StuFo & Jahrestagung digital
Finale & Neubeginn für Humboldt reloaded [21.09.20]
1.430 studentische Forschungsprojekte mit 4.635 Teilnehmenden, 9 Jahrestagungen und 4 Summer Schools – die Bilanz von 9 Jahren Humboldt reloaded kann sich sehen lassen. Obwohl die Förderung für das preisgekrönte Reformprojekt Ende des Jahres nach der maximal möglichen Zeit ausläuft, soll die gerade abgeschlossene studentische Jahrestagung nicht die letzte gewesen sein, betont Uni-Rektor Stephan Dabbert. Besonders in diesem Jahr war nicht nur das Corona-bedingt virtuelle Format: Die Uni Hohenheim war zugleich auch Gastgeberin der bundesweit 5. Konferenz für studentische Forschung (StuFo 2020). Einen Eindruck über die vielfältigen Themen können sich Uni-Angehörige weiterhin bei einem virtuellen Rundgang durch die Posterausstellung verschaffen.
Fridays for Future: die von Greta Thunberg initiierte Bewegung brachte letztes Jahr das Thema Klimawandel verstärkt auf die mediale Agenda. Die Schülerinnen und Schüler forderten in ihren Demonstrationen die Politik zum Handeln auf. Doch in den Medien – so ein häufiger Kritikpunkt – würde stattdessen darauf fokussiert, wie jeder Einzelne seinen individuellen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Ob in der öffentlichen Debatte tatsächlich die politische bzw. gesamtgesellschaftliche Perspektive fehlt, diese Frage hat sich Romy Prero in ihrem Humboldt reloaded-Projekt gestellt.
Die Studentin der Kommunikationswissenschaft nahm die Berichterstattung zusammen mit ihren Mitstudierenden und unter fachkundiger Anleitung der Seminarleiterin Claudia Thoms unter die Lupe. Über eine fundierte Inhaltsanalyse von 530 Artikeln vor und nach dem ersten „Schulstreik fürs Klima“ kamen die Studierenden zu dem Ergebnis, dass sich die Fridays for Future-Bewegung als mediales Schlüsselereignis einordnen lässt – die Kritik aber nur zum Teil berechtigt ist.
Romy Prero ist eine von 441 Studierenden, die in diesem Jahr an der Uni Hohenheim an einem von insgesamt 132-Humboldt reloaded-Projekte teilgenommen haben.
„Die Zahlen liegen, bedingt durch die Corona-Krise, etwas niedriger als im Vorjahr“, erläutert Dr. Natascha Selje-Aßmann, die Koordinatorin von Humboldt reloaded. „Aber Corona zeigt uns auch, wie groß das kreative Potenzial bei Humboldt reloaded ist: Betreuende und Studierende haben auch im digitalen Format wieder spannende und thematisch breit gestreute Projekte auf die Beine gestellt.“
StuFo 2020: Studentische Forschung vernetzt sich
Auf der virtuellen Tagung präsentierten in diesem Jahr jedoch nicht nur Studierende der Uni Hohenheim, sondern aus ganz Deutschland, ihre Ergebnisse. Denn die Uni Hohenheim war 2020 zugleich Gastgeberin der StuFo – der größten nationalen Konferenz für studentische Forschung, die in diesem Jahr zum 5. Mal ausgerichtet wurde. Motto: „Forschungstriebe – Wachsen durch Wissenschaft“.
Auch wenn das Humboldt reloaded-Team die 135 studentischen Teilnehmer am allerliebsten persönlich im Schloss empfangen hätte, tat das virtuelle Format der Begeisterung und dem Networking keinen Abbruch.
Besonders eindrückliche Beispiele für hervorragende studentische Projekte wurden mit Preisen der L-Bank, des Rektors und der Hohenheimer Ehrensenatorin Marion Johannsen ausgezeichnet. Gekürt wurden außerdem besonders engagierte Projektbetreuende.
Rundgang durch virtuelle Poster-Ausstellung
Für die virtuelle Posterausstellung nutzten die studentischen Teilnehmer das Whiteboard-Tool „Miro“. Uni-Angehörige, die sich selbst einen Eindruck von den Hohenheimer Beiträgen verschaffen wollen, können dazu auf der Homepage von Humboldt reloaded einen digitalen Rundgang unternehmen.
