TV-Duell Nils Schmid gegen Stefan Mappus:
Live-Bewertung und Blitz-Analyse an der Universität Hohenheim [11.03.11]
Einladung an Medienvertreter, an dem Experiment teilzunehmen – aktiv und/oder als Beobachter
Mittwoch, 16. März 2011, 19:00 Uhr, Universität Hohenheim, Fruwirthstraße 46, 1. Stock, Zimmer 111: Vorbesprechung mit Hintergrundinformationen über Ziele und Methoden des Experiments
Mittwoch, 16. März 2011, 20:15–22.00 Uhr, Universität Hohenheim, Hörsaal 11, Schloss, Osthof Süd, 1. Untergeschoss, Nummer 113: Live-Bewertung TV-Duell
Noch schneller ist unmöglich: Live und in Echtzeit werten Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim am 16. März aus, wer beim TV-Duell von Stefan Mappus und Nils Schmid wann und mit welchen Themen bei den Zuschauer punkten kann. Gemessen wird die Zustimmung mit Hilfe von 200 Testzuschauern. Sie bewerten die Politiker zeitgleich zur Debatte mit einem Drehregler. Medienvertreter sind eingeladen, dass Experiment vor Ort zu begleiten. Eine erste Auswertung erhalten sie direkt im Anschluss an das Duell. Die Auswertung des TV-Duells ist ein Beitrag im Rahmen des Themenjahrs 2011 „Universität Hohenheim – stark durch Kommunikation“.
Das Fachgebiet Kommunikationswissenschaft insb. Kommunikationstheorie der Universität Hohenheim lädt Medienvertreter herzlich ein, an dem Experiment teilzunehmen – aktiv und/oder als Beobachter. Da die Zahl der Teilnehmer begrenzt ist, möchten sie sich bitte unter folgender E-Mail-Adresse akkreditieren:
frank.brettschneider@uni-hohenheim.de
Für interessierte Medienvertreter findet eine Vorbesprechung mit Hintergrundinformationen über Ziele und Methoden des Experiments statt am Mittwoch, 16. März 2011 um 19:00 Uhr, Universität Hohenheim, Fruwirthstraße 46, 1. Stock, Zimmer 111. Das TV-Duell selbst sowie die Live-Bewertungen können an der Universität Hohen¬heim verfolgt werden. Im Anschluss steht Prof. Dr. Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, für erste Analysen zur Verfügung.
TV-Duell
Was wird erforscht?
Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen:
- Debattenwahrnehmung: Wie werden die in der Debatte diskutierten Inhalte vom Publikum wahrgenommen? Wie werden die Debattenbeiträge von Schmid und Mappus bewertet?
- Debattenstrategien: Wie reagiert das Publikum auf die Debattenstrategien von Schmid und Mappus? Werden z.B. Angriffe anders wahrgenommen als Selbstdarstellungen?
- Debatteneffekte: Welchen Einfluss hat das TV-Duell auf Einstellung zu Parteien und Kandidaten und auf die Wahlabsicht bei der Landtagswahl?
- Wahrnehmung und Wirkung landesspezifischer Themen: Wie unterscheidet sich die Bewertung von bundes- und landespolitischen Aussagen? Wie werden die Aussagen der Kandidaten zu „Stuttgart 21“ bewertet? Welche Bedeutung hat die Bewertung der Aussagen zu „Stuttgart 21“ für die Gesamtbewertung der Debattenleistung?
Wie wird geforscht?
Die Wahrnehmung und Wirkung der Debatte wird in einer quasi-experimentellen Rezeptionsstudie mit 200 Teilnehmern an zwei Standorten untersucht. 120 Zuschauer aller Alters- und Bildungsgruppen sowie mit unterschiedlichen Parteineigungen werden das TV-Duell an der Universität Hohenheim live verfolgen, 80 Zuschauer an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg.
Das Kernstück der Untersuchung bildet die Live-Messung mittels Drehreglern. So wird sekundengenau erfasst, welcher Diskutant von welchen Personengruppen wie bewertet wird. Hinzu kommt eine Befragung der Zuschauer direkt vor und direkt nach dem TV-Duell. Durch die Verknüpfung mit der Live-Messung lässt sich feststellen, wie sich die Wahrnehmung des TV-Duells unmittelbar auf die Bewertung der Kandidaten und auf die Wahlabsicht auswirkt.
Gefördert wird die unabhängige Studie durch die Fritz Thyssen-Stiftung.
Interview zum TV-Duell mit Prof. Dr. Brettschneider
Was ist das Besondere an TV-Duellen?
