KIM
Elsevier-Journals wieder zugänglich [08.03.24]

Bild: leszekglasner - stock.adobe.com
Nach 6-jähriger Unterbrechung sind die E-Journals des Verlagsriesen Elsevier jetzt wieder über die Hohenheimer Bibliothek verfügbar. Ende letzten Jahres konnte sich das Verhandlungskonsortium „DEAL“, dem auch die Uni Hohenheim angehört, mit dem Verlag auf ein neues Bezahlungsmodell einigen.
Das wird viele freuen: Studierende und Forschende an der Uni Hohenheim haben jetzt wieder Zugriff auf die rund 2.500 E-Journals des niederländischen Verlags Elsevier. Auch für die bereits bestehenden Verträge mit Springer Nature und Wiley hat das Rektorat Ende Januar eine Verlängerung beschlossen.
Alle Verträge laufen synchron bis Ende 2028 und bieten den Lesezugriff auf die Zeitschriften sowie Open Access Publikationsrechte für die Autor:innen. „Das ist zugleich ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Open Access zum Standard in der wissenschaftlichen Kommunikation zu machen“, erklärt Dr. Andreas Janßen, Leiter der Abteilung Medienbearbeitung im KIM.
Was war passiert?
Ein Großteil aller für Hohenheim bedeutenden E-Journals wird von nur drei großen Verlagen vertrieben: Elsevier, Springer Nature und Wiley. Mit rund 11.000 Publikationen in 2.500 E-Journals ist der niederländische Verlag Elsevier der größte von ihnen. „Die Produkte haben sich in den letzten 15 Jahren wenig verändert – nur die Abonnements-Preise kletterten jährlich zwischen 3 und 7 Prozent in die Höhe“, beschreibt Andreas Janßen. „An der Uni Hohenheim lagen die Kosten für E-Journals zuletzt bei rund 1,2 Mio. Euro im Jahr.“
Für die Großverlage ist das ein lukratives Geschäft: Denn anders als bei herkömmlichen Zeitschriften und Büchern erhalten wissenschaftliche Autoren meist kein Honorar. Auswahl und Lektorat der Beiträge wird zumeist auch von Wissenschaftlern kostenfrei übernommen, die beschriebenen Forschungen sind fast ausschließlich aus Steuermitteln finanziert. Da die elektronische Publikation keine Druckkosten verursacht, sind die Gewinnmargen mit bis zu 40 Prozent außergewöhnlich hoch.
Die Unis akzeptierten die Preissteigerung lange mangels Alternative. Auch deshalb, weil sie als einzelne Institutionen in den Verhandlungen mit den großen Verlagen jeweils nur wenig Gewicht aufbringen konnten. Bereits im Sommer 2016 schlossen sich jedoch rund 600 deutsche Forschungseinrichtungen als Verhandlungskonsortium unter dem Projektnamen „DEAL“ zusammen, um in Verhandlungen mit Großverlagen fairere Preise und bessere Bedingungen für das Publizieren unter Open Access Bedingungen zu erreichen.
Kräftemessen mit Elsevier
In der Folge hatten Forschende der Uni Hohenheim bereits seit Juli 2019 die Möglichkeit, in zahlreichen E-Journals des US-amerikanischen Wiley-Verlags unter Open Access-Bedingungen Artikel zu publizieren. Und seit Januar 2020 können die Hohenheimer Autor:innen auch in rund 1.900 Springerzeitschriften (Open Choice) nach dem „Publish & Read-Modell“ (PAR) Open Access publizieren. Dabei entrichtet die Uni einen fairen einheitlichen Pauschalbetrag für jeden Zeitschriftenartikel, der dann für alle Leser:innen frei zugänglich ist.
Mit Elsevier konnte jedoch bis Mitte 2017 keine Einigung erzielt werden. Daraufhin hatten knapp 200 Forschungseinrichtungen ihre Abonnements zu Ende 2017 gekündigt, darunter auch die Uni Hohenheim sowie alle anderen acht Landes-Unis in Baden-Württemberg. Doch als größter Player verweigerte sich der Verlag lange einer Einigung, weil er offensichtlich hoffte, auf Basis der bisherigen Verträge noch höhere Gewinne zu erzielen. Ende letzten Jahres kam der Durchbruch: Das inzwischen rund 900 Universitäten und Forschungseinrichtungen zählende DEAL-Konsortium schloss einen Vertrag mit dem Verlagsriesen ab.
Einheitliches Ergebnis für alle Verlage: Kosten für Publikation in Hybrid-Journals trägt Uni
Zentraler Punkt ist die Einigung auf ein faires Kostenmodell basierend auf einer „Publish & Read-Gebühr“ (PAR-fee), die zum einen die Veröffentlichung der Artikel im Open Access („publish“) und zum anderen den Lesezugang auf das gesamte Portfolio der „ehemaligen“ Subskriptionszeitschriften („read“) abdeckt. Die Publikationsgebühren in diesen sogenannten Hybrid-Journals werden jetzt alle von der Universität Hohenheim zentral finanziert und sind somit für die einzelnen Autor:innen kostenfrei. „Hohenheim ist zwar eine kleine Uni, aber forschungsstark. Deshalb rechnen wir damit, dass wir für solche Publikationen in den drei großen Verlagen einen Großteil der Kosten für E-Journals aufbringen müssen“, so Dr. Janßen.
Reine Open Access-Journals weiterhin kostenpflichtig
Ebenfalls Teil der Vertragsabschlüsse ist ein Rabatt auf die Listenpreise bei Veröffentlichungen in reinen Open Access-Journals. Dies sind Zeitschriften, die sich seit ihrer Gründung ausschließlich durch Autor:innen-Gebühren = article processing charges (APC) finanzieren. Sie werden auch als „Gold-Open Access“ bzw. „Fully Open Access Journals“ bezeichnet. Hier greift die Kostenübernahme durch die Uni nicht: „Die zusätzlichen Kosten müssen hier nach wie vor von den jeweiligen Autor:innen getragen werden“, betont Dr. Janßen. „Allerdings erfolgt keine individuelle Abrechnung mehr zwischen dem Verlag und den Wissenschaftler:innen, sondern die Kosten dafür werden Uni-intern weiter berechnet.“
Text: Stuhlemmer