Die Themenpalette reicht von der kreativen Verwertung von Biomüll und dem Einsatz von Biomasse für Elektromobilität über Zwiebelschalen gegen Krebs und den Lebensmittelkonsum stillender Frauen im Ostkongo bis hin zu den Fragen, welchen Einfluss mediterrane Ernährung auf die Entstehung von Brustkrebs haben könnte oder welche Rolle Preisalgorithmen im Kartellrecht spielen.
Summer School |
Im Anschluss an die Jahrestagung findet dieses Woche die Humboldt reloaded Summer School 2020: „Future Labs – Redesigning Life“ |
Zukunft von Humboldt reloaded
Die Erinnerung an die gelungene Tagung ist in diesem Jahr nicht frei von Wehmut, denn sie markiert zugleich einen Übergang: Ende des Jahres läuft die Förderung für Humboldt reloaded nach dem maximal möglichen Zeitraum aus.
Das Aus von Humboldt reloaded bedeute dies jedoch nicht, betont Uni-Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert anlässlich einer Pressekonferenz zum Abschluss der Tagung: „Wir werden Humboldt reloaded an der Universität Hohenheim aus eigenen Mitteln fest etablieren und so dieses attraktive und hervorragende Lehrangebot erhalten. Das Forschende Lernen ist akademische Lehre auf höchstem Niveau. Nur so bilden wir Fachleute aus, die sich den großen Herausforderungen unserer Zeit stellen können.“
Ohne Abstriche wird dies angesichts der finanziell angespannten Situation der Universität allerdings nicht gelingen.
Bislang erhielt die Uni für Humboldt reloaded ca. 1,7 Mio. € pro Jahr vom Bund. Künftig will die Uni ca. 600.000 € aus dem Haushalt bereitstellen, um zentrale Elemente des Reformprojekts, aber auch der ebenfalls auslaufenden Schwester-Projekte STEPS (z.B. Mathebrückenkurse, Schreibwerkstatt) weiterzuführen. Zugleich hofft die Uni, in künftigen Ausschreibungen wieder erfolgreich neue Fördermittel für die Lehre einwerben zu können (Mehr zum Thema Finanzierung: Rektor-Interview vom 3.8.20)
Das Projektteam rund um Initiator Prof. Dr. Martin Blum wird in nächster Zeit daran arbeiten, das Gesamtkonzept der Initiative weiterzuentwickeln. Fest steht schon jetzt: Die studentischen Forschungsprojekte selbst und die Jahrestagung werden auch künftig einen festen Platz haben. Ein möglicher Schwerpunkt könnte auf interdisziplinären Angeboten liegen.
Wirkungsstudie belegt Erfolg
Einfließen in die Neukonzeption sollen auch Ergebnisse einer aktuellen Wirkungsstudie, die noch bis März 2021 läuft und den Weg ehemaliger Humboldt-Teilnehmender weiter verfolgt.
Die Studie soll zum Beispiel zeigen, ob ehemalige Humboldt reloaded-Studierende öfter ein Master-Studium aufnehmen und häufiger promovieren als ihre Kommilitonen oder ob sie bessere wissenschaftliche Abschlussarbeiten verfassen. „Die Studie untersucht die generelle Wirkung forschungsnahen Lernens, arbeitet aber auch besonders wirkungsstarke Bestandteile der Initiative heraus“, so Dr. Selje-Aßmann.
Einige Zwischenergebnisse lassen sich jetzt bereits festhalten: „Humboldt reloaded-Teilnehmende erreichen nach dem Projekt früher einen besseren Notendurchschnitt als ihre Kommilitonen. Die Studie zeigt außerdem: Forschendes Lernen fördert Recherchekompetenz, Fachkompetenz, Sozialkompetenz und Reflexionskompetenz. Die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung erhöht sich, was das kritische Denken unterstützt. Und wenn man frühzeitig versteht, wie Forschung funktioniert, kann das den weiteren Karriereweg unterstützen.“
Stimmen von der Stufo