Tanninhaltige Ackerfuttermittel als Komponenten der Endoparasiten-Bekämpfung bei kleinen Wiederkäuern im ökologischen Landbau

Status
abgeschlossen
Projektbeginn
01.06.2015
Projektende
31.05.2016
Förderkennzeichen
2015430 MLR Ba.Wü.
Beschreibung

Im Rahmen des interdisziplinären Projektes „Tanninhaltige Ackerfuttermittel als Komponenten der Endoparasiten-Bekämpfung bei kleinen Wiederkäuern im ökologischen Landbau“ wurde im Rahmen einer Literaturstudie der Stand des Wissens zur Bedeutung der Züchtung für die Kontrolle von Endoparasiten bei kleinen Wiederkäuern erhoben. Darüber hinaus wurden Gefäß- und Feldversuche durchgeführt, um die Anbaueignung verschiedener Sorten und Genotypen von Chicorée und Esparsette zu prüfen und die Gehalte an bioaktiven Inhaltstoffen zu bestimmen. Dabei standen die Gehalte an kondensierten Tanninen im Mittelpunkt, da diese für die Kontrolle von Magen-Darm-Nematoden von besonderer Bedeutung sind. Außerdem fanden Verdaulichkeitsuntersuchungen mit dem Probenmaterial dieser Genotypen und Sorten statt, um deren Futterwert in Abhängigkeit von ihrer Eignung zur Endoparasitenbekämpfung zu ermitteln.

Die Zielsetzung der Literaturstudie war, den Stand des Wissens über die Möglichkeiten der Resistenzzüchtung auf MDN zusammenzufassen und notwendige Schritte für die Implementierung der Integration der Resistenz in die genetische Verbesserung kleiner Wiederkäuer in Deutschland zu identifizieren. Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen: Eine Voraussetzung für die Auswahl von resistenten Rassen und die Selektion resistenter Individuen als Eltern für die nächste Generation ist, dass die (relative) Resistenz gegen Infektionen mit MDN genetisch bedingt ist. Obwohl die genetische Architektur der Resistenz bislang noch nicht vollständig entschlüsselt ist, weisen die meisten Studien auf die Beteiligung von Prozessen hin, die mit der immunologischen Abwehrreaktion verbunden sind. Generell wird angenommen, dass die genetische Grundlage der Resistenz polygen ist und sich von Rasse zu Rasse unterscheidet. In Europa wurden im letzten Jahrzehnt jedoch kaum Studien zu Unterschieden zwischen Ziegen oder Schafrassen in der Resistenz gegen Infektionen mit MDN durchgeführt. Ein Bericht aus Frankreich aus dem Jahr 2001 hat gezeigt, dass ausgeprägte Rasseunterschiede in der Ausscheidung von Wurmeiern vermutlich mit Unterschieden im Fressverhalten zusammenhängen. Dies deutet darauf hin, dass neben der Immunreaktion auch genetisch bedingte Verhaltensaspekte („Selbstmedikation“) zur Resistenz beitragen, welche jedoch nicht in Versuchen erfasst werden können, bei denen Tiere künstlich infiziert werden und eine Standardfütterung erhalten. Während die Heritabilität für Resistenz bei Schafen bekannt ist und die Merkmale systematisch erfasst und in gewerbliche Zuchtprogramme integriert wurden, ist die Datenverfügbarkeit für Ziegen gering.

Im Rahmen der pflanzenbaulichen Untersuchungen wurden jeweils fünf aktuell verfügbare Chicorée- und fünf Esparsette-Sorten im Feldversuch unter ökologischen Anbaubedingungen geprüft, ein Teil dieser Sorten wurde außerdem in On-Farm-Versuchen auf zwei Landwirtschaftsbetrieben in Baden-Württemberg angebaut. Basierend auf den Ergebnissen der Feldversuche wurden die Chicorée-Sorten Puna II, Commander und Puna aufgrund ihrer guten pflanzenbaulichen Eigenschaften, ihrer Eignung als Futterpflanze und ihrer Gehalte an bioaktiven Inhaltsstoffen als „sehr gut“ eingestuft. Allerdings kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage über die Winterhärte dieser Sorten getroffen werden. Bei der Esparsette wurden die Sorten Perdix und Somborne mit „sehr gut“ bewertet. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Bewertungen für beide Kulturen auf einjährigen Versuchsergebnissen beruhen und weitere Untersuchungen notwendig sind, um abschließende Anbauempfehlungen geben zu können.

Neben den Feldversuchen wurden mit Chicorée—und Esparsette-Genotypen aus Genbanken Gefäßversuche durchgeführt, um die Spannweite der bioaktiven Inhaltsstoffe zu erfassen. Dabei zeigte sich, dass sowohl bei der Esparsette als auch beim Chicorée Genotypen existieren, die hohe Gehalte an kondensierten Tanninen und/oder Rohrprotein aufweisen und damit für weitere Züchtungsarbeiten in Frage kommen.

Hinsichtlich einer möglichen antiparasitären Wirkung bei guter Verdaulichkeit scheint die Fütterung von Chicorée- und Esparsette-Sorten mit mittleren und hohen Konzentrationen an Gesamtphenolen und Gesamtanninen und gleichzeitig hoher Gesamttraktverdaulichkeit der organischen Substanz und hohen Gehalten an metabolisierbarer Energie an kleine Wiederkäuer empfehlenswert. Die zeitgleiche Reduktion des ruminalen Proteinabbaus könnte sich zudem positiv auf die Proteinversorgung des Tieres und dessen Stickstoffnutzungseffizienz auswirken. Jedoch sollten die Ergebnisse mit Pflanzenmaterial aus Freilandversuchen sowie in in-vivo-Fütterungsversuchen verifiziert und die Wirksamkeit von Chicorée in der Kontrolle von gastrointestinalen Nematoden geprüft werden.

Zusammenfassend lässt sich eine hohe Futterqualität von Chicorée bestätigen, die chemische Zusammensetzung der einzelnen Sorten hängt dabei stärker vom Erntezeitpunkt als von der Sorte ab. Es sollten daher Sorten mit hohen Biomasseerträgen gewählt und der Effekt der Anbaubedingungen und des Erntezeitpunktes auf die nutritiven Eigenschaften und den Gehalt an antiparasitär wirkenden kondensierten Tanninen dieser Sorten näher untersucht werden.

Beteiligte Personen

Beteiligte Einrichtungen

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