Uni ruft auf zum „Greenovation Hackathon“ | Interview

Innovationen für Planet A  [14.10.20]

54 Stunden Zeit, um gemeinsam grüne Ideen voranzubringen: Wer in Zeiten von Corona mal wieder Lust auf Team-Spirit hat und gemeinsam Dinge ins Rollen bringen will, ist beim „Greenovation Hackathon“ (23. - 25. Oktober) genau richtig. Ein Wochenende lang bringt das Online-Format Gründungsinteressierte und kreative Köpfe aus Hohenheim sowie der gesamten Republik mit erfahrenen Coaches zusammen. Worum es genau geht und was sich in Sachen Gründungsförderung zurzeit sonst noch an der Uni tut, berichten Prof. Dr. Andreas Kuckertz, Anja Gaudig und Leif Brändle vom Lehrstuhl für Unternehmensgründungen und Unternehmertum im Interview.


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Die Uni Hohenheim ruft auf zum „Greenovation Hackathon“ – worum geht’s?


Brändle:
Das Motto des Hackathons lautet „#innovate4planetA“. Es ist ja so, wir haben die Grenzen unseres Planeten längst überschritten. Auf eine Marskolonie in ferner Zukunft sollten wir uns nicht verlassen. Innovationen werden wir daher schon brauchen, wenn wir die Erde auch noch in Zukunft bewohnen wollen. Und zwar jede Menge.

Natürlich können wir an einem Wochenende nicht die großen Probleme unserer Zeit lösen. Aber: Innovationen kommen auch nicht aus dem Nichts. Jede Idee bringt uns einen Schritt weiter. Wir können uns gegenseitig inspirieren, von den Erfahrungen anderer profitieren und uns unterstützen. Vielleicht ist das alles ja gerade jetzt in der Corona-Zeit besonders wichtig. Dazu wollen wir mit dem Hackathon beitragen.

Kuckertz:
Als Uni mit dem Leitthema Bioökonomie haben wir uns das Ziel gesetzt, ein „Ökosystem“ für grüne Innovationen zu etablieren. Also Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unternehmerische Ideen sprießen, wachsen und gedeihen. Idealerweise werden erfolgreiche Hohenheimer Gründerinnen und Gründer dann wieder zu Role-Models für die nächste Generation.

Greenovation Hackathon

Der Hackathon findet vom 23. bis 25. Oktober online statt.

Events wie der „Greenovation Hackathon“ helfen, erste Ideen mit konstruktivem Feedback weiterzuentwickeln. Im Idealfall entstehen im Anschluss Gründungsprojekte, die wir hier in Hohenheim dann sehr gerne weiter unterstützen und begleiten.

Der Begriff Hackathon stammt aus der Programmier-Szene, oder?

Kuckertz:
Genau. Die Ursprungsidee ist, Manpower und Kompetenz zu bündeln, um in einem begrenzten Zeitraum gemeinsam so viele Programmier-Aufgaben wie möglich zu lösen und so z.B. Open-Source-Projekten einen Boost zu verpassen.

Programmiert wird bei uns nicht. Aber auch wir wollen von Freitagnachmittag bis Sonntagabend durchpowern, um grüne Ideen gemeinsam soweit wie möglich voranzutreiben.

Gaudig: Unterstützung gibt es dabei von spannenden Mentorinnen und Mentoren. Unter anderem dabei ist z.B. Amelie Vermeer vom Hohenheimer Startup Spoontainable, das mit essbaren Eislöffeln gerade europaweit durchstartet und dieses Jahr mit dem Green Brand Award als nachhaltiges Unternehmen ausgezeichnet wurde.

Oder Julian Reitze, Co-Founder und CEO des Stuttgarter Startups Rezemo. Für die Business-Idee „Kaffeekapseln aus Holz“ erhielt Rezemo in der TV-Show „Höhle der Löwen“ ein Angebot für einen Deal in Höhe von 1 Mio. Euro im Gegenzug für 20% Unternehmensanteile. Letztendlich entschied sich das Startup allerdings für einen anderen Weg. Wir sind sehr gespannt auf seinen Input!

Wer kann am Hackathon teilnehmen?

Brändle: Jeder: Studierende, Forschende, Externe, Fachrichtung: egal!

Beim Hackathon gibt es grundsätzlich zwei Rollen: „Challenger“ oder „Solver“. Challenger bringen z.B. eine erste unternehmerische Idee mit, die sie weiterentwickeln oder testen wollen, oder ein Problem, das einer Lösung bedarf. Auch wer keinerlei unternehmerische Erfahrung hat, kann ein Challenger sein.

Solver bringen ihre Kreativität, ihre Erfahrung oder ihr Wissen ein, um die Challenger zu unterstützen. Also auch, wer sich generell für das Thema Startup oder für grüne Innovationen interessiert, ist willkommen!

Corona-bedingt muss der Hackathon online stattfinden. Wie gut lässt sich das realisieren?

Gaudig:
Keine Frage, wir hätten uns am liebsten persönlich auf dem Campus getroffen. Allerdings hat das Online-Format auch einen Vorteil: Wir hoffen nun auf deutlich mehr externe Teilnehmer aus der ganzen Republik und vielleicht sogar darüber hinaus. Je vielfältiger die Gruppe ist, desto spannender wird die Sache natürlich.

Außerdem haben wir uns einiges einfallen lassen, damit Spaß und Team-Spirit auch im virtuellen Format nicht zu kurz kommen. Statt Zoom verwenden wir dazu das Tool Alfaview, das von einem Karlsruher Startup entwickelt wurde und es ermöglicht, verschiedene Räume nachzuempfinden, wie z.B. eine Kaffeeküche oder Gruppenräume etc. Wie bei einem Event vor Ort, möchten wir natürlich, dass sich unsere Teilnehmer auch zu Hause wohl fühlen und daher lassen wir ihnen eine kleine Aufmerksamkeit zukommen.

Auch über den Hackathon hinaus tut sich in Hohenheim in Sachen Gründungsförderung ja gerade eine Menge: Für ein Konzept mit dem Titel „Innovation Greenhouse“ konnte die Uni unlängst 1,6 Mio. € Fördermittel vom Bund einwerben.

Können Sie damit die Idee vom „Ökosystem für grüne Ideen“ verwirklichen, die Sie eben angesprochen haben?


Kuckertz: Das ist unser erklärtes Ziel. Wir wollen dazu unsere Unterstützungsangebote kräftig weiterentwickeln und vor allem unter einem Dach zusammenführen. Herzstück ist die Umgestaltung der Räumen des ehemaligen Wittwers in der Fruwirthstraße. Sie sollen zu einer zentralen Plattform für Hohenheimer Start-ups und Gründungsinteressierten werden, inklusive Co-Working-Space und Ausstellungsfläche. Ein besonderes Anliegen ist uns, Kreativität sichtbar zu machen und Uni-Angehörige über alle Fächergrenzen hinweg miteinander zu vernetzen.

Offizieller Startschuss war Anfang Oktober. Leider wird der Umbau der Räumlichkeiten nun aber aus verschiedenen Gründen noch deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als ursprünglich gehofft, voraussichtlich bis 2022. Trotzdem stehen wir in den Startlöchern und werden die Räume auch vor dem Umbau schon nutzen – wenn auch in geringerem Umfang. Auch die aktuelle Corona-Lage ist natürlich nicht gerade die optimale Ausgangssituation für kreatives Gewusel. Aber: Improvisationstalent ist unsere Stärke – und wir freuen uns darauf loszulegen!

Wir werden berichten, vielen Dank für das Gespräch!


Interview: Leonhardmair

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