Ein Kaffee mit…

Abteilung Studienangelegenheiten im Aufbruch  [18.11.20]

Prof. Dr. Korinna Huber, Prorektorin für Lehre (l), und Dr. Stephanie Müller-Otto, neue Leiterin der Abteilung Studienangelegenheiten (r).

Zufriedene, gut betreute und erfolgreiche Studierende sind für die Unis wichtiger denn je – denn mehr Wettbewerb unter den Hochschulen soll zur Profilschärfe beitragen. So will es die Politik. Der Abteilung Studienangelegenheiten kommt dabei in Hohenheim eine wichtige Rolle zu. Denn sie begleitet Studierende von der Studienfachwahl bis hin zum Berufseinstieg. Neben klassischen Verwaltungstätigkeiten, wie Einschreibung und Prüfungsorganisation, gehören auch Sport und Kultur zum Aufgabenspektrum. Künftig soll die Abteilung außerdem weitere koordinierende Aufgaben im Bereich Hochschuldidaktik und Forschendes Lernen übernehmen. Der Online-Kurier hat mit der neuen Leiterin, Dr. Stephanie Müller-Otto, und der Prorektorin für Lehre, Prof. Dr. Korinna Huber, einen virtuellen Kaffee getrunken.


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Frau Müller-Otto, was hat Sie an der Stelle in Hohenheim gereizt und was ist Ihr beruflicher Background?


Müller-Otto: Das Spannungsfeld zwischen akademischer Freiheit und Erfordernissen der Verwaltung treibt mich schon lange um. Aus meinem beruflichen Werdegang kenne ich die unterschiedlichen Perspektiven dabei sehr gut.

Im Bereich „Experimentelle Psychologie,“ war ich zunächst selbst in der Forschung tätig. Anschließend war ich als Leitung eines hochschulübergreifenden Zentrums in Thüringen für das akademische Personal zuständig. Und zuletzt habe ich an der HdM in Stuttgart vier Jahre die Abteilung Learning und Development geleitet.

Die Unis stehen ja in immer stärkeren Wettbewerb zueinander. Aus meinen bisherigen Erfahrungen heraus habe ich die Überzeugung gewonnen, dass sie vor allem dann erfolgreich sein können, wenn es gelingt, sich intern noch mehr als Einheit zu verstehen und über Einrichtungsgrenzen hinweg gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

An der Ausschreibung der Uni Hohenheim hat mich besonders gereizt, dass hier ganz ausdrücklich nach Wegen gesucht wird, um dieses Ziel zu erreichen.

Worin liegen aus Ihrer Sicht die Besonderheiten der Uni Hohenheim?

Müller-Otto: Die Uni Hohenheim ist vergleichsweise klein, darin liegt eine große Chance.

Wir können uns positiv von größeren Unis absetzen, wenn wir es schaffen, Studierenden wirklich das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht an einer anonymen Einrichtung studieren, sondern an einer persönlichen Campus-Uni, wo sie optimale Unterstützung erfahren und bei Fragen und Problemen nicht im Irrgarten der Bürokratie verloren gehen.

Ich glaube, die Abteilung Studienangelegenheiten kann hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Dazu möchte ich alle Aspekte des „Student Lifecycle“ in den Blick nehmen: Von der Entscheidungshilfe bei der Studienfachwahl, über Einschreibung und Orientierung an der Uni, Prüfungen, dem Erwerb von Zusatzqualifikation bis hin zum späteren Berufseinstieg. Auch das Sport- und Kulturangebot spielt natürlich für das Erlebnis des Studiums eine sehr wichtige Rolle.

Gemeinsam auszuloten, wie all diese Aspekte noch besser ineinandergreifen und service-orientierter gestaltet werden könne, sehe ich als unser großes Abteilungs-Projekt für die kommenden Jahre an.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?


Müller-Otto: Ein Beispiel: Ein Studierender kommt nach einer Klausur konsterniert ins Prüfungsamt. Nach einem kurzen Gespräch zeigt sich, dass es Beratungsbedarf gibt, der eigentlich über verwaltungstechnische Fragen hinausgeht.

Wenn sich Beschäftigte im Prüfungsamt und in der Studienberatung als unmittelbare Kolleginnen und Kollegen verstehen und in Zukunft hoffentlich sogar räumlich nebeneinandersitzen werden, kann das Gespräch gleich eine Tür weiter fortgesetzt werden.

Stellt sich dann noch heraus, dass es sich nicht um einen individuellen Einzelfall handelt, sondern möglicherweise um ein strukturelles Problem im Studiengang, dann sollte der Draht kurz sein, um den Fakultäten direkt Unterstützung aus der Hochschuldidaktik anzubieten.

In Hohenheim sind wir auf dem Weg in diese Richtung. Ich sehe es nun als Aufgabe, dass wir im Arbeitsalltag noch mehr zusammenwachsen, uns besser vernetzen und Informationen transparent und schnell zugänglich werden. Auch über die Grenze unserer Abteilung hinaus möchte ich Querverbindungen, kurze Wege und Kommunikation ganz ausdrücklich fördern. Nicht alles muss immer über die Leitungsebene laufen.

