnen helfen zu können.

Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, wie sehr mir das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Und dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb, war ich sehr POSITIV von dem Kurs überrascht.

Durch die – meist ;) – sehr professionelle Herangehensweise und Erklärungen des Dozenten, habe ich mich sehr gut auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet gefühlt.

Erstaunlicherweise vermittelte er auch, dass der "Spagat" möglich ist, zwischen "ich versorge die Tiere und hänge an ihnen" und "ich schneide diese Tiere jetzt auf um anderen deren Funktion erklären zu können". Er machte uns auch klar, dass die Tiere niemals speziell für uns "sinnlos" getötet wurden. Die meisten waren "Produkte" aus der Lebensmittelindustrie oder sehr alte Exemplare, die zu Forschungszwecken an der Universität gehalten wurden.

Natürlich gab es Momente, in denen mein Herz ein wenig geblutet hat und mir die Tiere Leid taten bzw. ich Skrupel hatte, sie zu zerlegen. Dennoch kann ich dem Argument absolut zustimmen, dass kein Foto oder Film der Welt an ein echtes Präparat herankommen, was die Lehrwirkung und Veranschaulichung angeht.

Ich persönlich habe sehr viel mitnehmen können und war sehr überrascht von dem professionellen Auftreten der Verantwortlichen und dem Bemühen, alles so human wie möglich zu gestalten. Einzig ein Paar der HiWis haben sich hin und wieder zu Albereien oder unnötigen/gemeinen Kommentaren hinreißen lassen, da hätte vielleicht eine bessere Schulung Sinn gemacht.

Viele nennen diesen Kurs ja "Schnippelkurs" und argumentieren mit Tierquälerei etc. Aber ich finde, wenn man später einmal vielen Tieren oder Menschen mit dem hier erworbenen Wissen helfen kann, dann ist dies das Opfer der Tiere wert. Solange man es schätzt!

Zumal ja wirklich sehr genau darauf geachtet wird (zumindest wurde uns das versichert), dass kein Tier unnötig leiden muss.

Bitte entschuldigt den unglaublich langen Text - aber ich hoffe, ich habe Euch die Sicht eines tierfreundlichen Sympathisanten des "Bau und Funktion der Tiere" Kurses vermitteln können.

Carolin, 1. Fachsemester, Biologie




Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.