EMAS-Validierung
Universität Hohenheim auf dem Weg zum Öko-Audit  [21.11.11]

Auftakt für EMAS-Validierung mit Ministerialdirektor Helmfried Meinel (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) / Netzwerkveranstaltung mit Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg) / Erste Vorarbeiten bereits abgeschlossen

Grünes Denken, schwarze Zahlen: Mit einem speziellen Hohenheimer Modell will die Universität Hohenheim Umweltmanagement mit Forschung, Lehre und finanziellen Einsparungen verbinden. Dazu lässt sie sich nach dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) und der ISO 50.001 validieren. Die Bestandsaufnahme durch einen unabhängigen Experten hat inzwischen begonnen. 2012 sollen Rektorat, Fakultäten und Verwaltung ihre Umweltziele für die kommenden Jahre für den EMAS Piloten festlegen.

Klimaschutz und Kostenreduktion gehen an der Universität Hohenheim nicht erst seit EMAS Hand in Hand: Seit dem vergangenen Jahr ist die Hochschule Ökostrom-Kunde und die Energiekosten sinken. Laut Schätzung dürfe die Stromrechnung dadurch pro Jahr um bis zu 1 Mio Euro kleiner ausfallen. „Wir wollen grünes Denken und schwarze Zahlen miteinander verbinden“, sagt Kanzler Alfred Funk. „Im selben Zeitraum hat die Universität 11.000 Tonnen CO2 eingespart.“

Einen ähnlichen Effekt hat das Energie-Contracting. Die Investitionskosten in Höhe von 4,4 Millionen Euro werden sich jedenfalls schnell wieder amortisieren. Denn pro Jahr spart die Universität damit 960.000 Euro ein – und zusätzliche 6140 Tonnen CO2. Das entspricht dem Treibhausgasausstoß von über 700 Haushalten.

Nun soll der EMAS-Prozess weitere Maßnahmen entwickeln und der Universität das offizielle Öko-Label bescheren. EMAS gilt als das weltweit strengste Audit-Verfahren im Bereich Umweltmanagement. Für den Start konzentriert sich der Prozess auf vier exemplarische Einheiten: Schloss Hohenheim, die Versuchsstation Meiereihof und die Tierklinik. Unter der neuen Hochschulleitung soll 2012 entschieden werden, wie die Pilotzone ausgeweitet wird.

 

Hohenheimer Modell: Geist statt Geld

Beim Audit setzt die Universität vor allem auf internes Know How. „Statt ein externes Fachbüro für viel Geld einzusetzen, haben wir viele Teilprojekte zu Abschlussarbeiten im Bereich Umweltmanagement aufgewertet“, erklärt Dr. Martin Kreeb vom Lehrstuhl für Umweltmanagement.

Generell sei es bei EMAS wichtig, Mitarbeiter und Studierende einzubeziehen, so Dr. Kreeb. „Unter anderem planen wir deshalb auch ein innerbetriebliches Vorschlagswesen.“ Die Motivation der Mitarbeiter für das Thema Energie und Nachhaltigkeit ist nach Kreeb ein strategischer Wettbewerbsvorteil für das Hohenheimer EMAS-Pilotmodell.

Als Partner für die Einführung von EMAS hat die Universität Hohenheim die Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) gewonnen. Die Qualitätssicherung liegt bei Dr. Volker Teichert und Oliver Foltin von der FEST in Heidelberg.

Ministerialdirektor Helmfried Meinel

Ministerialdirektor Helmfried Meinel

 

Erste Analysen bereits in Arbeit

Die ersten Vorarbeiten sind auch schon nahezu abgeschlossen. Zusammen mit der Abteilung Technik ermittelten Studierende und Dr. Teichert den Ist-Zustand bei Strom-, Wasser- und Heizenergieverbrauch, Müllaufkommen, Verkehrsanbindung und vieles mehr. Daraus will Dr. Teichert Verbesserungsvorschläge ableiten. Auf dieser Grundlage soll die Universität im Herbst 2012 ihre Umweltziele für die kommenden Jahre formulieren.

„Als Sofortmaßnahmen sollen die energiefressenden Gewächshäuser auf dem Campus erneuert und langfristig sogar neu gebaut werden“, gab Kanzler Funk einen Ausblick. Auf der Agenda der Universität stehen aber zum Beispiel auch Photovoltaik-Anlagen und der Einsatz von Erdgas zur gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung in Blockheizkraftwerken.

 

Auftakt mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft / Netzwerktreffen mit Forschungsministerium

Beim Auftakttreffen auf Schloss Hohenheim zollt Ministerialdirektor Helmfried Meinel vom Landesumweltministerium dem Hohenheimer Ansatz besonderes Lob: „Das EMAS-Projekt ist in ganz besonderem Maße geeignet, Ihre jungen Studentinnen und Studenten neben der Vorbereitung auf ihre zukünftigen Aufgaben in Forschung, Lehre, Wirtschaft und Verwaltung auch für einen kreativen, fortschrittlichen Umweltschutz und verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen zu gewinnen. Wir brauchen gerade unseren akademischen Nachwuchs, um uns den Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende erfolgreich stellen zu können.“

Gerade bei EMAS schrieb Ministerialdirektorin Dr. Simone Schwanitz vom Landeswissenschaftsministerium den Hochschulen eine führende Rolle zu: „Die Universitäten müssen hier als Zukunftslabor der Gesellschaft agieren“, betonte sie auf dem Netzwerktreffen mit anderen Hochschulen und EMAS-Betrieben in der Evangelischen Akademie Bad Boll. „Denn hier geht es nicht nur um Einsparungen, sondern auch darum, Absolventen als Multiplikatoren mit den Vorteilen des EMAS-Gedanken vertraut zu machen.“

„Für uns ist es wichtig, dass die Universität von Anfang an den Erfahrungsaustausch und die Vernetzung sucht“, begründet Prof. Dr. Werner Schulz – Fachgebietsleiter für Umweltmanagement an der Universität Hohenheim die Hohenheimer Netzwerk-Initiative. Ziel sei, die Verantwortlichen verschiedener Hochschulen in Baden-Württemberg zu vernetzen, die Interesse an einer Integration von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Lehre und Forschung haben. „Dabei wollen wir auch die Studierenden einbinden, damit diese den Prozess hin zu einer nachhaltigen Bildung gleichermaßen mit gestalten können.“

Text: Weik / Klebs

Kontakt für Medien:

Dr. Martin Kreeb, Institut für Marketing und Management, Fachgebiet Umweltmanagement, Tel.: 0711/459-23445, E-Mail: kreeb@uni-hohenheim.de


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