Besser studieren

Wie verbessern wir den Stundenplan?  [23.11.23]

Die studentischen Botschafterinnen Johanna (im Bild), Verena und Jessica führen auf Instagram durch den Themenmonat. Bild: Uni Hohenheim

Wie gut klappt der Wechsel zwischen Präsenz und ergänzenden Online-Formaten? Wären feste „Home-Office-Slots“ für Zoom-Meetings und anderen synchronen Online-Formaten sinnvoll? Welche Wünsche haben Studierende ansonsten rund um ihren Stundenplan? Unser Thema der Woche im Themenmonat „Besser Studieren“.


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Beim Themenmonat „Besser studieren“ stehen euer Feedback und eure Ideen im Mittelpunkt. Zum Beispiel bei der Umfrage der Woche auf Instagram oder bei der Ideen-Plattform „Besser studieren“. Weiter diskutieren könnt ihr in den AGs Lehre 2030 oder bei der Podiumsdiskussion am Tag der Lehre (1.12.)

 

Wie gut klappt der Wechsel „online“ vs. „Präsenz“?

Während Corona musste das Studium in Windeseile auf Online-Formate umgestellt werden. Seitdem wird darüber diskutiert, wie es mit der Online-Lehre in Zukunft weitergeht.

Klar ist: Die Uni Hohenheim will eine Präsenz-Uni bleiben. Doch hochwertige digitale Formate sollen die Lehrveranstaltungen vor Ort didaktisch sinnvoll ergänzen.

Für Studierende kann der Alltag dadurch unter Umständen aber auch etwas kompliziert werden: Beispielsweise, wenn zwischen zwei Vorlesungen auf dem Campus ein Zoom-Meeting liegt und man sich dafür zunächst einen ruhigen Ort mit WLAN suchen muss.

In unserer Umfrage der Woche auf Instagram wollten wir deshalb wissen: Bereitet euch der Wechsel von Präsenz und synchronen Online-Formaten Probleme?

Von 417 Umfrage-Teilnehmer:innen antworten darauf 58 % mit „nein“. 32 % empfinden den Wechsel jedoch zumindest „teilweise“ als problematisch. 7 % geben an, „häufig“ Probleme zu haben und 3 % antworteten mit „immer“.

 

     „Home-Office“-Slots für Studierende?

Was könnte den Wechsel zwischen Präsenz- und Online-Veranstaltungen für die Studierenden erleichtern? Diese Frage beschäftigt das Team von Lehre 2030 bereits seit einiger Zeit.

Und es gibt dazu auch eine ganz konkrete Überlegung: Alle Zoom-Meetings und anderen synchronen Online-Formate könnten jede Woche in einem festen Zeitfenster gebündelt werden. Studierende könnten dann entspannt von zu Hause aus teilnehmen, ohne in Konflikt mit Präsenz-Veranstaltungen zu geraten.

Doch das ist einfacher gesagt als getan. Denn solche „Home-Office-Slots“ lassen sich nur im Zuge einer größeren Stundenplanungs-Reform realisieren. Wir wollten deshalb wissen: Was halten Studierende überhaupt von dieser Idee?

Tatsächlich trifft das Konzept in unserer Instagram-Umfrage auf große Zustimmung: 55 % wünschen sich einen ganzen Tag als „Home-Office-Slot“. 16 % würden einen halben Tag bevorzugen. Und 23 % sprechen sich für zwei halbe Tage aus. 17 % der Teilnehmer:innen stehen der Idee hingegen skeptisch gegenüber.


Hilf mit, den Stundenplan besser zu machen!

„Wir werden die Umfrage-Ergebnisse in der AG ‚Stundenplanung‘ weiter diskutieren – und Studierende auf dem Laufenden halten, wie es mit der Idee weitergeht“, verspricht AG-Koordinatorin Birgit Pfaffinger vom Team „Lehre 2030“. "Studierende, Lehrende und andere Uni-Angehörige, die selbst mitdiskutieren möchten, sind jederzeit herzlich in die AG eingeladen."

