½ Mio Euro für besseren Bachelor:
Universität Hohenheim erhält Preis für zukunftsweisendes Lehrkonzept  [20.05.10]

Wissenschaftsministerium Ba-Wü prämiert Gemeinschaftskonzept von Lehrenden und Lernenden im Wettbewerb „Studienmodelle individueller Geschwindigkeit“

Zeit für breitere Bildung, Projektgelder für alternative Lehrkonzepte, Schlüsselqualifikationen und neue Studiencoaches: Studierende der Universität Hohenheim können die Dauer ihres Bachelor-Studiums künftig individuell bestimmen – und die neuen Freiräume gewinnbringend füllen. Möglich macht dies ein Preisgeld von 500.000 Euro des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, welches das Hohenheimer Konzept als „Studienmodell mit Vorbildcharakter“ auszeichnete. Um das bestehende System flexibler zu machen, hatte das Wissenschaftsministerium im Dezember 2009 den Wettbewerb „Studienmodelle individueller Geschwindigkeit“ ausgelobt. Insgesamt werden heute 11 Konzepte von Landeshochschulen ausgezeichnet.

Strukturiertes Schnellstudium oder doch lieber mehr Zeit für individuelles Lerntempo, mehr Schlüsselqualifikationen, ein Praktikum im In- oder Ausland zur Berufsqualifizierung, besondere Interessen und den Blick über den Tellerrand? Der Bachelor soll Studierenden in Hohenheim künftig mehr Freiheit bieten.

Um eine Reform des gegenwärtigen Systems voranzutreiben hatte das Wissenschaftsministerium im vergangenen Dezember den Wettbewerb zum „Studienmodell individueller Geschindigkeit“ ausgelobt. Unter den 30 eingereichten Anträgen von Universitäten und Fachhochschulen wählte das Ministerium diese Woche nun elf besonders zukunftsweisende Projekte aus – darunter das der Universität Hohenheim. Für einen Zeitraum von drei Jahren werden die  Studienmodelle mit insgesamt je 500.000 € gefördert. Bedingung ist eine Beteiligung der Hochschulen in derselben Höhe. Davon wird die Universität Hohenheim nach einvernehmlicher Entscheidung auch 300.000 € aus Studiengebühren verwenden.

„Der Wettbewerb kam für uns genau zur richtigen Zeit“, berichtet Prof. Dr. Martin Blum, Prorektor für Lehre an der Universität Hohenheim. „Den Bachelor studierbarer zu machen, hatten wir uns seit längerem auf die Fahne geschrieben. Für den Wettbewerb konnten wir bereits vorhandene Ideen weiterentwickeln.“

Erfolgsentscheidend sei vor allem die Mitwirkung der Studierenden gewesen, so Prof. Dr. Blum. „Dank der Initiative der Studierendenvertreter gibt es in Hohenheim seit letztem Semester ein innovatives Forum, das Studierende und Lehrende aller Fakultäten regelmäßig an einen Tisch bringt, um Erfahrungen mit der Bologna-Umsetzung auszutauschen und Reformen anzustoßen. Hier haben wir gemeinsam das Konzept entwickelt, das jetzt auch das Ministerium überzeugte.“

„Uns Studierenden geht es besonders darum Kritik aus dem Bildungsstreik konstruktiv aufzunehmen“, erklärt Studierendenvertreter David Maurer, der den Antrag in der Bologna-Kommission mit ausgearbeitet hat. „Das heißt Verschulung und Prüfungsdruck abzubauen und Freiräume für Aktivitäten zu schaffen, die über den Stundenplan hinausgehen. Gleichzeitig soll niemand per se dazu gezwungen werden, länger als sechs Semester zu studieren.“

 

Strukturiertes Schnellstudium oder Zeit für individuelle Interessen

Konkret soll es in Hohenheim ab kommendem Wintersemester möglich sein, alle Bachelor-Studiengänge bei gleichem Umfang an Leistungsnachweisen in sechs, sieben oder acht Semestern zu studieren. Der 6-semestrige Bachelor ist damit nicht mehr Regelfall, sondern eine individuelle Option für die Studierenden, die sich ein besonders schnelles und strukturiertes Studium wünschen.

Alle Studierenden sind jedoch ausdrücklich aufgefordert, sich ein oder zwei Semester mehr Zeit für die Aktivitäten zu nehmen, die im engen Korsett des bisherigen Bachelors zu kurz kamen: Auslandsaufenthalt, Praktika, Schlüsselkompetenz-Seminare, Veranstaltungen aus anderen Fächern, studentische oder wissenschaftliche Projekte. Daneben soll Studierenden je nach Bedarf ein Puffer bleiben, um Wissenslücken zu schließen oder besondere Interessen im Fach zu vertiefen.

 

Studiencoaches, eLearning, Persönlichkeitsbildung

Mit dem Geld aus dem Wettbewerb will die Universität Hohenheim jetzt die notwendige Struktur schaffen, damit Studierende die gewonnenen Lernräume ihren Bedürfnissen entsprechend gezielt nutzen können.

Massiv ausbauen will Hohenheim insbesondere das Angebot im Bereich Schlüsselkompetenzen. Dazu wird das bereits bestehende F.I.T.-Programm (Fähigkeiten, Interessen, Talente) aufgestockt. Im Fokus steht das Anliegen, Studierenden nicht nur fachlich sondern auch als Persönlichkeit weiterzubilden. Die  Seminare vermitteln außerdem Kompetenzen für ein erfolgreiches Studium und den Berufseinstieg.

Daneben setzt die Universität Hohenheim auf Kreativität in der Lehre und Alternativen zu Massenveranstaltungen. Dozenten, die die ausgetretenen Pfade der üblichen Wissensvermittlung verlassen wollen, werden künftig gezielt vom Hochschuldidaktikzentrum unterstützt und können Gelder für Hiwi-Stellen beantragen. Ein erstes Pilotprojekt im Bereich moderiertes eLearning startet im Wintersemester im Fachgebiet Biologie.

Um Studienanfängern zu helfen, ihren Studienverlauf nach ihren individuellen Vorstellungen zu gestalten, sollen sie künftig sogenannte Studiencoaches an die Seite gestellt bekommen. Diesen Job können erfahrene Studierende aus höheren Fachsemestern übernehmen, die sich bereits im jeweiligen Fach auskennen. Mit einer Ausbildung zum Studiencoach sollen sie auch zu möglichen Berufsfeldern und zu den Hohenheimer Angeboten im Bereich Schlüsselqualifikationen beraten.


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