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Neuer PC-Arbeitsplatz für Sehbehinderte [06.08.18]

Der neue PC-Arbeitsplatz für Sehbehinderte befindet sich unmittelbar nach dem Eingang der Zentralbibliothek im PC-Raum im Erdgeschoss. Bild: Uni Hohenheim
Digitale und gedruckte Texte vergrößern und vorlesen lassen, inklusive Navigationsmenüs, Statusleisten & Co: Ab sofort können Menschen mit Sehbehinderung einen speziellen PC-Arbeitsplatz in der Zentralbibliothek für Recherchen nutzen – eine Initiative der neuen Beratungsstelle für behinderte und chronisch kranke Studierende an der Uni Hohenheim, die Anfang 2018 ihre Arbeit aufgenommen hat.
Auf den ersten Blick sieht der Arbeitsplatz, der sich im PC-Raum der Zentralbibliothek im Erdgeschoss befindet, nicht viel anders aus wie jeder andere auch. Und tatsächlich können Studierende den PC weiterhin ganz normal zum Arbeiten nutzen, solange der Platz nicht von Sehbehinderten benötigt wird.
Auf den zweiten Blick fällt die schwarze Großschrifttastatur mit ihren kontrastreichen gelben bzw. weißen extra-großen Lettern ins Auge – und das auffällige Bildschirmlesegerät, das sich neben dem PC befindet.
Vergrößerung und akkustische Wiedergabe
Einführung für Nutzer/-innen |
Sehbehinderte, die den neuen PC-Arbeitsplatz nutzen möchten, können sich an die Ausleihtheke der Zentralbibliothek wenden, um eine Einführung sowie ergänzende Technik zu erhalten. |
„Das Bildschirmlesegerät funktioniert wie eine digitale Lupe: Bücher, Zeitschriften oder Notizen können einfach unter die Kamera geschoben werden und auf dem Bildschirm erscheint der Text in der gewünschten Größe. Ebenfalls einstellbar sind unterschiedliche Kontrast-Modi: z.B. weiße Schrift auf schwarzem Grund“, erklärt der Leiter der Benutzungsabteilung, Klaus-Peter Aiple.
Noch mehr Möglichkeiten bietet der PC: Dank der Software „ZoomText“ lassen sich alle Bildschirminhalte beliebig vergrößern, inklusive Elementen wie dem Mauszeiger, Menüs, Meldungen, Statusleisten & Co. Außerdem können sich Nutzer Textinhalte vorlesen lassen. Auf Wunsch erhalten Sehbehinderte für gedruckte Texte an der Ausleih-Theke eine sogenannte Vorlagenlesekamera, die mit dem PC verbunden wird und digitale Scans erstellt, die sich anschließend ebenfalls akkustisch wiedergeben lassen.
Die Vorlese-Funktion steht neben Deutsch auch für eine Reihe weiterer Sprachen zur Verfügung.
Neue Anlaufstelle für behinderte und chronische kranke Studierende
Laut der letzten Sozialerhebung der DSW (Deutsches Studierendenwerk) aus dem Jahr 2011 haben 8% der Studierenden eine studienrelevante Beeinträchtigung. Hierunter fallen beispielsweise: Mobilitätsbeeinträchtigungen, Seh-, Hör- oder Sprechbeeinträchtigungen, psychische Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, Essstörungen oder chronische Krankheiten wie Rheuma, Asthma, Diabetes, Epilepsie, MS oder Allergien.
Neue Anlaufstelle |
Seit Anfang 2018 gibt es eine neue Beratungsstelle für behinderte und chronisch kranke Studierende |
Für sie gibt es eine neue Anlaufstelle an der Uni Hohenheim, die Anfang 2018 ihre Arbeit aufgenommen hat. Neue Ansprechperson für chronisch kranke und behinderte Studierende ist Prof. Dr. Ute Mackenstedt, die die Aufgabe zusätzlich zu ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte übernommen hat. Unterstützt wird sie dabei von der Gleichstellungsreferentin Rotraut Konca.
„Wir führen in erster Linie Einzelberatungen mit den Studierenden und suchen z.B. gemeinsam mit dem Prüfungsamt und der Abteilung Studienangelegenheiten nach individuellen Lösungen, die dabei helfen, dass der Studienalltag in Hohenheim bewältigt werden kann“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt. „Darüber hinaus sehe ich es als eine weitere wichtige Aufgabe an, notwendige Veränderung auf dem Campus anzustoßen und voranzubringen. In diesem Zusammenhang haben wir beim Rektorat einen Antrag auf die Einrichtung des neuen Arbeitsplatzes für Sehbehinderte gestellt. Sowohl bei der Uni-Leitung wie auch beim KIM stießen wir dabei auf offene Ohren!“
Bei der Auswahl und Beschaffung der Technik für den neuen Arbeitsplatz wurde die Universität von der Nikolauspflege in Stuttgart beraten, deren Schwerpunkt auf der Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen liegt.
Text: Leonhardmair