Jahresbericht 2009:
Mehr Drittmittel, Studiengänge, Erstsemester, Professuren …  [14.07.10]

Rektor der Universität Hohenheim zieht Bilanz / digitale Fassung unter www.uni-hohenheim.de/informationsmaterial

Rückschau und Zukunftsausblicke: mit ihrem Jahresbericht leistet die Universität Hohenheim nicht nur einen Rückblick auf das vergangene Jahr, sondern liefert auch Ausblicke, in welche Richtung sich die Hochschule bewegt. In diesem Jahr überreicht die Universität ihren Lesern mit jedem Jahresbericht eine DVD des neuen Image-Films, den Studierende der Kommunikationswissenschaften im vergangenen Jahr drehten. Im juristischen Sinn dient der Jahresbericht als offizielles Dokument zur Entlastung des Rektors durch den Universitätsrat. Erstmals präsentiert wurde er am heutigen Donnerstag, 14. Juli auf öffentlicher Sitzung des Senats.

Wachstum und mehr Qualität: Der Jahresbericht 2009 ist selbst in seiner Kurzfassung beeindruckend. Unter anderem profilierte sich die Universität Hohenheim 2009 durch:

Mehr Drittmittel: über 20 Prozent Zuwachs auf rund 32 Mio Euro
Mehr Erstsemester: Über 1.800 Bachelor-, mehr als 600 Master-Anfänger
Kein Nachrückverfahren: Zu Vorlesungsbeginn sind alle Studienplätze vergeben
Mehr Forschungszentren: Fünf Millionen Euro für Food Security Center, Gründung des Forschungszentrums Water & Earth System Science mit Helmholtz-Zentrum und den Universitäten Stuttgart und Tübingen
Mehr Studiengänge und Professuren: Tranche 1 des Ausbauprogramms Hochschule 2012 vollendet, Tranche 2 in der Umsetzung
Mehr Mobilität: Studentische Auslandsaufenthalte nehmen um 15 Prozent zu
Mehr Qualität: Studierende und Dozenten verbessern Lehrangebot
Wirtschafts- & Standortfaktor: Universität Hohenheim erbringt ca. 150 Mio. Euro Wirtschaftskraft

Bei seiner Präsentation stellte Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig einige Kernbereiche besonders heraus. Dazu gehörten eine Stellungnahme zum Bologna-Prozess, zum Ausbauprogramm Hochschule 2012, zum Wissenschaftlichen Nachwuchs und zu den Ressourcen.

Bologna-Prozess: Reformen und Internationalisierung durch Netzwerke

In seiner Rede bekannte sich der Rektor eindeutig zu dem Bologna-Ziel, Studierende auf einen internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten. Wichtige Kernpunkte für die Universität Hohenheim seien eine verstärkte Internationalisierung, Reformen und die notwendige Finanzierung.

Für mehr Internationalisierung sei es die Aufgabe der Universitäten „Netzwerke zu schaffen, Mobilität im Studium zu ermöglichen und diese finanziell zu unterstützen“, meinte der Rektor. So sei die Universität Hohenheim Mitglied des HERMES-Netzwerkes der führenden wirtschaftswissenschaftlichen Universitäten Europas und der Euroleage for Life Sciences, die die Besten im Bereich Agrar-, Ernährung- und Lebensmittelwissenschaften vereine. Hinzu kämen über 80 aktive Partnerschaften mit Partnern auf allen Kontinenten.

Für mehr Mobilität sei die Universität dabei, mehr Freiräume in den Studiengängen anzubieten und Auslandssemester von Beginn an einzuplanen. Dazu gehörten mehrere Abkommen für Doppelabschlüsse. Finanziell gäbe es an der Universität an die 100.000 Euro an Stipendien und Unterstützung. Weitere Hilfen seien jedoch erforderlich.

Als Reform des Bachelor-Angebotes starte die Universität ab Herbst einen Bachelor mit wahlweise 6, 7 oder 8 Semester Dauer, wofür die Universität als Siegerin des Wettbewerbs „Bachelor der individuellen Geschwindigkeit“ eine halbe Million Euro vom Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg erhalte.

