Zoologie-Blog

Darum ging’s: Kein Grund, selbst Hand anzulegen  []

Mein zweiter Abstecher in die Biologie verläuft ebenso glimpflich wie der erste: Die zu betrachtenden Fadenwürmer wurden bereits fein säuberlich von jemand anderem präpariert, und es besteht kein Grund für mich, selbst Hand anzulegen.

Die Regenwürmer werden von einem Futterhändler für Anglerbedarf bezogen und vor dem Kurs getötet.


Das ist vielleicht auch besser so: Als mir eine studentische Hilfskraft in der vorigen Woche ein Sezierbesteck gezeigt und erklärt hat, wurde mir schon etwas mulmig. Es ist zwar auf morbide Weise spannend zu erfahren, dass die Tiere mit der Schere statt mit dem Seziermesser aufgeschnitten werden, um nicht aus Versehen zu tief zu schneiden. Aber eben auch keine unbedingt appetitliche Vorstellung.

Doch auch heute muss ich meinen Mut zum Glück nicht unter Beweis stellen. Nicht nur habe ich nach wie vor kein Mitleid mit den fiesen Parasiten. Es fällt mir auch schwer,  mir vorzustellen dass das hauchdünne Scheibchen Wurm-Querschnitt vor mir einmal ein Tier war. Statt von Skrupeln geplagt zu sein kann ich mich also ganz aufs Anschauen und Zeichnen konzentrieren.

Das muss ich auch, denn der Spulwurm (Ascaris lumbricoides) den wir heute näher betrachten, ist schon deutlich komplexer aufgebaut als der Leberegel von letzter Woche. Er hat Nervenstränge, Muskelfasern, einen Darmein- und-ausgang und eine Vielzahl an Fortpflanzungsorganen – zumindest das weibliche Exemplar, das wir heute unter dem Mikroskop haben sollten. „Falls Sie ein männliches Tier als Präparat haben, dürfen Sie das gerne umtauschen,“ erklärt Dozent Dr. Romig. „Die männlichen Tiere sind etwas zu einfach.“ 

Ein gewisser Ekelfaktor kommt ganz unerwartet dann doch noch auf: Dr. Romig zeigt das Foto eines Trichinose-Erkrankten mit entzündeten roten Augen. Die Ursache: Die Larven der Trichinellen setzen sich in den Muskelfasern ihres Wirtes fest und verursachen dort Entzündungen.

Die spiralförmig eingerollten Trichinella-Larven, die wir zum Abschluss ansehen, bekommen also erst recht kein Mitleid von mir. Im Gegenteil: Ich hoffe, dass von meinen Mit-Mikroskopierenden der ein oder andere sich vielleicht inspiriert fühlt, später zu den fiesen Parasiten weiter zu forschen und ihrem Schmarotzertreiben ein Ende zu bereiten.

Dorothee, Volontärin, Abteilung Hochschulkommunikation

*Die Reportage entstand im Wintersemester 2016/17 und entsprich den aktuellen Kursinhalten.

Die Beiträge beinhalten die persönlichen und individuellen Meinungen von Studierenden und Betreuern. Sie spiegeln nicht zwingend die Meinung der Universität Hohenheim wider.

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