Was blüht: EXTRA-Ausgabe

Hohenheimer Titanenwurz  [01.07.21]

Die Titanenwurz gilt als größte Blume der Welt. Ihre bis zu 3 m großen Blütenständen zeigen sich extrem selten und wenn, dann nur für ca. ein bis zwei Tage. Im Sammlungsgewächshaus der Uni Hohenheim konnte das Ergeignis am 7.7. und 8.7. 2021 bestaunt werden: Vor Ort bei geöffneter Tür - oder via Livestream. Alles Wissenswerte im Überblick gibt es in einer Extra-Ausgabe von „Was blüht…“

Voraussichtlich ist es kommendes Wochenende so weit: die Titanwurz der Hohenheimer Gärten blüht zum ersten Mal. Bereits die Knospe im Bild ist beeindruckend. | Bildquelle: Universität Hohenheim / Hohenheimer Gärten / Michaela Buch

 

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Was blüht uns… im Juli?

Die Titanenwurz – Amorphophallus titanum (BECC.) BECC.

Die Titanenwurz von der indonesischen Insel Sumatra ist eine botanische Sensation. Ihr entspringt die größte Blume im Pflanzenreich. In Botanischen Gärten ist sie selten, da die Kulturführung äußerst schwierig ist.

Sie stammt aus dem westlichen Sumatra und wächst dort in Tieflandregenwäldern auf Kalkhügeln in einer Meereshöhe von 120 bis 370 m. Aufgrund der Abholzung des Regenwaldes ist der Bestand der Pflanze stark bedroht. Der italienische Botaniker Odoardo Beccari (1843-1920) entdeckte die Pflanze während einer Expedition 1878.

Die Pflanze besitzt eine unterirdische, flachrundliche, bis zu 120 kg schwere und 60-80 cm breite Knolle, lat. titanum = Riese, Titan, nach dem Vergleich der schweren Knollen mit den Geschlechtsorganen eines Riesen. Damit eine Knolle blüht muss sie mindestens 20 kg wiegen.

Zunächst entspringt der Knolle ein einziges, riesiges Laubblatt. Dieses erinnert in seiner Gestalt an einen kleinen Baum mit schirmförmiger Krone. Der lange Blattstiel besitzt weiße Flecken zum Vortäuschen von Flechtenbewuchs. So wird ein Baumstamm imitiert und das dient dem Schutz vor Pflanzenfressern, wie dem mittlerweile ausgestorbenen Sumatra-Nashorn.

Verwesungsgestank lockt Käfer an


Das Blatt bleibt 9-18 Monate stehen und liefert die Nährstoffe für eine neue, größere Knolle bevor es abstirbt. In unregelmäßigen Abständen von mehreren Jahren wächst anstelle eines Laubblattes ein kolossaler, bis über 3 m hoher und 1,50 m breiter Blütenstand.

Die winzigen männlichen und weiblichen Einzelblüten stehen am Grunde des enormen, stabförmigen Blütenstandes, zu gr. ámorphus und phallós = männliches Glied, und werden von einem Hochblatt, der Spatha umhüllt. Mit ihrer braunpurpurnen Farbe und dem üblen Aasgeruch imitiert die Blume einen verwesenden Tierkadaver und lockt kleine, nachtaktive Käfer sowie Bienen an.

Die Tiere kriechen über das Hochblatt oder die aufrechte Blütenstandsachse in das Innere der Blume hinab, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei übertragen sie die Pollen und bestäuben die Pflanze. Nach rund 2 Tagen stirbt die Blüte, es reifen die Samen.

Seit Entdeckung blühten weltweit nur 130 Pflanzen


Aufgrund der schwierigen Kultur, da sie leicht von Fadenwürmern, den Nematoden befallen wird und der verbundenen Seltenheit stellt das Blühen der Titanenwurz ein besonderes Ereignis dar. Bis heute haben seit der Entdeckung im Jahr 1878 weltweit rund 130 Pflanzen geblüht.

Die Hohenheimer Titanenwurz wurde den Hohenheimer Gärten vom Palmengarten Frankfurt übergeben. Dort wurde sie ab 2003 als Sämling großgezogen. Die Knolle der Hohenheimer Pflanze wog im Januar rund 40 kg.


Text:     R. Gliniars, R. Bäßler, mit freundlicher Unterstützung der Botanischen Gärten Salzburg, und Bonn sowie dem Palmengarten Frankfurt
Fotos:     M. Buch, H. Dalitz, R. Bäßler, C. Schmid

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