Hohenheimer Gärten: Die Welwitschie

Was blüht uns im Februar?  [11.02.21]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Und natürlich: Was blüht? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine botanische Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal: Die Welwitschie – Welwitschia mirabilis HOOK. F.

Bild: Helmut Dalitz

 

„It is out of question the most wonderful plant brought to this country, and one of the ugliest.“  - Joseph Dalton Hooker, Erstbeschreiber der Welwitschie. Dieses Zitat ist nachvollziehbar, wenn man die Welwitschie betrachtet. Der lateinische Artname ‚mirabilis’ (= erstaunlich, wunderbar) trifft die Bizarrheit dieser Pflanze, einem lebenden Fossil aus der Kreidezeit, gut.

Die Wüstenpflanze, eine Überlebenskünsterin

Die Welwitschie ist eine endemische Pflanzenart aus der Namib, der ältesten Wüste der Erde, die sich in West-Angola und Namibia befindet. Die Pflanzen sind wahre Überlebenskünstler und wachsen unter extremen, klimatischen Bedingungen mit Tagestemperaturen von über 50 °C und Nachttemperaturen von unter 0 °C sowie jahrzehntelang anhaltenden Trockenperioden und häufigen Sandstürmen. In Hohenheim ist der Stress im Sammlungsgewächshaus für die Pflanze nicht ganz so groß.

Die Welwitschie ist eine ausdauernde Pflanze mit rübenförmigem Stamm. Die größten Exemplare sind schätzungsweise bis zu 2.000 Jahre alt. Die Pfahlwurzel verzweigt sich bis zu 15 m in die Breite und 3 m in die Tiefe. So kann sie den Grundwasserhorizont erreichen und ablagerndes Tauwasser der dichten Nebel aufnehmen.

Rötliche Pigmente schützen vor Sonne

Direkt am Stamm wächst ein bandartiges Laubblattpaar mit einer Länge von über 2 m. Die Blätter sind mit einer wasserundurchlässigen Wachsschicht versehen. Das Blattpaar spaltet und windet sich großflächig um die Pflanze. Bei hohen Temperaturen bilden sich rötliche Pigmente in den Blättern, die vor der Sonne schützen. Das Blattende stirbt mit der Zeit ab und verwittert.

Pflanzenfresser wie die Oryx-Antilope, das Zebra und das Nashorn fressen die Blätter ohne das regenerierende Meristem zu beschädigen.

Die Pollenzapfen sind rot gefärbt und setzen sich aus mehreren männlichen Blüten zusammen, die jeweils sechs Staubblätter besitzen. Die weiblichen Zapfen enthalten Blüten, die von je zwei miteinander verwachsenen Deckblattpaaren umhüllt sind. Zur Samenreife bildet das äußere Paar papierartige Flügel, die den 3,5 x 2,5 cm großen Samen umhüllen. Sie werden hauptsächlich durch Bienen, Wanzen und Wespen bestäubt.

Samen bleiben jahrelang keimfähig

Die Samen reifen im Frühjahr, werden durch den Zerfall der Zapfen freigesetzt und durch den Wind verbreitet. Viele der fertilen Samen werden durch den von der Wanze Probergrothius angolensis übertragenen Pilz Aspergillus niger zerstört. Die übrigen Samen bleiben einige Jahre keimfähig.

Die Welwitschie dient als Vorbild für Wappen von u.a. dem Staat Namibia, der Stadt Swakopmund und der Region Kunene.

Die Welwitschie ist die einzige Art der Gattung Welwitschia aus der Familie der Welwitschiagewächse, Welwitschiaceae. Sie wird den Nacktsamern zugeordnet, zu denen die Nadelbäume zählen.

In den einheimischen Sprachen wird die Welwitschie ‚Ntumbo’ = Stumpf oder ‚tweeblarkanniedood’ = Zwei-Blatt-kann-nicht-sterben genannt. Das Volk der  Herero nennt sie Wüstenzwiebel. Auf einer Expedition durch Angola wurde sie 1859 vom österreichischen Arzt, Afrikaforscher und Botaniker Friedrich Martin Josef Welwitsch (1806-1872) entdeckt. Später wurde sie vom englischen Botaniker Joseph Dalton Hooker (1817-1911) wissenschaftlich beschrieben und nach ihrem Entdecker benannt.

In Hohenheim wächst die Pflanze im Sammlungsgewächshaus und ist gut durch das Fenster sichtbar.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, L. Wang, A. M. Steiner | Fotos: H. Dalitz, R. Gliniars

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