Ein Kaffee mit…Beate Löh und Franziska Schenk
Sprachenzentrum stellt sich neu auf [22.07.16]
Frau Löh, Frau Schenk: Bisher ist das Sprachenzentrum eine eigenständige, zentrale Einrichtung. Ab 1. Oktober wird es als neues Referat an das Akademische Auslandsamt angliedert. Was ist der Hintergrund?
Schenk: Die Reform geht auf eine Entscheidung des Rektorats zurück, die inzwischen auch vom Senat bestätigt ist. Eine wichtige Motivation: Die Internationalisierung der Universität soll in den kommenden Jahren noch systematischer als bisher vorangetrieben werden.
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Intensiv-Sprachkurs: Geflüchtete bereiten sich auf Studium in Hohenheim vor (Artikel vom 6.6.16) |
Das heißt: Gezielte Maßnahmen sollen Hohenheim noch attraktiver für renommierte Partner-Unis machen, aber auch für ausländische Wissenschaftler und Studierende. Ein Fokus soll dabei auf Partner-Unis liegen, die für Hohenheimer Forscher und Studierende umgekehrt als Ziel für Auslandsaufenthalte besonders interessant sind.
Um diese Maßnahmen zu planen und umzusetzen, will das Rektorat Kompetenzen im Akademischen Auslandsamt bündeln, das dem Prorektor für Internationalisierung zugeordnet ist. Als neues Referat des Akademischen Auslandsamts kommt dem Sprachenzentrum in dem Prozess eine wichtige Rolle zu.
Löh: Gleichzeitig müssen wir uns im Sprachzentrum auch aus anderen Gründen neu organisieren.
So hatten wir vor dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag einige Mitarbeiter befristet aus Qualitätssicherungsmitteln eingestellt. Befristungen sollen aber in Zukunft zu Recht die Ausnahme sein – jedenfalls wenn es um Daueraufgaben geht. Dies betrifft auch einige unserer Lektoren, die in Hohenheim Sprachkurse anbieten. Aufgrund der neuen Rahmenbedingungen können wir sie nicht mehr im gleichen Modus weiterbeschäftigen wie bisher.
Gibt es dafür denn Alternativen? Neue Dauerstellen an der Universität sind extrem rar.
Löh: Das Rektorat hat insgesamt zwei neue Dauerstellen für das Sprachenzentrum bewilligt: einen zweiten Englisch-Lektor und einen Koordinator für unsere internationalen Sommerkurse, die sich an ausländische Studierende richten. Die entstehende Lücke können wir damit allein allerdings nicht schließen.
Schon jetzt arbeitet das Sprachenzentrum überwiegend mit freiberuflichen Dozenten zusammen. Dieses Prinzip werden wir künftig noch ausweiten. Verwaltung und Qualitätssicherung sind jedoch Arbeitsgebiete, die von festen Mitarbeitern ausgeübt werden müssen. Tatsächlich steigt der Aufwand in diesen Bereichen sogar, wenn wir zusätzliche Honorarkräfte einstellen.
Schenk: Wenn man Geld und Stellen zusammenrechnet, wird das Sprachenzentrum unterm Strich ähnlich ausgestattet sein wie in der Vergangenheit. Dennoch bleibt durch die neuen Rahmenbedingungen etwas weniger Manpower für Sprachkurse übrig als zuvor. Deshalb wird es leider nicht komplett ohne Abstriche im Angebot gehen. Der überwiegende Teil der Kurse bleibt im Wintersemester jedoch wie gehabt erhalten.
Welche Angebote fallen konkret weg?
Löh: Momentan sieht es so aus, dass wir die vergleichsweise wenig nachgefragten Sprachen Dänisch und Japanisch in Zukunft nicht mehr anbieten können.
Auch die 3-wöchigen Intensivkurse Englisch und Spanisch in der vorlesungsfreien Zeit werden in der bestehenden Form wegfallen. Allerdings planen wir bereits ein Nachfolgeprogramm unter dem Arbeitstitel „SpraZ-Akademie“, das sich an das Format einer Summer School anlehnt.
Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Löh: Die Akademie soll ein- bis zweimal im Jahr in der vorlesungsfreien Zeit stattfinden und jeweils einen kompakten Zeitraum von bis zu 7 Tagen umfassen. Innerhalb dieser Zeitspanne wollen wir ca. 10 parallele Kompaktkurse anbieten, die einem gemeinsamen Überthema zugeordnet sind, z.B. aus den Bereichen „Fachsprache“ oder „Kulturkompetenz“.
