Ein Kaffee mit… Ulrich Krieger

Der Neue im Praktikantenamt  [04.11.11]

Ulrich Krieger ist der neue Leiter des Praktikantenamts.

Service- statt Amtsmentalität: Ulrich Krieger, der neue Leiter des Praktikantenamts, berichtet wie ihr Pflichtpraktika künftig einfacher findet und beantwortet eure Rent-a-Reporter-Frage.

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Herr Krieger, Sie sind der neue Leiter des Praktikantenamts und damit zuständig für die Anerkennung der Pflicht-Praktika. Ehrlich gesagt klingt das nach einer Menge Bürokratie…

Vielleicht liegt das am Namen. „Amt“ suggeriert Dienst nach Vorschrift, wenig Flexibilität… Gut möglich, dass manche Studierende das Praktikantenamt auch so ähnlich wahrgenommen haben.

Ich möchte jedenfalls gerne frischen Wind in die Abteilung bringen. Also nicht bloß Pflichtpraktika verwalten, sondern aus dem Praktikantenamt eine echte Service-Einrichtung für Studierende machen.

Hier kommt mir auch meine Erfahrung als Mitarbeiter der Zentralen Studienberatung zu gute, wo ich schon länger halbtags arbeite. Ich denke, diese beiden Aufgaben lassen sich sehr gut verbinden. Und vielleicht fällt uns ja auch mal ein besserer Name fürs Praktikantenamt ein.

Eure Rent-a-Reporter-Frage

Selber bestimmen, was drin steht: Auf der Seite "Rent-a-Reporter" könnt ihr Fragen an die Interview-Partner oder Recherche-Themen für den Online-Kurier vorschlagen.  Mit Daumen rauf oder runter setzt ihr Prioritäten.

 

Eure Auftrag diesmal:

In der Vergangenheit waren nicht alle Studis mit dem Service zufrieden. Dazu gab es einen Rent-a-Reporter-Eintrag beim Online-Kurier. Was wollen Sie konkret verbessern?

Neben der Neugestaltung der Homepage des Praktikantenamtes mit vielen nützlichen Infos für Studierende ist unser erstes Projekt das „papierlose Praktikantenamt“. Bisher mussten Studierende dreimal zu uns kommen: Um das Praktikum genehmigen zu lassen, um einen Bericht abzugeben und um ihn wieder abzuholen. Je nach Studiengang waren dazu bis zu fünf verschiedene Papier-Formulare notwendig.

Wir arbeiten gerade daran, dass Studierende einen Großteil dieser Dinge künftig online erledigen können. Gleichzeitig wollen wir auf diesem Weg eine Datenbank aller Unternehmen aufbauen, in denen Hohenheimer Studierende Praktika gemacht haben. Wer gerade eine Stelle sucht, kann sich dann einloggen und via Schlagwort und Google-Maps potentielle Praktikumsplätze recherchieren.

Außerdem möchte ich den immensen Erfahrungsschatz, der sich in den Ordnen des Praktikantenamts ansammelt, für Studierende zugänglich machen.

Wie meinen Sie das?


Wie gesagt müssen Studierende einen Praktikumsbericht bei uns einreichen. Bisher bin ich allerdings oft der Einzige, der die Texte liest. Das ist schade, denn da sind viele tolle – und sehr aufschlussreiche – Texte dabei.

Wenn die Berichte künftig online eingereicht werden, können Studierende per Mausklick entscheiden, ob sie ihren Text auch anderen Hohenheimern zugänglich machen wollen. Daneben wird es möglich sein, Praktikumsstellen anonym zu bewerten.

Außerdem möchte ich in Zukunft Studierende persönlich in Kontakt bringen. Dazu könnte ich mir sogenannte „Praktikumseminare“ vorstellen: Anstelle eines schriftlichen Praktikumsberichts präsentieren Studierende die ihr Praktikum gerade hinter sich haben, ihre Erfahrungen vor Kommilitonen, die gerade ein Praktikum suchen.