„Die eigentlich notwendige zusätzliche finanzielle Unterstützung für die Bologna-Umsetzung wird jedoch weiterhin ausbleiben“, beklagte Prof. Dr. Liebig.

Ausbauprogramm Hochschule 2012: Zweite Tranche in der Umsetzung

Um dringend benötigte Studienplätze für künftige Schulabgänger zu schaffen, beteilige sich die Universität Hohenheim intensiv am Ausbauprogramm 2012 des Landes Baden-Württemberg.

Hier habe die Universität die erste Tranche abgeschlossen, fünf Professoren eingestellt und 120 Studienplätze pro Jahr geschaffen. In einer zweiten Tranche würden derzeit 230 zusätzliche Erstsemesterplätze geschaffen, Besetzungsverfahren für neun Zusatzprofessoren liefen.

„Eine dritte Tranche haben wir derzeit beantragt. Allerdings besteht noch keine eindeutige Aussage, in welchem Umfang diese realisiert werden kann. Denn ohne zusätzliche Unterstützung des Landes für größere Hörsäle, Räume für Lehrunterstützung und Büroräume kann die dritte Tranche allenfalls in Teilen realisiert werden“, so der Rektor.

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Neue Wege der Doktorandenausbildung

Neben der normalen Promotion besitze die Universität Hohenheim ein eigenes Doktorandenprogramm der Fakultät Agrarwissenschaften sowie das Deutsch-Chinesische Graduiertenkolleg "Nachhaltige Ressourcennutzung in der Nordchinesischen Tiefebene".

Für den weiteren Ausbau hoffe die Universität auf eine Graduiertenschule im Rahmen der Exzellenzinitiative. „Hier hat die Universität ihre Interessensbekundung bei der DFG abgegeben, die Antragsskizze wird bis Anfang September folgen.“

Eine weitere Option, die die Universität verfolge, sei ein kooperatives Doktorandenprogramm mit den Fachhochschulen Nürtingen und Rottenburg in den Agrarwissenschaften. Ein weiteres kooperatives Doktorandenprogramm in den Wirtschaftswissenschaften mit der Hochschule in Rottenburg sei in der Abstimmungsrunde.

Forschung: zwei neue Zentren

Um wissenschaftliche Themen mit besonderer Tragweite konzentriert und transdisziplinär zu bearbeiten, besitze die Universität Hohenheim mehrere wissenschaftliche Zentren.

2009 habe sich hier das neue Food Security Center mit 5 Millionen Euro Förderung etabliert, das sich den globalen Herausforderungen zur Ernährungssicherung annimmt. Darüber hinaus beteilige sich die Universität Hohenheim am Forschungszentrum WESS (Water & Earth System Science), das gemeinsam mit der Universität Tübingen, der Universität Stuttgart und dem Helmholtz-Zentrum für Umwelt in Leipzig durchgeführt wird.

Als herausragendes Einzelprojekt griff der Rektor das neue Forschungsprojekt der Kommunikationswissenschaften „The social fabric of virtual life: A longitudinal multi-method study of the social foundations of online gaming“ als Bestandteil des europäischen Exzellenzprogramms heraus.

Mit rund 32 Millionen Euro erreichte auch die Drittmitteleinwerbung im Jahr 2009 einen neuen Höchststand (über 20 Prozent plus).

Berufungspolitik: Mehr Wettbewerb bei der Ausstattung

Für die Universität sei die Berufungspolitik ein Kernelement für ihre Weiterentwicklung, so der Rektor. Im Jahr 2009 seien 11 Berufungsverfahren erfolgreich abgeschlossen worden (bei ca. 130 Professorenstellen insgesamt). Entsprechend eng sei der Finanzrahmen für die Erstausstattung der Neuberufenen.

