Zoologie-Blog

Darum ging's: Das pochende Herz der Kannibalen  []

Langsam geht es ans Eingemachte, sprich: an die großen Tiere! Und auch wenn bereits die Regenbogenforelle als Vertreterin der Fische interessant war, freute ich mich auf die heutige Stunde mit ihrem Thema „Amphibien“. Ganz besonders auf unser Sezier-Präparat: den chinesischen Krallenfrosch.

Die afrikanischen Krallenfrösche stammen aus der Laborzucht der Universität Hohenheim. Für den Kurs wurden die alten oder erkrankten Tiere ausgesucht und getötet.


Ich gebe zu, Frösche sind vielleicht nicht gerade die Tiere, die jeder spontan als „süß“ bezeichnen würde. Ich aber finde sie tatsächlich richtig putzig, und – da ich auf dem Land großgeworden bin und immer von Natur (und somit auch Tieren) umgeben war – habe eigentlich auch schon mehr als einen Frosch oder eine Kröte gehalten.

Der traditionelle Theorie-Teil leitet natürlich auch diese Stunde ein, und wir lernen Allerleih Kurioses, das ich zumindest nicht alles wusste.

„Weder Fisch noch Frosch können Mathematik“

Zuerst der Standard: die Amphibien teilen sich in drei Klassen auf, die heute unser Thema sind: Schwanzlurche, Blindwühler und Froschlurche.

Die einzelnen Klassen werden besprochen und ihre Merkmale hervorgehoben, während gleichzeitig das Skelett einer Fußballgroßen Kröte durch die Reihen geht. Die größte bisher entdeckte Kröte ist sogar fast so groß wie eine amerikanische Bulldogge geworden! Verrückte Natur, ich sage es immer wieder…

Ein bisschen lustig wurde es, als das Gehirn der Amphibien besprochen und mit den Gehirnen anderer Tierarten verglichen wurde. Deutlich zu erkennen: je höher entwickelt das Tier, desto größer und gefurchter das Gehirn, also desto ausgeprägter die Denkfähigkeit. Ein Merkmal der höheren Tiere: das Zählen.

„Weder Fisch noch Frosch können Mathematik“, heißt es da leicht schmunzelnd von unserem Kursleiter. Ein bisschen Spaß muss immerhin auch mal sein…

Verhungernder Kannibale

So, und nun zum kuriosen Theorie-Teil, der mir absolut unbekannt war: Amphibien und vor allem Frösche sind nicht nur Carnivore, fressen also Fleisch. Sie fressen sich auch gegebenenfalls gegenseitig, eindrucksvoll visuell dargestellt durch das Bild eines Frosches, dem gerade mal noch die Beine eines Artgenossen aus dem Maul ragen. Tja, blöd nur, dass Frösche keine Zähne haben und der fressende Frosch nicht von seiner Beute abbeißen oder sie zerteilen kann.

In der Natur – und das nicht einmal so selten – bedeutet dies nicht nur für den Beute-Frosch, sondern auch für den Kannibalen den Tod. Er kann den Artgenossen nämlich auch nicht mehr ausspucken. Und so verhungert er schließlich – mit vollem Mund.

Nach der Theorie geht es dann endlich los, wenn auch anders als die Male zuvor. Nicht wir werden sezieren, sondern unser Kursleiter und die HiWis. Der Grund dafür ist simpel: wir haben nur eine sehr begrenzte Anzahl von alten Fröschen, die aus eigener Zucht stammen und sowieso bald sterben würden.

Wir teilen uns also auf, in fünf Gruppen, versammeln uns um den Präparator. Dann geht es los.

Eine knifflig-glitschige Angelegenheit

Das Erste, was auffällt: es ist eine ganz schön glitschige Angelegenheit. Man merkt selbst bei unseren erfahrenen Präparatoren, dass es nicht so einfach ist, vorsichtig und genau zu schneiden, wenn einem das Präparat ständig durch die Finger gleitet.

Und obwohl sich im Inneren „unseres“ Frosches überraschend viel geronnenes Blut angesammelt hat, ist alles noch gut zu erkennen: Lunge, Leber, Gallenblase, selbst die noch unbefruchteten Ovare (die Eier, also der Froschlaich) waren gut zu erkennen.

Und dann… Dann kam der Handy-Moment schlechthin: das schlagende Herz.

Keine Sorge, keine Sorge, der Frosch war schon eine ganze Weile nicht mehr am Leben. Doch warum schlug sein Herz dann noch – selbst, als es bereits herauspräpariert und vom Körper getrennt in der Sezierschlage lag?

Herztransplantationen – das steckt dahinter

Die Antwort zu diesem kuriosen Anblick: Restenergie, sogenanntes ATP (Adenosintriphosphat, Energieträger in Zellen).

Das Herz, so erfahren wir weiter, hat ein eigenes Erregungszentrum, also ein vom Nervensystem unabhängiges Reizbildungs- und Reizleitungssystem. Dieses sorgt dafür, dass das Herz angeregt wird. Das Gehirn ist lediglich dazu da, Impulse zu geben, ob es schneller oder langsamer schlagen soll.

Das ATP, so lernen wir weiter, ist auch der Grund, warum Herztransplantationen möglich sind, warum ein Herz aus einem Körper hinausgenommen und in einen anderen hineingesetzt werden kann. Das ATP verhindert, dass der Muskel abstirbt. Total verrückt und absolut spannend. 

Am Ende der Stunde geht zumindest meine Gruppe sehr beeindruckt nach Hause. Und eine Sache ist sicher: das Bild des schlagenden Herzens wird so schnell keiner von uns vergessen. So klein es auch gewesen ist…

Corinna Schmid, Abteilung Hochschulkommunikation

*Die Reportage entstand im Wintersemester 2016/17 und entsprich den aktuellen Kursinhalten.

Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.

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