Eliteprogramm der BW-Stiftung fördert Ernährungswissenschaftlerin Dr. Johanita Kruger-Malan
139.000 € für Hohenheimer Postdoktorandin [11.03.21]

Bild: Johanita Kruger-Malan
Wie können gesundheitsfördernde bioaktive Substanzen, wie z.B. fettlösliche Vitamine, Phytosterole, Carotinoide und Polyphenole, ihre positive Wirkung im Köper optimal entfalten? Diese Frage beschäftigt Ernährungswissenschaftlerin Dr. Johanita Kruger-Malan seit ihrer Promotion an der Universität Pretoria in Südafrika. Als Postdoktorandin an der Uni Hohenheim hat ihre Forschung gehörig an Fahrt aufgenommen: Auf mehrere Stipendien folgte 2020 ein erstes selbst eingeworbenes DFG-Projekt. On top kommen jetzt 139.000 €-Fördermittel aus dem Eliteprogramm für Postdocs der Baden-Württemberg Stiftung – Rückenwind für ihre Forschungsleidenschaft und das Karriereziel Professur.
Für eine gesunde Ernährung ist nicht nur eine ausgewogene Aufnahme essenzieller Nährstoffe und Energie entscheidend, auch bioaktive Verbindungen, wie z.B. sekundäre Pflanzenstoffe, leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Immunsystems.
Ausschlaggebend ist allerdings nicht nur, welche Menge über Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente aufgenommen wird, sondern insbesondere der Anteil, der unverändert im Blutkreislauf ankommt. Denn tatsächlich ist die Bioverfügbarkeit zahlreicher bioaktiven Verbindungen bei der oralen Einnahme sehr gering.
„Damit die bioaktiven Verbindungen im Körper aufgenommen werden können, müssen sie in Mizellen eingebaut werden, die als Emulgator fungieren und sie in der wässrigen Darmumgebung löslich machen. Wenn ausreichend Fett konsumiert wird, produziert der Körper dazu physiologische Mischmizellen im Dünndarm. Um die Bioverfügbarkeit zu verbessern, können die bioaktiven Stoffe aber auch vor dem Verzehr in künstliche Mizellen eingebaut werden“, erklärt Dr. Johanita Kruger-Malan.
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Aus einem Sabbatjahr wurde ein neuer Lebensmittelpunkt
Seit ihrer Promotion hat sie dieses Forschungsgebiet nicht mehr losgelassen. Als Doktorandin beschäftigte sie sich an den Universitäten Pretoria (Südafrika) und Davis (USA) mit der Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen aus verschiedenen Getreidearten und verarbeiteten Getreideprodukten. Ein wichtiger Hintergrund dabei war die Frage, wie sich die Aufnahme von Nährstoffe bei der traditionellen Ernährungsweise in Entwicklungsländern verbessern lässt.
Nach Baden-Württemberg kam die südafrikanische Ernährungswissenschaftlerin im Jahr 2016. Die Universität Pretoria hatte ihr ein Sabbatjahr gewährt, um ihre vielversprechenden Forschungen an der Uni Hohenheim mit Hilfe von Humanstudien abzurunden. 2021 lebt Dr. Kruger-Malan noch immer im Schwabenland: Inzwischen leitet sie an der Uni Hohenheim ein selbst eingeworbenes DFG-Forschungsprojekt, das sich mit bislang unbekannten Absorptionswegen von PS80-Mizellen am Beispiel des Wirkstoffs Curcumin beschäftigt.
„Da Übergewichtigkeit in der Bevölkerung zunimmt, werden zunehmend fettarme Diäten gefördert. Diese können jedoch den unerwünschten Nebeneffekt haben, dass fettlösliche bioaktive Substanzen in geringerem Maß aufgenommen werden. Ziel des DFG-Projekts ist es, grundlegende Absorptionsmechanismen der phsysiologischen Mischmizellen besser zu verstehen, um die Aufnahme der gesundheitsfördernden Verbindungen während einer fettarmen Diäten zu optimieren.“
Das Eliteprogramms ermöglich es Dr. Malan, das ihr DFG-Forschungsprojekt zur Identifizierung unbekannter Absorptionsmechanismen von nativem und mizellarem Curcumin um weitere Fragen zu ergänzen. Im Fokus: physiologischen Mischmizellen.
