100 Jahre Verein ehemaliger Hohenheimer Ackerbauschüler
Enthüllung einer Erinnerungstafel im Ochsenhof  [30.06.10]

Festliche Veranstaltung zum 100. Jubiläum des Ehemaligenvereins und Enthüllung einer Erinnerungstafel an die Ackerbauschule Hohenheim am 03. und 04. Juli 2010 im Schloss Hohenheim und Osthof

1910 wurde der Verein ehemaliger Hohenheimer Ackerbauschüler gegründet. Die Absolventen dieser Schule sind in diesem Verein organisiert und halten die Erinnerung an die bekannte ehemalige Lehrinstitution wach. Die Gründung der Schule erfolgte durch Verfügung des Königs Wilhelm I. im Jahr 1818, dem selben Jahr wie die Gründung der Universität Hohenheim.
Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums stiftet der Ehemaligenverein eine Erinnerungstafel, die am 3. Juli um 18:00 Uhr im Osthof des Schloss´ Hohenheim enthüllt wird. Die Bronzetafel zeigt den Ochsenhof im Relief und trägt die Inschrift: „In diesem Gebäude befand sich die Ackerbauschule Hohenheim von 1818 bis 1973“. Zur feierlichen Enthüllung der Tafel lädt der Verein auch Medienvertreter herzlich ein.

„Durch diese Kellertüre habe ich Kartoffeln in den Schlosskeller von Professor Münzinger, den Oberleiter der Gutswirtschaft, getragen, erinnert sich Dr. h. c. Norbert Natter, während er über das Campusgelände rund um Schloss Hohenheim flaniert.

Ein paar Schritte weiter stoppt der 83-Jährige erneut: „Und hier mitten im Osthof, der damals noch Ochsenhof genannt wurde, befand sich der Misthaufen für den Pferdestall der damaligen Gutswirtschaft“, erzählt der ehemalige Schüler der Ackerbauschule Hohenheim. Heute gehört der Osthof den Anzugträgern: Seit den 70er Jahren residiert hier die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die einst rustikale Kulisse existiert nur noch vor den inneren Augen der alten Herren.

Bronze-Tafel des Plieninger Künstlers Markus Wolff

Damit Erinnerungen wie diese nicht verloren gehen, ersannen einige Vereinsmitglieder jetzt die Idee mit der Gedenktafel. Einer davon: Dr. h. c. Norbert Natter, Ehrensenator der Universität Hohenheim. Von 1946 bis 48 erlernte er an der Ackerbauschule Hohenheim die Grundlagen der Landwirtschaft. Es folgte ein Studium an der Universität Hohenheim. Seit 2 Jahren ist er der Vorsitzende des Ehemaligen-Vereins der Ackerbauschule, seiner einstigen Ausbildungsstätte. Ihm fiel auf, dass auf dem Hohenheimer Campus und dessen Ostflügel nichts mehr an die Ackerbauschule erinnert. Zu viel hat sich seit der Schließung der Ackerbauschule 1973 rund um das Hohenheimer Schloss verändert.

Wo früher zwei bis drei Schüler-Jahrgänge der Internatsschule lernten, wohnten und arbeiteten; befinden sich heute Büros und Seminarräume des Instituts für BWL der Universität Hohenheim. Neben dem Torbogen und Eingang zu Instituten wird ab Juli 2010 eine Tafel aus Bronze an die Ackerbauschule erinnern. Der Plieninger Künstler Markus Wolff gestaltet die Erinnerungstafel für den Verein.

Dokumentierte Geschichte

Anlässlich der 100. Jubiläums-Mitgliederversammlung hat Natter eine Bilddokumentation der Ackerbauschule erarbeitet. Sie geht zurück auf das Gründungsjahr der Ackerbauschule Hohenheim 1818. Königin Katharina gründete die Ackerbauschule als Antwort auf die Hungerjahre 1816 und 1817. Die miserablen Ernteerträge der beiden „nassen Jahre“ bewegten die Königin dazu, in die Landwirtschaft zu investieren. Als „Wohltätigkeits-Anstalt“ ließ sie die Schule für „10-12 Waisenknaben“ aus dem Stuttgarter Waisenhaus errichten. Zur Ausbildung gehörte Unterricht im Säen, Pflügen, Düngen, Ernten und in der Tierhaltung sowie praktische Arbeit im Gutsbetrieb. Zwanzig Jahre später hatte sich die „Wohltätigkeits-Anstalt“ zur festen Ausbildungseinrichtung etabliert. Anfänglich drei, ab 1900 dann zwei Jahrgänge nahm die Ackerbausschule fortan in ihr Internat auf.

Die Schüler wurden von einem Internatsleiter betreut und von Professoren und Assistenten der Hochschule und späteren Universität in Theorie der Landbewirtschaftung unterrichtet. In Praxisphasen arbeiteten sie im Gutsbetrieb. Die Absolventen der Schule waren gefragte Gutsbeamte und Verwalter für größere Betriebe vor allem in Ostdeutschland, soweit sie nicht in den elterlichen Betrieb zurückkehrten.

Auch nach dem 2. Weltkrieg war die Schule wieder voll besetzt. Doch die Spezialisierung und Technisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik führte ab 1965 zu abnehmenden Schülerzahlen. 1973 musste die traditionsreiche Ackerbauschule geschlossen werden.

300 Mitglieder halten Erinnerung wach

Die Mitglieder des Vereins ehemaliger Hohenheimer Ackerbauschüler pflegen heute die Erinnerung an ihre Ackerbauschule. Sie treffen sich jährlich am Ehemaligentag, der traditionsgemäß seit 100 Jahren am 1. Sonntag im Juli in Hohenheim stattfindet. Sie organisieren gemeinsame Exkursionen durch ganz Europa. Ihre Vereinszeitschrift ist „Der Landbaumann“, der 2010 als 100. Jahrgang erscheint. Er ist das Bindeglied zu allen Mitgliedern, auch zu jenen, die aus Altersgründen oder weil sie fern ab in Südafrika, Kanada und Australien leben, nicht nach Hohenheim kommen können.

Die Enthüllung der Erinnerungstafel für die Ackerbauschule findet am 3. Juli um 18:00 Uhr im Osthof von Schloss Hohenheim statt. Festreden halten Prof. Dr. Hans-Peter Liebig, Dr. Norbert Natter und der Bildhauer Markus Wolff. Am Folgetag, 4. Juli um 10:00 Uhr feiert der Verein sein 100-jähriges Jubiläum festlich im Balkonsaal des Schlosses.

Text: Konstantinidis / Klebs

Kontakt für Medien:

Dr. h.c. Norbert Natter, Ehrensenator der Universität, Vorsitzender des Vereins ehemaliger Hohenheimer Ackerbauschüler, Tel.: 0711-681656, E-Mail: kanonatter@aol.com


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