 

Stundenplan erstellen leichtgemacht

Ein aktuelles Erklär-Video zeigt Schritt für Schritt, wie du dir deinen persönlichen Stundenplan auf HohCampus zusammenstellst.

A current explanatory video shows step by step how to put together your personal schedule on HohCampus.

„Gerade auch die studentische Perspektive ist für uns ausgesprochen wertvoll. Umgekehrt ist es für Studierende eine Chance, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die auch ein interessanter Pluspunkt im Lebenslauf sein können“, betont Pfaffinger.

Unter anderem diskutiert die AG außerdem über eine stärkere Vernetzung von HohCampus und ILIAS, den beiden wichtigsten digitalen Systemen für Studium und Lehre in Hohenheim.

Daran hängen eine ganze Reihe praktischer Fragestellungen: Welche Möglichkeiten ergeben sich z. B. für die Erstellung individueller Stundenpläne? Wie aufwändig wäre das für die Studierenden? Wäre es sinnvoll, wenn ich bei der Anmeldung zu einer Lehrveranstaltung automatisch in einen zugehörigen ILIAS-Kurs eingeschrieben werde? Welche technischen Voraussetzungen müssten hierfür geschaffen werden?

 

Eure Vorschläge für die Stundenplanung

Auch auf unserer Ideen-Plattform „Besser studieren“ haben Studierende Verbesserungsvorschläge für die Stundenplanung eingereicht. Zwei davon drehen sich um das Thema „Pausen“.


Vorschlag 1: Mittagspause

„Mein Stundenplan hat zwar keine Überschneidungen von Veranstaltungen. Aber ich habe oft über Mittag keine richtige Pause. Ich fände es besser, wenn mittags generell immer mindestens eine Stunde Pause eingeplant werden würde.“


Vorschlag 2: Pausen in Vorlesungen

„In Vorlesungen sollten Pausen von 15 Minuten alle 45 Minuten verpflichtend eingehalten werden, vor allem bei langen Vorlesungsblöcken. Das heißt zum Beispiel bei Vorlesungen von 4 Stunden 4 x 45 Minuten Vorlesung und 3 x 15 min Pause.


Genau so habe ich das an einer ausländischen Hochschule erlebt. Zusätzlich wurden Vorlesungen und Übungen miteinander verknüpft, sodass man durchgehend wesentlich aktivierter blieb.“


Beide Vorschläge sollen in der AG Stundenplanung diskutiert werden. Die erste Einschätzung von AG-Koordinatorin Birgit Pfaffinger dazu lautet:

„Vorschlag 1 bzgl. der verbindlichen Mittagspause, ist aus meiner Sicht auf jeden Fall eine Überlegung wert. Wir prüfen das und halten die Studierenden auch hierzu auf dem Laufenden.

Vorschlag 2 zu den verbindlichen Pausen in Lehrveranstaltungen wurde auf der Voting-Plattform bislang überwiegend negativ bewertet. Auch ich persönlich bin etwas skeptisch, denn erfahrungsgemäß hängt es stark von den jeweiligen Inhalten ab, ob und wann Pausen sinnvoll sind. Im Idealfall stimmen sich Lehrende und Kursteilnehmer:innen direkt darüber ab. Vielleicht können wir die Lehrende aber zumindest noch stärker für diese Problematik sensibilisieren.“

Vorschlag 3: Alle Vorlesungen aufzeichnen

Ein weiterer Vorschlag auf der Ideen-Plattform „Besser studieren“ spricht sich für eine durchgehende Kombination von Präsenz- und Online-Lehre aus:

„Während Corona wurden Vorlesungen aufgezeichnet und in den Ilias Kursen hochgeladen. Dadurch konnte man Vorlesungen nochmal/ langsamer/ schneller anschauen oder bei Krankheit oder Abwesenheit trotzdem die Vorlesung anschauen und nichts verpassen, was für uns Studierende einen erheblichen Mehrwert brachte. Die Aufzeichnung der Vorlesungen ist nun meistens leider nicht mehr der Fall. Setzen Sie sich dafür ein, dass alle Vorlesungen aufgezeichnet und hochgeladen werden.“

Birgit Pfaffinger von der AG Stundenplanung kommentiert dazu wie folgt:

„Der Wunsch erscheint auf den ersten Blick gut nachvollziehbar. Gegen Ende der Corona-Pandemie haben wir deshalb auch intensiv darüber diskutiert. Tatsächlich sind wir jedoch sehr eindeutig zur Überzeugung gelangt, keine Empfehlung für eine generelle Aufzeichnung von Vorlesungen auszusprechen.

Dafür gibt es mehrere Gründe:

Unter Corona-Bedingungen haben Lehrende mit Unterstützung weiterer Teams wie beispielsweise dem KIM versucht, die Aufzeichnungen für die Studierenden möglichst flächendeckend zu gewährleisten. Das war allerdings mit erheblichem Zusatz-Aufwand verbunden. Auf Dauer kann das so nicht mehr geleistet werden.

Hinzukommt, dass der didaktische Mehrwert der aufgezeichneten Präsenz-Veranstaltungen eher gering ausfällt. Die Lernforschung zeigt: Inhalte müssen für digitale Formate eigentlich ganz anders aufbereitet werden.

Didaktisch wertvoller sind z.B. digitale Elemente, bei denen Studierende den Inhalt der Präsenzveranstaltungen noch eigenständig weiter vertiefen. Oder Flipped Classroom-Formate, bei denen die klassische Erklärphase in das Selbststudium verlagert wird. Studierende beschäftigen sich also zunächst selbständig und individuell mit einem bestimmten Thema, z. B. mittels vorbereiteter Lehrvideos, um anschließend in einer Präsenzveranstaltung gemeinsam darüber zu diskutieren und Fragen zu klären. Somit entsteht viel mehr Raum für interaktive Zusammenarbeit.

Die Entwicklung solcher durchdachten Blended Learning-Formate, bei denen Präsenzveranstaltungen mit digitalen Komponenten verzahnt werden, hat für uns an der Uni Hohenheim eine hohe Priorität. Natürlich bedeutet auch das zusätzlichen Aufwand für die Lehrenden. An dieser Stelle lohnt sich der Einsatz jedoch aus unserer Sicht deutlich mehr als bei einer reinen Video-Aufzeichnung.

Unterstützung für Lehrende gibt es dabei z. B. durch die Arbeitsstelle Hochschuldidaktik mit den mediendidaktischen Angeboten und den Digitalcoaches.

Last but not least: Wir befürchten, dass eine durchgängige Aufzeichnung von Präsenz-Veranstaltungen, einige Studierende dazu verführen könnte, ihr Studium mehr oder weniger komplett online zu bestreiten. Das könnte wiederum dazu führen, dass insgesamt weniger Präsenz-Veranstaltungen angeboten werden – und in der Folge noch mehr Studierende zu Hause bleiben.

Eine solche Entwicklung wäre jedoch fatal. Denn Corona hat uns gelehrt, dass ein gelungenes Studium viel mehr ist als bloße Wissensvermittlung.

Der persönliche Kontakt mit anderen Studierenden und Wissenschaftler:innen, die unterschiedlichen Impulse auf dem Campus, die konzentrierte Arbeitsatmosphäre im Hörsaal oder in der Bibliothek: Das alles trägt zum Studienerfolg und zur persönlichen Entwicklung ganz entscheidend mit bei. Deshalb hat die Präsenz-Kontaktzeit, bei der sich Studierende und Lehrende physisch im selben realen Raum befinden, für uns die oberste Priorität.“

Text: Leonhardmair

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