Besser wär besser

Nachgefragt: Mensa  [17.11.21]

Mensaleiter Bernd Dubrau (links) und sein Stellvertreter Martin Reheußer. Bild: Uni Hohenheim

Schluss mit Einwegbechern, mehr vegetarische und vegane Menüs: Die Hohenheimer Mensa greift in diesem Semester einige Wünsche von Studierenden auf, die bereits wiederholt in der Rubrik „Besser wär Besser“ vorgebracht wurden. Im Interview antwortet Mensa-Chef Bernd Dubrau außerdem auf aktuelle Verbesserungsvorschläge und berichtet über den laufenden Corona-Betrieb.


Auf der Plattform „Besser wär Besser“ kannst du Ideen und Verbesserungsvorschläge für den Campus anstoßen, bewerten und diskutieren. Die Redaktion fragt nach bei zuständigen Ansprechpersonen.

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Hallo Herr Dubrau, besondere Zeiten – auch für Sie und Ihr Team. Wie geht es Ihnen? Und wie läuft der Corona-Betrieb?

Nach dem langen Lockdown haben wir uns riesig gefreut, die Mensa in diesem Semester wieder für Studierende und Beschäftigte öffnen zu können.

Bisher läuft der Corona-Betrieb sehr gut. Wir mussten die Sitzplätze reduzieren, aber auch die Nachfrage ist geringer. Durchschnittlich gehen pro Tag ca. 50% weniger Gerichte über die Ausgabetheke.

Trotzdem ist unser Team voll ausgelastet, denn die Einhaltung der Corona-Auflagen ist sehr aufwändig. Wir sind aktuell auch als Caterer für Uni-Veranstaltungen gefragter denn je. Auch hier ist der Aufwand durch die Hygienevorschriften erheblich gestiegen.

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Neuste Vorschläge

  • Allergiekennzeichnung in der Mensa
  • Fenster geschlossen halten währen Vorlesungen?
  • WLAN-Abdeckung

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Wie kommt es eigentlich, dass man am Eingang keinen 3G-Nachweis zeigen muss, wenn man zum Essen kommt? Studierende, die außerhalb der Essenszeiten zum Lernen kommen, hingegen schon…

Ich weiß: Das kann man eigentlich niemandem wirklich begreiflich machen. Aber wir haben uns diese verrückten Regeln ja nicht ausgedacht.

Der Hintergrund: Es gelten jeweils andere Corona-Verordnungen. Mensen fallen ebenso wie Betriebskantinen unter §16 der Corona-Verordnung des Landes. Demnach ist für die Essensausgabe an Angehörige der jeweiligen Einrichtung kein gesonderter 3G-Nachweis erforderlich. Wenn die Speisesäle als Lernplätze genutzt werden, greift hingegen die Corona-Verordnung für Studium und Lehre, die vom Wissenschaftsministerium erlassen wird. Es gelten dann dieselben Regeln wie im Hörsaal.

Gab es denn schon Corona-Fälle in der Hohenheimer Mensa?

Ob es unter den Besucher:innen einzelne Fälle gab, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Wir nutzen wie die anderen Studierendenwerke des Landes den Dienst „Digital Waiter“. Die dort erfassten Daten werden auf Anfrage an das Gesundheitsamt weitergegeben. Bisher haben wir von dort keinerlei Benachrichtigungen erhalten. Ich nehme an, dass wir es erfahren hätten, wenn es einen Hotspot in der Mensa gegeben hätte.

In unserem Team selbst ist bisher kein Corona-Fall bekannt – klopf auf Holz! Wir haben tatsächlich auch eine Impfquote von nahezu 100%.

Abgesehen von Corona: Was tut sich ansonsten hinter den Kulissen der Mensa?

Wenn Sie in den letzten Wochen einen Blick auf unseren Speiseplan geworfen haben, haben Sie es sicher schon bemerkt: Auf Wunsch von Studierenden bieten wir seit Semesterbeginn jeden Tag sowohl ein vegetarisches als auch und ein veganes Gericht an.

Noch vor ein paar Jahren waren diese Gerichte häufig unsere Ladenhüter. Doch die Zeiten haben sich offensichtlich gewaltig geändert. Inzwischen ist jede zweite Mahlzeit, die wir ausgeben, fleischlos.

Möglicherweise hat die Akzeptanz auch mit der Art der Gerichte zu tun. In unserer Rubrik „Besser wär besser“ gab es dazu folgenden Vorschlag:

„Die vegetarischen Angebote müssen nicht immer zwangsweise einen vegetarischen Fleischersatz" beinhalten (der sehr teuer in der Anschaffung ist und dann meistens auch noch nicht besonders schmeckt, wie bspw. die ganzen Tofu- und Sojafleischersatzprodukte), sondern können gerne auch einfach nur so vegetarisch sein. ;-)“


Dieser Hinweis wurde auch von studentischen Gruppen wie dem AKN an uns herangetragen, mit dem wir inzwischen in regelmäßigem Austausch stehen. Und wir haben uns das auch zu Herzen genommen.