Vergrößertes Forschungsteam dank Eliteprogramm
Aktuell steht die Ernährungswissenschaftlerin allerdings nicht im Labor. Denn nicht nur in Sachen Forschung hat Dr. Johanita Kruger-Malan in den letzten Jahren in Baden-Württemberg Wurzeln geschlagen, inzwischen hat sie hier auch eine eigene Familie begründet. Die Nachricht über die Bewilligung der Förderung durch das Eliteprogramm der Baden-Württemberg Stiftung erreichte sie während ihrer einjährigen Elternzeit.
„Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Wenn ich im Juni aus der Baby-Pause zurückkehre, werde ich meine Forschung mit einem vergrößerten Team fortsetzen können und das laufende DFG-Projekt um weitere Fragestellungen aus dem Bereich der Grundlagenforschung erweitern können. Ganz ausdrücklich bedanken möchte mich an dieser Stelle auch bei der Abteilung Forschungsförderung, die mich bei der Antragsstellung hervorragend unterstützt hat!“, so Dr. Malan.
Die Fördersumme beläuft sich auf insgesamt 139.000 €. 70% davon sind für eine Doktoranden-Stelle eingeplant. Die Uni Hohenheim selbst steuert aus eigenen Mitteln zusätzlich 10% der Fördersumme bei, um eine technische Assistentin zu finanzieren (25%-Stelle).
Nächstes Karriereziel: Professur
Doch neben den bewilligten Mitteln hatte die Bewerbung für die ambitionierte Ernährungswissenschaftlerin auch noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: „Es war für mich ein Anlass, mich intensiver mit dem Thema Karriereplanung zu befassen. Ich habe mir das Ziel gesteckt, in zwei Jahren meine Habilitation abzuschließen und mich anschließend für eine Professur zu bewerben“, so Dr. Kruger-Malan.
Tatsächlich ist Karrierephase zwischen Promotion und eigenem Lehrstuhl mit vielfältigen Herausforderungen verbunden: Exzellente Forschung und herausragende Publikationen sind ebenso unerlässlich wie Lehrerfahrung und Engagement im Wissenschaftsmanagement oder universitären Gremien. Mit dem Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden will die Baden-Württemberg Stiftung exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei diesem schwierigen Balanceakt gezielt unterstützen.
„Bisher habe ich vor allem auf die Forschung selbst konzentriert“, so Dr. Kruger-Malan. „In den nächsten Jahren möchte ich nun insbesondere auch in Sachen Lehrerfahrung aufholen. Sehr spannend finde ich in diesem Zusammenhang beispielsweise das Format Humboldt reloaded. Auch bei der Organisation von Tagungen möchte ich mich verstärkt einbringen. Das Eliteprogramm ist für mich ein Ansporn, die Ziele, die ich mir im Rahmen der Bewerbung gesetzt habe, nun konsequent weiterzuverfolgen.“
Antragsverfahren für das Eliteprogramm
Die Anzahl der möglichen Bewerbungen pro Hochschule ist begrenzt (Hohenheim: aktuell 4 Anträge pro Jahr). Deshalb findet zunächst eine zweistufige uni-interne Vorauswahl statt. Interessierte Postdocs reichen für die erste Stufe eine 1 bis 2-seitige Skizze der Projektidee sowie ein Qualifizierungskonzept ein, das u.a. einen wissenschaftlichen Lebenslauf und künftige Schritte für eine strategische Karriereplanung beinhaltet.
In der zweiten Stufe findet eine persönliche Vorstellung vor der Auswahlkommission (Senatskommission Forschung) statt, in der bis zu 4 Postdocs ausgewählt werden. Nach einem positiven Bescheid bleiben ihnen anschließend rund 6 Wochen für die Ausarbeitung des vollständigen Antrags. Die Abteilung Forschungsförderung bietet dabei Unterstützung an.
Text: Leonhardmair