Frau Huber, unter dem Vorgänger, Herrn Wilhelm, gab es ja über sehr lange Zeit Kontinuität in der Leitung der Abteilung. Was war Ihnen als Prorektorin für Lehre bei der Neuausschreibung wichtig?


Huber: Tatsächlich möchten wir den Übergang nutzen, um die Abteilung auch organisatorisch weiterzuentwickeln. Zusätzlich zu den klassischen Verwaltungsaufgaben und der Studierendenberatung sollen verstärkt koordinierende und beratende Aufgaben für den Bereich Hochschuldidaktik und Forschendes Lernen hinzukommen. Dies soll sich künftig dann auch in einem neuen Namen für die Abteilung widerspiegeln.

Ein Hintergrund ist der neue Hochschulfinanzierungsvertrag, der die Finanzierung der Universitäten ja erheblich stärker als früher an Faktoren wie Studierendenzahlen und Abschlüsse in Regelstudienzeit koppelt. Die Landesuniversitäten werden hinsichtlich dieser Kennzahlen unmittelbar miteinander verglichen und erhalten Abzüge bzw. Zusatzgelder.

Die Attraktivität unserer Angebote für Studierende noch weiter zu erhöhen wird in den kommenden Jahren für uns als Universität insgesamt also ein sehr wichtiger strategischer Schwerpunkt sein.

Wir setzen dazu an ganz unterschiedlichen Stellen an: Von der Weiterentwicklung unserer Studiengänge über begleitende Angebote für Studierende, hochschuldidaktische Unterstützung für Lehrende bis hin zum Marketing, um mehr Schülerinnen und Schüler auf unsere Studiengänge aufmerksam zu machen. Die Abteilung Studienangelegenheiten sehe ich bei diesem Prozess als Rückgrat an. Als zentrale Service-Einrichtung für Studierende und Lehrende soll sie künftig eine noch aktivere, verbindende Rolle übernehmen.

Bei der Stellenausschreibung waren wir deshalb auf der Suche nach einer Persönlichkeit, die Brücken zwischen unterschiedlichen Bereichen und Fakultäten bauen kann und Beschäftigte bestmöglich auf dem geplanten Weg mitnimmt.

Welche Reformen sind denn konkret geplant?

Huber: Ziel ist es, Kompetenzen und Ressourcen dort, wo es sinnvoll ist, zu bündeln und die Vernetzung aller Bereiche, die mit Lehre zu tun haben, weiter zu verbessern.

Als eine der beiden größeren organisatorischen Veränderungen soll die Arbeitsstelle Hochschuldidaktik künftig Teil der Abteilung werden. Außerdem soll es ein neues Referat geben, das die Fortsetzung und Weiterentwicklung von Kernelementen des Projektes „Humboldt reloaded“ koordiniert, wenn dessen Förderung in den kommenden Monaten ausläuft. Bislang ist Humboldt reloaded an der Fakultät N angliedert, bedingt durch den damaligen Antragsstelle Prof. Dr. Blum aus der Biologie.

Die STEPS-Projekte aus der Landesförderung FEST-BW, bei denen es um Zusatz-Angebote in der Studieneingangsphase, wie z.B. Mathematik-Brückenkurse, geht, werden im Moment von der Stabsstelle Weiterentwicklung Lehre koordiniert und betreut. Erfreulicherweise haben wir hier vom MWK drei Stellen zur Verstetigung nach dem Auslaufen der Projekte Endes des Jahres bekommen. Auch hier soll eine gute und sachdienliche Integration der Projektideen in die Abteilung erfolgen.

Insgesamt erscheint uns hier mehr zentrale Koordination sinnvoll. Auch im Hinblick darauf, dass wir ja auch in Zukunft immer wieder neue vergleichbare Projekte beantragen und koordinieren müssen. Denn Gelder für die Weiterentwicklung von Lehre werden von der Politik seit einigen Jahren hauptsächlich projektbezogen vergeben.

Wie sieht der Zeitplan für die Umstrukturierung aus?

Müller-Otto: Wir stehen im Moment noch am Anfang des Prozesses. Aber es ist uns wichtig, die Universität möglichst früh über geplante Veränderungen zu informieren. Die neue Organisationsform streben wir für das Frühjahr 2021 an. Vor einigen Wochen haben wir die Beteiligung des Personalrats dazu eingeleitet.

Wichtig ist mir, dass die Organisationsentwicklung nicht als Top-Down-Prozess angelegt ist, sondern sich aus der Erfahrung der Beschäftigten speist. Denn sie sind die Expertinnen und Experten in ihrem Bereich. Wir wollen in den meisten Fällen auch keine komplett neuen Arbeitsabläufe schaffen, sondern vor allem die Kommunikation verbessern und unnötige Bürokratie abbauen.

Bereits in der Vergangenheit haben zahlreiche Workshops stattgefunden, auf denen wir sehr gut aufbauen können. Daran knüpfen wir in den kommenden Monaten mit weiteren Formaten an. Hier wollen wir ausdrücklich auch die Fakultäten und Einrichtungen mit ins Boot holen, mit denen wir im Alltag eng zusammenarbeiten.

Wir werden berichten. Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Leonhardmair

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