TV-Duelle sind eines der wichtigsten Ereignisse in modernen Medienwahlkämpfen. Auch in Landtagswahlkämpfen haben sich TV-Duelle zwischen den Spitzenkandidaten fest etabliert. Sie erreichen eine bedeutende Anzahl an Wählerinnen und Wählern und wirken sich auf deren Wissen, Einstellungen und unter Umständen auch auf die Wahlabsicht aus.
Und was ist das Besondere am TV-Duell zwischen Schmid und Mappus?
Das TV-Duell zur Landtagswahl in Baden-Württemberg ist aus mehreren Gründen besonders interessant. Erstens: Das Kopf-an-Kopf-Rennen der politischen Lager in Umfragen lässt den Wahlausgang offen. Zweitens: Der SPD-Herausforderer Nils Schmid ist relativ unbekannt. Er wird versuchen, sich mit dem TV-Duell zu profilieren. Drittens: Zahlreiche landespolitische Themen, auch „Stuttgart 21“, lassen ein kontroverses TV-Duell erwarten.
Wie wichtig sind TV-Duelle im Wahlkampf?
In TV-Duellen findet der Wahlkampf wie unter einem Brennglas statt. Kein anderes einzelnes Ereignis im Wahlkampf erreicht so viele Menschen wie das TV-Duell zwischen den Spitzenkandidaten um die Position des Regierungschefs. Keine andere Plattform bietet den Spitzenkandidaten eine solch herausragende Kommunikationschance. Sie können auf diesem Weg Anhänger mobilisieren und Unentschiedene von sich überzeugen.
Wer schaut TV-Duelle?
Neben den politisch Interessierten und den Parteianhängern werden TV-Duelle auch von denjenigen Wählerinnen und Wählern wahrgenommen, die über geringeres politisches Interesse und Wissen verfügen und die sich seltener aus anderen Quellen über Politik informieren. Oft setzen sie sich durch das TV-Duell zum ersten Mal intensiv mit den unterschiedlichen Positionen der Parteien auseinander.
Und was bewirken TV-Duelle?
Die Wirkung hängt vom Verlauf des Duells und von den Voreinstellungen der Zuschauer ab. Diejenigen Zuschauer, die parteipolitisch weitgehend festgelegt sind, ändern ihre Meinung aufgrund des TV-Duells in der Regel nicht. Im Gegenteil: Sie nehmen das Geschehen durch ihre „parteipolitische Brille“ wahr und werden in ihren Auffassungen sogar noch bestärkt.
Die unentschiedenen Wählerinnen und Wähler hingegen können durch TV-Duelle leichter beeinflusst werden. Sie orientieren sich dann in erster Linie an der wahrgenommenen Problemlösekompetenz der Kandidaten sowie an deren Führungsstärke und an ihrer Vertrauenswürdigkeit.
Die Wirkungen auf die Bewertung der Kandidaten sind also am größten?
Ja. Den Spitzenkandidaten kommt als Gesicht und Stimme ihrer Parteien eine besondere Bedeutung bei der Vermittlung von Themen und politischen Positionen zu. Die stärksten Effekte des TV-Duells zeigen sich bei den Kandidatenimages und bei der Bewertung der Kandidaten.
Die Partei-Bewertungen werden hingegen vom Debattenverlauf weniger beeinflusst. Aber auch die Wahlabsicht kann beeinflusst werden: Bei einem knappen Wahlausgang kann ein TV-Duell durchaus die Wahl entscheiden – wie vielen andere Faktoren auch.
Welche Debatten-Aussagen wirken am besten?
Allgemeine, wertbezogene Aussagen sowie emotionale Appelle der Debatten-Teilnehmer scheinen bei den Zuschauern über die Parteigrenzen hinweg die größte Zustimmung auszulösen. Angriffe auf den politischen Gegner polarisieren hingegen meistens. Die Angriffsstrategie kann sich aber auch gegen den Angreifenden selbst wenden – wenn er überzieht.
Hintergrund: Themenjahr 2011 „Universität Hohenheim – stark durch Kommunikation“
Das Themenjahr „Kommunikation“ der Universität Hohenheim soll einem breiten Spektrum unterschiedlicher Wissenschaftsbeiträge eine Plattform bieten. Die Universität Hohenheim selbst bezieht dabei ihrem Grundauftrag entsprechend keine eigene Position, allein die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen ihre fundierten Standpunkte nach außen dar.
Text: Töpfer
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, Fachgebiet Kommunikationswissenschaft insb. Kommunikationstheorie Tel.: 0711 459-24030, E-Mail: frank.brettschneider@uni-hohenheim.de