Meiner Meinung nach ist die Reflexion im Nachhinein mindestens genauso wichtig wie die Vorbereitung auf ein Praktikum. Beispielsweise wenn es um die Frage geht:  Wie hat mir das Praktikum bei meiner beruflichen Orientierung geholfen?

Ich hoffe, dass mir dank des Online-Tools mittelfristig etwas mehr Zeit für solche Projekte bleibt. So konzipieren wir gerade gemeinsam mit dem CareerCenter eine neue Infoseite zum Thema Auslandspraktikum. Ein weiteres wichtiges Thema für die Zukunft.

Was sind denn die häufigsten Fragen oder Probleme, mit denen Studierende zu Ihnen kommen?

Ich helfe weiter, wenn es darum geht, ob ein bestimmtes Praktikum alle Anforderungen des Studienplans erfüllt. Daneben gebe ich Tipps bei der Suche und berate, wie sich ein Praktikum am besten in den Studienverlauf integrieren lässt.

Häufig höre ich von Studierenden zum Beispiel, dass Unternehmen keine Kurzzeit-Praktikanten wollen, sondern jemanden, der für ein halbes Jahr bleibt. In manchen Studiengängen sind jedoch nur 4-wöchige Praktika vorgeschrieben. Ich denke, es kann durchaus sinnvoll sein, trotzdem länger zu bleiben. Ein Monat reicht in der Regel ja gerade aus, um allen einmal die Hand geschüttelt zu haben.

Natürlich muss man das mit dem Studienplan in Einklang bringen. Außerdem ist so eine Verlängerung auch eine versicherungsrechtliche Frage. Während eines Pflichtpraktikums entfallen die Beiträge zur Sozialversicherung. Wenn man länger bleibt, entfällt dieser Sonderstatuts. Das muss man mit dem Unternehmen vorher klären.

In Ihrem neuen Job lesen Sie jährlich hunderte Praktikumsberichte. Haben Sie den Eindruck, dass Praktikanten fair behandelt werden und wirklich etwas lernen?

Die große Mehrheit empfindet das Praktikum als wertvolle Erfahrung. Für den Berufseinstieg – aber auch persönlich.

In Einzelfällen kommt es jedoch schon vor, dass die Tätigkeiten nicht den Erwartungen entsprechen. Das muss nicht nur das sprichwörtliche Kaffeekochen sein. Damit es keine bösen Überraschungen gibt, empfehle ich, sich vor Beginn gut kundig zu machen. Und ganz wichtig: Immer einen Vertrag abzuschließen, in dem Tätigkeiten, Arbeitszeiten und Bezahlung aufgeführt sind!

Manche Praktikanten klagen auch über Überforderung und lange Arbeitszeiten. Gerade bei Praktika in landwirtschaftlichen Betrieben lassen sich lange Arbeitszeiten allerdings häufig kaum vermeiden.

Nicht in allen Hohenheimer Studiengängen gibt es Pflichtpraktika, z.B. in den Wirtschaftswissenschaften…

Ja, das ist eigentlich schade. Ich finde es sehr wichtig, dass man während des straffen Bacholers mal raus kommt und Praxisluft schnuppert.

Natürlich kann man das auch auf freiwilliger Basis machen. Ich glaube aber, dass es einfacher gelingt, wenn im Studienplan Zeit dafür vorgesehen ist. Außerdem gibt es schlicht mehr Stellen für Pflichtpraktikanten. Für Unternehmen liegt ja ein Vorteil darin, weil sie bei der Einstellung von Pflichtpraktikanten versicherungsrechtliche Vorteile haben.

Generell wünsche ich mir, dass in allen Studiengängen künftig mehr Platz – auch für längere – Praktika bleibt. Vielleicht sogar im Rahmen von echten Praktikumsmodulen mit ECTS-Punkten. Vorbereitung und anschließender Reflexion inklusive.

Wir werden berichten. Danke für das Gespräch!

Interview: Florian Leonhardmair

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