Doktorandenförderung:
Universität Hohenheim richtet zentrale Graduiertenakademie ein [16.07.15]
Senat beschließt fakultätsübergreifende Servicestelle für Nachwuchswissenschaftler / Wissenschaftsministerin Bauer lobt Aktivitäten
Doktoranden und Post-Docs fordern seit längerem bessere Rahmenbedingungen für ihr wissenschaftliches Weiterkommen. Mit der landesweit ersten Mittelbau-Richtlinie an der Universität Hohenheim, der Novelle des Landeshochschulgesetzes und dem Hochschulfinanzierungsvertrag des Landes Baden-Württemberg wurden bereits erste Akzente gesetzt, um ihre Arbeitssituation zu verbessern. Nun folgt in Hohenheim ein wichtiger Meilenstein: Am gestrigen Mittwoch beschloss der Senat einstimmig eine zentrale Graduiertenakademie für Doktoranden aller Fakultäten. Die Einrichtung soll Anfang 2016 ihre Arbeit aufnehmen. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer zollte dieser und vorherigen Aktivitäten bereits am Abend vor dem Senatsbeschluss ein anerkennendes Lob: „Meinen herzlichen Glückwunsch, dass sie so mutig anpacken, um der jungen Wissenschaftler-Generation gute Bedingungen zu geben“, erklärte sie auf einer Diskussionsveranstaltung mit Doktoranden und Post-Docs an der Universität Hohenheim. Weitere Informationen unter www.uni-hohenheim.de/promotion-konzept
Schätzungsweise 1200 Nachwuchswissenschaftler streben derzeit eine Promotion an der Uni Hohenheim an. Ziel der Graduiertenakademie und dem angeschlossenen Promotionsportal ist ein „One-Stop-Shop“, bei denen die Doktoranden und die Betreuenden eine zentrale Anlaufstelle für alle Belange haben.
Die neue zentrale Servicestelle soll zwei Hauptaufgaben übernehmen:
• Bürokratie abbauen: Die Servicestelle dient als zentrale Anlaufstelle während des gesamten Promotionsverfahrens, so dass sich die Beteiligten möglichst problemlos und schnell zurechtfinden. Gleichzeitig soll sie die Kommunikationswege zwischen Verwaltung und Fakultäten durch die Einrichtung verbessern, um das formale Verfahren zu beschleunigen.
• Betreuungsangebot verbessern: Die Servicestelle koordiniert fachübergreifende Angebote aus den Bereichen Information/Beratung, Vernetzung und Weiterbildung und baut sie weiter aus. Ein neues Info-Portal für Promovierende ist bereits seit einigen Wochen online.
Graduiertenakademie und Promotionsportal bieten eine Vielzahl von Informationen, Ansprechpersonen, Abläufe und Zuständigkeiten während der einzelnen Schritte zur Promotion, u.a.:
• Vor der Promotion: Promotionsvoraussetzungen, Wahl der Promotionsart, Informationen für internationale Promotionsinteressierte
• Während der Promotion: Promotionsvereinbarung und Annahme als Doktorand, Immatrikulation
• Zum Abschluss der Promotion: Abgabe der Dissertation, Eröffnung Promotionsverfahren, Übergabe Promotionsurkunde
Außerdem gibt es auch Informationen zu Zusatzqualifikationen („F.I.T.“-Seminare, Didaktik- und Sprachkurse oder Medien- und IT-Weiterbildung), zu Förderung und Finanzierung und zum Promovierendenkonvent.
Lob und Glückwunsch von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer
Breite Unterstützung von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer erhielt die Universität Hohenheim bereits in der Vorbereitungsphase des gestrigen Senatsbeschluss. „Die Universität Hohenheim und ihre Wissenschaftler gehen immer wieder als erstes voran, wie z.B. bei der Einrichtung von Promovierenden-Konventen“, twitterte die Ministerin am Dienstagabend von einer Diskussionsveranstaltung mit Doktoranden und Post-Docs an der Universität Hohenheim.
„Wir wollen seitens der Landesregierung die Qualitätssicherung in der Forschung stärken“, erklärte Ministerin Theresia Bauer auf der Veranstaltung. Die Graduiertenakademie und die Zusammenarbeit mit dem Promovierendenkonvent seien wichtige Schritte. „Dazu von ganzem Herzen meinen herzlichen Glückwunsch, dass sie so mutig anpacken, um der jungen Wissenschaftler-Generation gute Bedingungen zu geben.“
Eine wichtige Voraussetzung habe die Landesregierung mit dem Hochschulfinanzierungsvertrag geschaffen: „Es kommen mehr Gelder in der Hochschule an und wir vermehren die Freiheitsgrade, wie diese verteilt werden können“, fasste sie die wichtigsten Inhalte zusammen.