Angedacht sind auch einige gemeinsame Einheiten bzw. Vorträge, die alle Teilnehmer der Akademie kursübergreifend zusammenbringen.
Schenk: Das neue Format bringt im Vergleich zu den bestehenden Intensiv-Kursen vor allem organisatorische Erleichterungen. Gleichzeitig erlaubt es aber auch neue Flexibilität hinsichtlich der Inhalte.
Beispielsweise könnte eine Akademie zum Thema Fachsprachen auch speziellere Angebote, wie etwa Konferenzsimulationen, beinhalten.
Sie haben angedeutet, dass sich im Zuge der Reform voraussichtlich auch die Schwerpunkte des Sprachenzentrums verändern werden. In welche Richtung könnte es dabei gehen?
Schenk: Die Grundidee ist, dass sich die Angebote und Prioritäten des Sprachenzentrums daran orientieren, welche Ziele die Universität insgesamt im Bereich Internationalisierung verfolgt. Dazu werden wir in den kommenden Monaten gemeinsam mit dem Prorektor für Internationalisierung ein Konzept für den neuen Struktur- und Entwicklungsplan erarbeiten.
Beispielsweise ist schon jetzt klar, dass attraktive Angebote im Bereich Deutsch als Fremdsprache ein Schlüssel sind, um renommierten Universitäten als Partner an sich zu binden bzw. herausragende Wissenschaftler und Studierende anzuziehen. Deshalb bleiben die Intensiv-Kurse in diesem Bereich in vollem Umfang erhalten.
Löh: Neben den Studierenden steht künftig voraussichtlich auch die Zielgruppe der Wissenschaftler stärker im Fokus des Sprachenzentrums. Angedacht sind beispielsweise mehr spezialisierte Englisch-Kurse zu Themen wie Academic Writing oder Fachsprachen.
Strukturelle Veränderungen gehen für die Betroffenen häufig auch mit Verunsicherungen einher. Welche Stimmung nehmen Sie aktuell wahr?
Löh: Der Beschluss des Rektorats hat uns zunächst etwas überrascht. Mehr Kommunikation im Vorfeld hätte dazu beitragen können, Missverständnisse zu vermeiden. Inzwischen stellen sich viele Aspekte für uns Team jedoch deutlich klarer dar und wir möchten den Veränderungsprozess aktiv mitgestalten.
Positiv sehe ich vor allem, dass die Unileitung dem Sprachenzentrum für die Weiterentwicklung der Universität eine so große Bedeutung beimisst.
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Schenk: Für das Akademische Auslandsamt ist es nicht die erste strukturelle Neuerung. Einen ähnlichen Prozess haben wir bereits vor anderthalb Jahren durchlaufen als das ehemalige Osteuropazentrum als neues Referat an das Akademische Auslandsamt angegliedert wurde.
Aus dieser Erfahrung haben wir gelernt, dass Veränderungen eine gewisse Zeit brauchen. Im Unterschied zu damals wollen wir uns diese Zeit diesmal auch ganz bewusst nehmen. Beispielsweise planen wir im Herbst eine intensive Einheit zur Team-Entwicklung.
Ich persönlich halte die Entscheidung des Rektorats für zukunftsweisend. Ich bin überzeugt, dass wir durch die enge Zusammenarbeit tatsächlich effektiver sein können. Beispielsweise sind wir im Akademischen Auslandsamt sehr aktiv im Bereich Drittmittel-Anträge. Eines unserer Ziele ist es, auch das Angebot des Sprachenzentrums in den kommenden Jahren durch externe Gelder aufzustocken.
Löh: Ein erstes Beispiel für erfolgreiche Zusammenarbeit ist übrigens der DAAD-finanzierte Intensiv-Sprachkurs für Flüchtlinge, der Anfang Juni am Sprachenzentrum angelaufen ist. 17 Teilnehmer, die überwiegend aus Syrien stammen, sollen bis Weihnachten fit für ein Studium in Hohenheim gemacht werden.
Schenk: Sowohl die Vorbereitung als auch die Durchführung waren bzw. sind mit zahlreichen Komplikationen verbunden. Dass wir es dennoch geschafft haben, als eine der ersten Unis in Baden-Württemberg ein entsprechendes Angebot auf die Beine zu stellen, war vor allem deshalb möglich, weil Sprachenzentrum, Akademisches Auslandsamt und Prorektor für Internationalisierung an einem Strang gezogen haben.
Ein gutes Vorzeichen für die künftige Zusammenarbeit!
Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Leonhardmair