Professoren-Zulagen:
Konsequente Sparmaßnahmen zeigen Wirkung [28.03.13]
Universität Hohenheim will Minus im Vergaberahmen noch 2013 ausgleichen / Berufungspolitik konzentriert sich weiter auf talentierten Nachwuchs
Dank umfangreicher Sparmaßnahmen sieht das Rektorat der Universität Hohenheim ab 2014 wieder Spielraum, um renommierte Wissenschaftler in Einzelfällen mit Zulagen an der Hochschule zu halten. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hatte die Universität im April vergangenen Jahres aufgefordert, mit sofortiger Wirkung keine neuen unbefristeten Leistungszulagen für Professoren zu vergeben. Grund dafür war, dass die Universität den Vergaberahmen – das Budget für Professorengehälter – in den vergangenen Jahren mehrfach überzogen hatte. Dieses Minus will die Universität noch im Jahr 2013 ausgleichen.Es war die erste weitreichende Amtshandlung des neuen Rektors der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert, damals gerade drei Wochen im Amt, verkündete im April 2012, dass die Universität bei Gehaltsverhandlungen mit Professoren einen harten Sparkurs verfolgen muss.
Die Auswirkungen für die Universität waren erwartbar dramatisch: Alle zehn laufenden Berufungsverfahren scheiterten. Darüber hinaus verlor die Universität einen ihrer drittmittelstärksten Forscher mangels konkurrenzfähigem Bleibe-Angebots an eine andere Universität.
Universität will Sparmaßnahmen stufenweise zurückfahren
Inzwischen hat die Universität einen umfangreichen Sanierungsplan aufgestellt und Punkt für Punkt abgearbeitet. „Noch ist die Zeit der Einschnitte nicht vorbei, doch die ersten Maßnahmen beginnen bereits zu wirken. Wir gehen davon aus, dass wir den Sanierungsplan ab 2014 stufenweise zurückfahren können“, berichtet Prof. Dr. Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim.
In Einzelfällen will die Universität ab kommendem Jahr wieder neue unbefristete Leistungszulagen vergeben, insbesondere wenn es darum geht, renommierte Professoren an der Hochschule zu halten.
Die Zulagen sind ein zentrales Element im Besoldungssystem der Professoren. Seit 2002 erhalten neue Professoren nur ein Grundgehalt, das sogenannte W3-Gehalt, das in Einstellungs- und Bleibeverhandlungen durch Leistungsbezüge aufgestockt werden kann.
Qualifizierte Nachwuchswissenschaftler bleiben Zielgruppe für Neuberufungen
Andere Punkte aus dem Sanierungsplan will die Universität Hohenheim dagegen langfristig beibehalten. Dazu zählt die neue Ausrichtung der Berufungspolitik. Statt auf teure Spitzenwissenschaftler setzt die Universität beim Besetzen freier Lehrstühle in erster Linie auf hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler.
„Wir können jungen Professorinnen und Professoren ein attraktives Umfeld bieten und setzen alles daran, sie in ihrer Entwicklung optimal zu fördern. Ich gehe davon aus, dass wir in einigen Jahren eine ganze Reihe von Spitzenwissenschaftlern sehen werden, die ihr Renommee an der Universität Hohenheim aufgebaut haben“, prognostiziert Prof. Dr. Dabbert.
Universität gleicht Minus im Vergaberahmen aus
Grund für das Sparprogramm war ein mehrjähriges Überschreiten des sogenannten Vergaberahmens. Dabei handelt es sich um das Budget, das das Land jeder seiner Universitäten für die Gehälter der Professoren zur Verfügung stellt.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hatte die Universität Hohenheim im April 2013 aufgefordert, mit sofortiger Wirkung keine neuen unbefristeten Leistungszulagen für Professoren mehr zu vergeben bis das Minus ausgeglichen ist. Diesen Ausgleich will die Universität noch im laufenden Jahr erreichen.
„Für das neue Rektorat kam die Aufforderung des Ministeriums ohne Vorwarnung“, betont Prof. Dr. Dabbert. „Das Angebot der Universität, das Minus vorübergehend durch Haushaltsumschichtungen auszugleichen, wurde mit Berufung auf rechtliche Gründe abgelehnt.“
Webfehler im Gesetz nur teilweise behoben
Eine Ursache für die Entwicklung an der Universität Hohenheim sieht der Rektor unter anderem in einem Webfehler des Vergaberahmens. Das Land Baden-Württemberg hatte dieses Gehälterbudget vor rund zehn Jahren beschlossen. Es definiert ein Durchschnittsgehalt samt Zulagen für alle Professoren an einer Universität und fällt für jede Universität unterschiedlich aus. Hohenheim wird in Baden-Württemberg unterdurchschnittlich bedacht. Allerdings zahlt Baden-Württemberg insgesamt mehr als der Bundesdurchschnitt.
„Eine Gesetzesänderung hat inzwischen zumindest eine Ungerechtigkeit beseitigt“, attestiert Prof. Dr. Dabbert. „Alterszulagen für Professoren, die ihren Dienst über das Pensionsalter verlängern, schlagen bei der Berechnung des Vergaberahmens jetzt nicht mehr zu Buche. Diese Änderung entlastet uns erheblich und sie ist mehr als konsequent. Denn die Landespolitik wünscht explizit, dass wir diese erfahrenen Kollegen weiterbeschäftigen.“
Text: Leonhardmair