Was blüht uns... im Mai?
Die Blumen-Esche [20.05.25]

Bild: Uni Hohenheim / R. Gliniars
Die Blumen-Esche trotzt Hitze, beeindruckt mit weißen Blütenwolken im Mai – und liefert einen süßen Saft, der seit Jahrhunderten geschätzt wird. Die Hohenheimer Gärten präsentieren sie als botanischen Besonderheit im Mai!
Die Blumen-Esche (Fraxinus ornus L.), die auch als Manna-Esche, Zwerg-Esche, Himmelsthau oder Himmelsbrod bezeichnet wird, wächst als großer Strauch oder kleiner Zierbaum. Manna weist hier hin auf den aus frischen Rindenwunden austretenden Saft, den Phloemsaft (s.u.).
Zwei Merkmale stechen bei diesem Schmuckgehölz besonders hervor: zum einen die cremeweißen Blüten, die im Mai in großen Büscheln das Gehölz überziehen; zum andern die Fähigkeit des Baumes, Trockenheit und Hitze auszuhalten.
Herkunft und Ansprüche
Heimisch ist die Blumen-Esche im südlichen Europa und in Kleinasien. Charakteristisch kommt sie in Karstwäldern auf carbonathaltigem Gestein vor. Sie besitzt Eigenschaften einer Pionierbaumart, das heißt, sie kann sich als Erstbesiedlerin auf Rohböden und Kahlflächen ansiedeln.
Die Blumen-Esche steht gerne an vollsonnigen Standorten. Sie verträgt weder Schatten noch konkurrenzstarke Bäume in der Nähe. Sie ist an geringe Niederschläge gewöhnt und trockenresistent. Allerdings sollte ihr Standort nicht extremen Frösten ausgesetzt sein. Wegen ihres starken, tiefreichenden Wurzelwerks kann man die Blumenesche gut zur Hangsicherung verwenden.
Wuchs, Erscheinungsbild und Eigenschaften
Die Blumen-Esche ist ein Baum mittlerer Größe. Selten wird sie größer als 25 m, und selten ist sie kleiner als 10 m. Die Lebensdauer geht selten über 100 Jahre hinaus. Meist entwickelt sie eine breite, rundliche Krone, die tief ansetzt. Ihr Stamm ist oft krumm. Die dunkelgraue Borke bleibt lange glatt, später bekommt sie Risse und helle Flecke.
Die 15 bis 20 cm langen Blätter sind unpaarig gefiedert. Die einzelnen Fiederblättchen sind gestielt und von eiförmig-lanzettlicher Form mit leicht gesägtem Blattrand. Im Herbst verwandelt sich das helle Grün des gefiederten Laubs in wunderbare Farben von Gelb bis Violettrot.
Blüte und Früchte
Die Blütezeit der Blumen-Esche beginnt Anfang Mai nach dem Laub-Austrieb. Zeitgleich mit den Blättern entfalten sich die zuerst aufrechten, später überhängenden Blütenrispen, die aus vielen Einzelblüten bestehen. Die endständigen, 10 bis 20 cm langen, cremeweißen Rispen sind in Büscheln angeordnet und überziehen den ganzen Baum wie kleine weiße Blumensträußchen. Jede einzelne der süßlich duftenden Blüten besitzt vier cremeweiße Kron- oder auch Blütenblätter. Diese sind entweder männlich oder zwittrig und werden von Bienen und Hummeln bestäubt, die hier wertvollen Pollen finden.
Ab Juli reifen rötlich-braune, geflügelte Nussfrüchte. Solche Früchte bezeichnet man auch als Flügelnüsse oder als Samaras. Es sind geflügelte, nussartige, trockene und nicht aufspringende Schließ- oder auch Flugfrüchte, die an Ahornsamen erinnern. Das Tausendkorngewicht der Samen liegt bei 60 bis 70 g.
Nutzen
Aus dem Stamm und den Ästen von mindestens zehn Jahre alten Blumen-Eschen wird der Phloemsaft gewonnen. Bei der Gewinnung tritt ein süßer, klebriger, gelblich-weißer Saft aus, der alkoholhaltig ist. Der Geruch erinnert an Honig.
Der Saft wird eingetrocknet und als Zuckerersatz („Manna“) genutzt. Er enthält bis zu 80 % der zuckerähnlichen Verbindung Mannit.
Neben dem Mannit sind Glukose und Fructose, das Glykosid Fraxin sowie Harz Inhaltsstoffe des Manna-Eschen-Safts. Für die weitere Verwendung wird der Saft an der Luft getrocknet und dann zu einem weißen Pulver gemahlen. Das gewonnene Pulver ist vor allem für seine abführende Wirkung bekannt, weshalb es volkstümlich bei Verstopfung als mildes Abführmittel verwendet wird.
Das Pulver, das auch eine schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung besitzt, wird hier und da bei der Zubereitung von Hustensaft hinzugezogen.
In Süditalien wird die Manna-Esche zur Gewinnung des Saftes in Plantagen angebaut.
Systematik
Die Blumen-Esche ist ein Ölbaumgewächs, Familie der Oleaceae. Erstmals wurde sie vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné beschrieben.
Text: R. Gliniars, S. Braunschweiger, J. Raff, A. M. Steiner
Fotos: R. Gliniars