Graduiertenakademie bietet kürzere Wege und abgestimmte Angebote
Im Detail bündelt und ergänzt die Graduiertenakademie viele Strukturen und Angebote zur Doktorandenförderung, die zum Teil bereits existierten. „Eine Bestandsaufnahme im Vorfeld des Projektes hat gezeigt, dass diese bislang jedoch wenig miteinander verknüpft und zum Teil nicht ausreichend bekannt sind“, sagte der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert.
Der erste Schritt sei deshalb gewesen, ein Info-Portal für Promovierende auf der Universitäts-Homepage einzurichten. Es ist seit Mitte Juni online, und die neue Graduiertenakademie soll die Angebote und Informationen des Portals in Zukunft koordinieren, ausbauen und Promovierende darüber hinaus auch persönlich beraten.
„Bislang war die Schnittstelle zwischen den Fakultäten und der zentralen Verwaltung nicht hinreichend strukturiert ausgestaltet“, erklärte Dabbert. „Dies führte zu Verzögerungen, die sich letztlich auch auf die Dauer jeder einzelnen Promotion auswirken. Mit der neuen Graduiertenakademie wollen wir die Verwaltungsabläufe optimieren.“
Wissenschaftliche Betreuung und Qualitätssicherung bleibt bei Fakultäten
Nicht zu den Aufgaben der Graduiertenakademie gehören alle fachlichen und inhaltlichen Fragestellungen. Die wissenschaftliche Betreuung und Beratung durch die Professorinnen und Professoren sowie die fachliche Qualitätssicherung durch die Fakultätsgremien bleiben wie gehabt erhalten.
Mit der einstimmigen Senatsentscheidung am 15. Juli geht die zentrale Anlaufstelle in die Umsetzung, damit sie Anfang 2016 ihre Arbeit aufnehmen kann. Ein Namenswettbewerb soll ihr einen endgültigen Namen geben.
Erstes landesweites Promovierendenkonvent
Bereits 2013 bekannte sich das neue Rektorat in seinem Struktur- und Entwicklungsplan zu einer besseren Nachwuchsförderung. 2014 gründete die Universität den landesweit ersten Promovierendenkonvent als Interessenvertretung der Doktoranden.
Im ersten Halbjahr 2015 entstand das Konzept der Graduiertenakademie in der Senatskommission Forschung und in enger Abstimmung zwischen Universitätsleitung und Promovierendenkonvent. Der Konvent begrüßte in großer Mehrheit das Konzept.
Breite uniinterne Unterstützung mit „Code of Conduct“
Pionierin ist die Universität Hohenheim auch, wenn es darum geht, die Arbeitsbedingungen ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter zu verbessern. 2013 verabschiedete sie die landesweit erste freiwillige Selbstverpflichtung für bessere Vertragsbedingungen.
Binnen eines Jahres stiegen die Vertragslaufzeiten für den Mittelbau an der Universität Hohenheim im Schnitt um 30%. Deshalb bestätigte der Senat die Richtlinie 2014 als „Code of Conduct“. In der gestrigen Sitzung bekräftigte das Gremium die Selbstverpflichtung erneut.
Hintergrund: Promovierendenkonvent
Das Landeshochschulgesetz sieht seit diesem Jahr einen Promovierendenkonvent vor. Er ist eine Interessenverertretung, dem alle zur Promotion angenommenen Doktoranden der Universität Hohenheim angehören. In der ersten Vollversammlung im Wintersemester 2014 wurde der Vorstand des Promovierendenkonvents gewählt, in dem jede Fakultät mit zwei Personen vertreten ist. Die Vorstände werden jeweils für ein Jahr gewählt.
Der Vorstand des Konvents arbeitet eng mit den Mittelbauvertretern in den Uni-Gremien zusammen, entsendet ein beratendes Mitglied in den Senat der Universität und gibt bei Änderungen der Promotionsordnung offizielle Stellungnahmen ab. Mitglieder des Promovierendenkonvents sind in verschiedenen Gremien (Senatskommission Forschung, Promovierenden-Förderung, Fakultätsräte) mitbeteiligt.
Text: Töpfer