Rund 2 Mio. Euro und 22 Mio. Kilo CO2 gespart:
Universität Hohenheim wechselt zu Öko-Strom mit Gold-Label  [15.06.10]

Bislang beteiligte sich die Universität Hohenheim an den Strom-Ausschreibungen des Landes. Für 2011/2012 suchte sie sich den besten Stromversorger selbst aus.

Einmalig unter Deutschlands Hochschulen: Ab 2011 bezieht die Universität Hohenheim 100% Öko-Strom von Naturstrom. Ein Anbieter, der Strom zu über 50 Prozent aus Deutschland bezieht und sich explizit zur Förderung von jungen neuen Anlangen verpflichtete – weshalb er nach dem besonders strengen „Grüner Strom Label in Gold“ zertifiziert ist. Gleichzeitig hatte sich der Öko-Strom-Anbieter im Wettbewerb gegen alle Lieferanten als preiswerteste Variante durchgesetzt. Während der zweijährigen Vertragslaufzeit wird die Universität Hohenheim somit mehrere Neuanlagen fördern – und ihre Stromausgaben um voraussichtlich mindestens 1,7 Millionen Euro senken.

Mit dem neuen Vertrag wird die Universität Hohenheim in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt gut 22 Mio. kg CO2 einsparen. Das entspricht der jährlichen Emissionslast von 12.000 Haushalten mit über 24.000 Bewohnern.

Gleichzeitig bringt der zweijährige Vertrag und seine 1,7-Millionen-Euro-Ersparnis der Universität eine dringend benötigte Haushaltsentlastung: In den vergangenen zehn Jahren hatten sich die Ausgaben für Strom und Wärme mehr als verdoppelt – bei gleichbleibendem Budget des Landes. Gründe dafür sind sowohl die Preisexplosion bei den Energieanbietern als auch der ständig wachsende Energieverbrauch von zeitgemäßer wissenschaftlicher Ausstattung.

„Ökonomisch effizient handeln und gleichzeitig gezielt in regionalen Öko-Strom investieren – darauf können wir stolz sein“, lobt Prof. Dr. Hans-Peter Liebig, Rektor der Universität Hohenheim. „Allerdings liegen unsere Ausgaben für Strom und Wärme noch immer deutlich über dem Budget, das das Land uns dafür zur Verfügung stellt. Insofern lindert selbst diese großartige Ersparnis nur unser Defizit.“

Ökostrom als neuer Trend unter den Hochschulen

Mit der Qualität ihres Ökostroms hat sich die Universität Hohenheim an die Spitze einer jungen Avantgarde unter den deutschen Hochschulen gestellt. Politische Signale setzte die Universität Bremen bereits 2006, indem sie Öko-Strom-Verträge zu damals bestmöglichen Bedingungen abschlossen. Andere Hochschulen folgten. Seit Anfang 2010 lässt nun auch das Bundesland Hessen alle Universitäten, die meisten Fachhochschulen, alle Ministerien und Staatstheater mit Öko-Strom versorgen.

„Einmalig an unserem Vertrag ist, dass wir ausschließlich Strom der Klassifizierung ‚Grüner Strom Label Gold’ beziehen, die auch in der ÖKO-TEST Ausgabe vom April 2010 in den Punkten Umweltnutzen und Glaubwürdigkeit am besten abschnitt“, erklärt Prof. Dr. Werner Schulz, Leiter des Lehrstuhls für Umweltmanagement der Universität Hohenheim. „Viele Energiekonzerne versuchen Ihren Strom gleichsam grün zu waschen. Sie bezahlen ausländische Energieversorger, um sich selbst mit dem Label ‚Öko-Strom’ schmücken zu dürfen. Ein echter Beitrag zur Energiewende ist das noch nicht.“

Regionale Neuanlagen für eine echte Energiewende

Der Strommix von Naturstrom setze sich zu 71,5% aus Wasser- und zu 28,5% aus Windkraft zusammen (Stand 2009). Außerdem garantiert der Anbieter, dass der Strom zu über 50% aus jungen Anlagen in Deutschland stammt: Dank einer Preiskomponente speziell für die Förderung von Neuanlagen habe Naturstrom laut Eigendarstellung seit 1999 bundesweit über 160 Erzeugungsanlagen für Strom aus Sonne, Biomasse, Wind- und Wasserkraft ans Netz gebracht.

„In der Region rund um Hohenheim haben wir beispielsweise die Windkraftanlage Wennender Heide bei Blaubeuren oder die Photovoltaikanlage Pferdehof Schanz in Ostfildern gefördert. Große und wichtige Kunden wie die Universität Hohenheim ermöglichen es uns, dieses Engagement bei der Neuanlagenförderung weiter auszubauen“, freut sich Oliver Hummel, Geschäftsführer von Naturstrom.

Millionen-Ersparnis durch eigene Ausschreibung und hausinternes Know-how

Möglich wurde der Coup, weil sich die Universität erstmals selbst einen Stromanbieter auswählte. Bisher hatte sich die Universität Hohenheim wie alle Hochschulen in Baden-Württemberg an einer großen Landesausschreibung beteiligt. Erleichtert wurde der Schritt durch das hausinterne Know-how des Lehrstuhls für Umweltmanagement, der die Marktanalyse begleitete.

„Ein gelungenes Beispiel, wie Wissenschaft und Verwaltung zusammenarbeiten“, freut sich Alfred Funk, Kanzler der Universität Hohenheim, in dessen Verantwortungsbereich das Energiemanagement der Hochschule fällt. „Ich bin beeindruckt, mit wie viel Engagement und Kreativität Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen eine so komplexe Herausforderung gemeinsam bewältigt haben.“

Erfolg durch Strategie und Wettbewerb

Tatsächlich handelt es sich beim Feilschen um Strompreise um eine hochkomplexe Angelegenheit. „Strom ist ein börsengehandeltes Gut. Die Preise ändern sich stündlich. Doch die strengen Vergaberichtlinien, an die wir uns als öffentliche Einrichtung halten müssen, sind für so etwas nicht konzipiert. Verstoßen wir gegen ein Detail kann das zu einem langwierigen Nachprüfverfahren führen“, berichtet Harald Häcker, Leiter der zentralen Beschaffung der Universität Hohenheim.

Der Grund: „Speziell für europaweite Ausschreibungen gelten besonders komplexe Regelungen, für die noch keine etablierte, einheitliche Rechtsprechung vorliegt. Daraus ergeben sich erhebliche juristische und zeitliche Risiken, die jede Beschaffung erschweren, die sich an effizientem Bedarf und marktwirtschaftlichen Erfordernissen ausrichtet“, so Häcker.

Um Markt und Vergaberecht gleichermaßen gerecht zu werden habe die Universität eine eigene Strategie zur europaweiten Strombeschaffung erarbeitet und mit externen Experten abgestimmt. Im Wettbewerb habe sich dann der Premium-Ökostrom der NaturStromHandel GmbH gegen die Angebote aller anderen Anbieter – auch solcher von konventionellem Strom - als günstigste Variante durchgesetzt. „Innovationsbereitschaft, Engagement und Sachkompetenz haben hier wirtschaftlich und ökologisch zu einem Ergebnis geführt, das entsprechend der bisherigen Erfahrungen durch eine bloße Beteiligung an der Landesausschreibung so nicht zu erzielen gewesen wäre“, so das Fazit von Rektor Prof. Dr. Liebig.

Text: Leonhardmair / Klebs


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