Allerdings wollen wir auch künftig nicht komplett auf Fleischersatzprodukte verzichten. Denn die Verkaufszahlen zeigen, dass vegetarische Lasagne, Bratwurst & Co durchaus einige Freunde haben. Wir setzen deshalb auf eine Mischung.

Der AKN fordert seit längerem auch die Abschaffung der Einwegbecher in der Cafeteria. Auch bei „Besser wer besser“ war der Vorschlag wiederholt auf Platz 1. Wie steht es damit?

Auch diesen Punkt greifen wir auf. Wir brauchen aktuell noch unsere Restbestände auf, anschließend geben wir keine Einwegbecher mehr aus. Allerdings wird es vorläufig auch kein Mehrwegpfandsystem geben. Wir glauben aber, dass die Zeit inzwischen reif dafür ist, dass Gäste sich ihre eigenen Becher mitbringen.

Wir bieten natürlich auch Mehrwegbecher mit Uni-Logo zum Verkauf an. Hier verabschieden wir uns von den bisherigen Plastik-KeepCups und verwenden stattdessen hochwertige Porzellanbecher des Karlsruher Anbieters „Mahlwerk“, die sich sehr gut zur Mitnahme eignen.

Unser Eindruck ist, dass der Kaffee daraus einfach besser schmeckt und dass umweltbewusste Gäste, gerne auf Plastikprodukte verzichten. Für den Coffee-To-Sit, gibt es natürlich nach wie vor unsere Tassen.

Bei unseren Mitnahme-Menüs klappt das Prinzip übrigens schon recht gut: Die meisten Abholer:innen haben inzwischen ihre eigene Box für das Essen dabei.

In unserer Rubrik „Besser wär besser“ wurden noch einige andere Verbesserungsvorschläge eingebracht: z.B. wird angeregt, die Rostocker Mensa als Vorbild in Sachen Preise und Frische heranzuziehen. Diese wurde von UNICUM schon mehrfach mit dem „goldenen Tablett“ ausgezeichnet.

Ich habe mir den Vorschlag und das verlinkte Youtube-Video angesehen. Allerdings kann ich die Kritik in diesem Fall nicht wirklich nachvollziehen: Studierende bezahlen bei uns 3,25 € für ein Tagesmenü, in Rostock nur 2,90 €. Allerdings haben wir in Stuttgart ja ein völlig anderes Preisniveau, das gilt auch für Mieten, Lebensmittel etc. Das typische Nord-Südgefälle gilt umgekehrt auch bei den Löhnen. Der Preis für die Menüs wird übrigens schon jetzt durch Studierendenwerksbeiträge quersubventioniert. Dies dürfte in Rostock nicht anders sein.

In puncto Frische und Regionalität müssen wir uns, denke ich, ebenfalls nicht verstecken. Insbesondere was das Thema Salat betrifft, das im Vorschlag ja auch angesprochen wurde. Der Eintrag stammt noch aus der Lockdown-Zeit. Möglicherweise hängt die Wahrnehmung damit zusammen. Damals konnten wir über mehrere Monate keine frische Salat-Theke anbieten. Und auch bei anderen Gerichten gab es Einschränkungen. Wenn Pommes in der Küche zubereitet und später in der Cafeteria ausgeben werden, sind sie natürlich nicht so knusprig wie gewohnt. Inzwischen sind wir aber ja wieder zu unseren alten Standards zurückgekehrt.

Wie steht es mit dem Vorschlag, selbstgemachte Pizzen und Flammkuchen anzubieten statt Fertiggerichte?

Wir haben uns bereits darüber Gedanken gemacht. Allerdings haben wir hier in Hohenheim ein logistisches Problem: Uns fehlt schlicht und ergreifend der Platz zum Belegen sowie die notwendigen Kühlgeräte, um die Teiglinge zu lagern. Der WKD würde es unter den bestehenden Rahmenbedingungen nicht genehmigen. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir in der Cafeteria nur fertigbelegte Brötchen ausgeben können.

Ein weiterer Verbesserungsvorschlag betrifft die Essensausgabe. Hierzu heißt es bei „Besser wär besser“:

„Es werden immer zwei bis drei Portionen provisorisch auf die Warmhaltetheke gestellt, völlig unabhängig davon, ob Gäste in den Bereich der Essensausgabe kommen oder nicht. Das betrifft vor allem die Zeiten vor 12 Uhr und nach 13 Uhr, also wenn der große Ansturm noch bevorsteht oder schon vorüber ist. Es ist so, dass wenn man dann diese Portionen bekommt, die Enttäuschung am Tisch meist groß ist, weil das Essen dann einfach kalt ist.“


Dieses Thema haben wir im Team besprochen – und es sollte nicht mehr vorkommen.

Ganz generell gilt: Wir sind für Kritik und Anregungen unserer Gäste immer offen. Allerdings lässt sich leider nicht alles unmittelbar umsetzen. Besonders wertvoll ist der konstruktive Austausch mit den studentischen Gruppen. Er hilft uns, Stimmungen und aktuelle Trends besser mitzubekommen. Das wollen wir gerne fortsetzen.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair

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