Generell würde den Lehrstühlen deshalb nur eine Minimumausstattung auf Dauer zugesagt. „Zusatzausstattungen erfolgen auf Zeit und mit einer Verlängerungsoption nach meist 5 Jahren – dann allerdings im Wettbewerb“, so Prof. Dr. Liebig. Über die Höhe der Minimumausstattung habe es Abstimmungsgespräche mit den Dekanen gegeben.

Haushalt: Plädoyer für Studiengebühren

Die Gefahr, zum Jahresende in ein – gesetzlich nicht zulässiges – Haushaltsdefizit zu laufen, habe die Universität zu Beginn des Jahres 2009 zu einer drastischen Sparrunde gezwungen. Dank diesem habe die Universität ihr Basisbudget zum Jahresende mit einer schwarzen Null abgeschlossen.

Allerdings habe insbesondere der Plan, Studiengebühren mit einzusetzen, zu erheblichen Spannungen in der Diskussion Studierendenvertretern mit dem Rektor geführt. „Die Einschätzung der Möglichkeiten einer konsensualen Lösung auf der Basis vertraulicher Gespräche hat sich als nicht tragfähig erwiesen. Daraus abgeleitete verbale Anschuldigungskampagnen waren wenig hilfreich für weitergehende Lösungsansätze und sind damit auch verlassen worden“, meinte der Rektor rückblickend.

Gleichzeitig sei es ihm ein Anliegen, „dringend darauf hinzuweisen, wie wichtig Studiengebühren für die Finanzierung einer guten Lehre sind“. Denn es seien diese zusätzlichen Mittel, die es ermöglichten, bessere Lehre anzubieten, als dies in Ländern ohne Studiengebühren der Fall ist.

„Diese Schere bei den Ländern mit und ohne Studiengebühren wird sich in den nächsten Jahren weiter öffnen. Die Ansätze der Länder Studiengebühren abzuschaffen und durch Landesmittel zu ersetzen: sind bislang nicht ein Erfolgsmodell: Hessen reduziert Zuweisungen an die Hochschulen, Schleswig-Holstein will Einrichtungen schließen, andere Länder weisen eine schlechte Versorgung aus“, meinte der Rektor. „. Die Abschaffung von Studiengebühren ist aus meiner Sicht eher ideologisch motiviert und findet keine ökonomische Unterfütterung. In jedem Fall wird Hochschulautonomie ohne Studiengebühren vermindert.“

Richtig sei, dass zu dem System der Studiengebühren zwingend auch die Entwicklung und Weiterentwicklung des Stipendiensystems gehört. „Die bisherigen Ansätze - keine Ausweitung beim BAFÖG, ein Stipendienprogramm für Zusatzfinanzierungen der besten Studierenden, das aus Sicht der Rektoren nicht ausgewogen ist - können diesem Anspruch bislang nicht standhalten.“

Sanierung und Raumausstattung: Teilerfolge und viel Bedarf

Als Teilerfolge zur Befriedigung des Raumbedarfes nannte der Rektor den Neubau des Gebäudes für die Lebensmitteltechnologie und den Bauabschnitt für die Landesanstalt für Chemie. Hinzu kommen Sanierungsmaßnahmen für sieben Millionen Euro durch das Konjunkturpaket.

Tatsächlich notwendig wäre nach Ansicht des Rektors ein Vielfaches: So leide die Universität unter dem Sanierungsstau in vielen Gebäuden und Gewächshäusern, der eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten der historischen Gebäude sowie dem fehlender Ausbau zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung.

„Im Rahmen des Masterplanes Hohenheim 2050 gilt es, wichtige Ziele zu definieren und deren Umsetzungsmöglichkeiten auch vor dem Hintergrund der verfügbaren Flächen und der baurechtlichen Bestimmungen anzugehen. So fehlen insbesondere zentrale Gewächshausanlagen, tierwissenschaftliche Forschungsgebäude, Lehrgebäude für Arbeiten unter S1-Bedingungen und die Ausstattung mit kleineren Hörsälen, Gruppenarbeitsplätzen und Denkzellen“, schloss der Rektor.

Text: Klebs


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