Selbsthilfe-Werkstatt & Fahrradverleih
Hohenheimer Radskeller [18.07.18]

Das Schraub-Team im Radskeller. Bild: Uni Hohenheim | Leonhardmair
Willkommen im Schraubclub: Jeden Dienstag- und Donnerstagnachmittag verwandelt sich die zweite Querstraße hinterm Biogebäude (Emil-Wolff-Str. 38) in einen lebhaften Fahrrad-Hotspot. Im Hohenheimer Radskeller findet man alles, was man braucht, um sein reparaturbedürftiges Fahrrad wieder flott zu kriegen: Werkzeug, Ersatzzeile – und vor allem: viele fahrradbegeisterte Helfer, die Reparatur-Tipps geben oder bei komplizierten Fällen selbst mit Hand anlegen. Darüber hinaus bietet die studentische Initiative günstige Fahrräder zum Leihen oder Kaufen.
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Ganz einfach zu finden ist der Hohenheimer Radskeller nicht. Auf der Suche dem Gebäude, das sich irgendwo zwischen der ersten und der zweiten Querstraße hinter Biogebäude befindet, die auf Google Maps beide keinen Namen tragen, muss man zuerst vorbei an Container-Büros, in denen Unimitarbeiter wegen Sanierungsarbeiten vorrübergehend einquartiert sind.
Gerade fängt man an sich zu fragen, ob man noch richtig ist. Doch dann biegt man ab und findet sich plötzlich umgegeben von dutzenden Fahrrädern, schraubenden, luftpumpenden und plaudernden Studierenden – gut gelaunt, als hätten sich alle an diesem Ort für eine nachmittägliche Hof-Party verabredet.
Hohenheimer Radskeller |

- Das Gebäude befindet sich zwischen der ersten und der zweiten Querstraße hinter Biogebäude (Emil-Wolff-Str. 38)
- Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag, 15 bis 17 Uhr
- Radskeller auf Facebook

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Platz zum Schrauben
„Es läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda und ein paar Flyer pro Jahr, aber wir haben eigentlich immer alle Hände voll zu tun. Gerade an sonnigen Tagen wie heute“, meint Tilmann Fritsch, der im 6. Semester Agrarwissenschaft studiert und sich bereits kurz nach Beginn seines Studiums der studentischen Initiative angeschlossen hat.
Als der Radskeller vor gut 8 Jahren gegründet wurde befand sich die Selbsthilfe-Werkstatt zunächst in einem kleinen Raum im AStA-Keller. Nach ein paar Monaten fand sich ein etwas geräumiger Standort hinter dem ehemaligen Parkplatz gegenüber der Mensa. Als der Bau des Otto Rettenmaier Audimax begann musste der Radskeller jedoch erneut umziehen. Als Ersatz bot die Uni der studentischen Initiative die jetzigen Räumlichkeiten im Lehrlingswohnheim des Meiereihofs hinter dem Biogebäude an.
„Hier sind wir zwar ein wenig abgelegener, aber trotzdem war der Umzug für uns ein Vorteil. Denn hier haben wir deutlich mehr Platz und jetzt auch eine Heizung im Winter!“, so Tilmann.
Werkzeug, Reparatur-Tipps und Leihfahrräder
Platz kann die studentische Initiative gut gebrauchen. Denn der Hohenheimer Radskeller hat alles da, was man an Werkzeug benötigt, um sein reparaturbedürftiges Fahrrad wieder flott zu kriegen – darüber hinaus viele gebrauchte und neue Ersatzteile, die zum Selbstkostenpreis ausgegeben werden. Durch die Nutzung von gebrauchten, aber noch intakten Teilen wollen die Studierenden den Recycling-Gedanken fördern und ein Zeichen gegen die Wegwerf-Mentalität setzen.
„Wir geben vor allem Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Tilmann. „Wer sich auskennt, kann alles benutzen und selbst loslegen. Viele kommen auch einfach nur zum Luftaufpumpen. Wer Hilfe benötigt, dem zeigen wir die notwendigen Handgriffe, geben Tipps oder übernehmen bei Bedarf auch selbst. Bei komplizierten Fällen, die wir nicht sofort reparieren können, kann man das Fahrrad auch bei uns abgeben. Für diesen Reparatur-Service verlangen wir kein Geld, freuen uns aber über Spenden.“
Neben dem Werkzeugraum und dem Ersatzteillager befindet sich ein Raum mit Leihfahrrädern. Diese sind für 3 € die Woche, 10 € im Monat, 40 € pro Semester oder 70 € im Jahr zu haben. Das Rundumsorglos-Paket ist dabei inklusive: Wenn etwas am Rad defekt ist, kann man es einfach vorbeibringen und es wird kostenlos repariert oder man erhält ein anderes Rad.
„Besonders attraktiv ist dieses Angebot für internationale Studierende, die nur kürzere Zeit in Deutschland sind und sich dennoch gerne auf den Sattel eines zuverlässigen Fahrrads schwingen möchten“, berichtet Tilmann.
Darüber hinaus hat der Radskeller auch immer wieder günstige gebrauchte Räder zum Verkauf im Angebot.
Auch Beschäftigte sind willkommen
Der Radkskeller hat dienstags und donnerstag von 15 - 17 Uhr geöffnet. Den Großteil der Arbeit leisten die Studierenden ehrenamtlich. Unterstützung von motivierten Mit-Schraubern ist dabei jederzeit herzlich willkommen – ebenso wie Radspenden. Darüber hinaus unterstützt die Uni das Projekt durch eine Hiwi-Stelle im Umfang von 20 Stunden pro Monat.
„In erster Linie nehmen Studierende unser Angebot in Anspruch. Aber auch Promovierende, Beschäftigte oder Einwohner von Plieningen und Birkach sind herzlich willkommen“, versichert Dr. Sven Marhan, der das Projekt vor 8 Jahren anstieß und bis heute mit der gleichen Begeisterung begleitet.
„Ich persönlich freue mich sehr, dass die Uni im Zuge ihres Mobilitätsplans das Fahrradfahren für Uni-Angehörige attraktiver machen will. Vielleicht ergibt sich in diesem Zusammenhang ja eine Möglichkeit, den Service des Radskellers mit Unterstützung der Uni noch weiter auszubauen und dann auch unter Beschäftigten bekannter zu machen. Dafür sind wir auf jeden Fall sehr offen!“, so Dr. Sven Marhan.
Text: Leonhardmair