Hohenheimer Gärten: Historische Marksteine

Was blüht uns im Dezember?  [09.12.20]

Wohin lohnt sich der Spaziergang dieser Tage besonders? Was gibt es zu entdecken? Jeden Monat präsentieren die Hohenheimer Gärten jeweils eine Besonderheit im Online-Kurier. Dieses Mal ausnahmsweise kein blühendes Gewächs, sondern historische Marksteine aus dem Jahr 1826.

Marksteine im Hochbruckgraben/Bild: A. M. Steiner


Von 1818 bis 1840 wurde das Königreich Württemberg vermessen, und 15.572 Flurkarten im Maßstab 1:2500 wurden erstellt. Hohenheim ist auf den Flurkarten N. O. Schichte XIX No 10, 11 und 12 (Mai & Juni 1826) abgebildet, wobei die No 11 den zentralen Teil mit dem Schloss, den Hohenheimer Gärten und der ehemaligen Seemühle zeigt. Damals wurde überraschenderweise die Markungsgrenze zwischen Hohenheim und Plieningen noch abgesteint: Nach dem Abschluss der Vermessung wurde das Untergangsrecht 1841 obsolet , d. h. die Marksteinabgrenzung wurde vom Kataster abgelöst, der Untergänger vom Geometer.


Verlauf Marksteine und Markungsgrenze

Die Markungsgrenze zwischen Hohenheim und Plieningen verläuft, grob skizziert, von der oberen Adornostraße schräg östlich zum Eingang des Hohenheimer Friedhofs, sodann südlich entlang der Zufahrtstraße am Molkereigebäude und der August-von-Hartmann-Straße bis zu deren Ende. Von dort wendet sie sich unterhalb des einst bis zum Exotischen Garten reichenden Langen Sees südöstlich dem namenlosen Bächlein im Hochbruckgraben zu. Von dort aus verläuft sie unterhalb der Teiche im Botanischen Garten nach der Aufschüttung östlich unterhalb der Mittleren Filderstraße zum Ramsbach. Die Marksteine waren, an der Adornostraße beginnend, in unregelmäßigen Abständen gesetzt und durchnummeriert. Im vorliegenden Zusammenhang interessiert der Markungsabschnitt beim Hochbruckgraben, der vormals als Taleinschnitt beim Exotischen Garten begann, und bis zur Körsch hinunterlief.

Mitterweile sind im Gebiet der Hohenheimer Gärten die Steine 7, 8, 9 und 12 teilweise durch Bauarbeiten verloren gegangen. Die Marksteine 10 und 11 bestehen noch an dem natürlich belassenen Abschnitt des namenlosen Bächleins des Hochbruckgrabens.


Lage und Erscheinung Markstein 10

Markstein 10 ist aus Stubensandstein, rund 50 cm hoch, 30 cm breit und 18 cm dick. Auf der nordöstlich nach Hohenheim weisenden Seite ist A H eingeschlagen, wohl die Anfangsbuchstaben von Anstalt Hohenheim. Denn Hohenheim hatte zur Zeit der Steinsetzung die Bezeichnung Landwirtschaftliche Unterrichts-, Muster- und Versuchsanstalt, kurz Anstalt Hohenheim genannt. Auf der südwestlich nach Plieningen weisenden Seite steht ein P und auf der schmalen, nach Nordwesten weisenden Seite sind oben die Ziffer 10 und darunter die Jahreszahl der Vermessung 1826 eingehauen. Der gewölbte Marksteinkopf hat eine Kerbe oder Weisung. Der Markstein steht bachabwärts etwa 20 m von der beim Spielplatz über das Bächlein führenden Brücke entfernt und rund 1,60 m vom südwestlichen Bachufer weg im unwegsamen Dickicht. Der Bachlauf im Hochbruckgraben ist also nicht die Markungsgrenze zwischen Hohenheim und Plieningen, sondern er liegt knapp auf Hohenheimer Markung.


Lage und Aussehen Markstein 11

Markstein 11 steht ebenfalls südwestlich des Bachlaufs. Er steht nicht frei, sondern ist an einem steilen Uferstück im Abstand von etwa 1,50 m am Fuß einer stattlichen Erle in den Boden eingewachsen. Nur die nach Nordosten gerichtete Seite mit den Buchstaben A H und der obere Teil sind zu sehen, am besten vom gegenüber liegenden Ufer beim Weg am Schlossberg. Nach der Art des Sandsteins, den Dimensionen und der Schrift entspricht er völlig Markstein 10. Er steht etwa 10 m unterhalb des unteren Überwegs über den Bachlauf. Markstein 10 wurde 2017 im damals dichten Bachgebüsch entdeckt, und Markstein 11 wurde 2019 bei der Rodung des undurchdringlichen Bachuferbewuchses gefunden.
 
Marksteine unterliegen als wertvolle, unersetzbare, heimatgeschichtliche Kleindenkmale dem Denkmalschutz.
Oft bedeuten Baumaßnahmen, die Technisierung der Landwirtschaft, aber auch der großflächige Siedlungsbau und die Anlage von Gewerbeparks das Aus für viele dieser wertvollen, steinernen Zeugen der Vergangenheit.

Text: R. Gliniars, R. Bäßler, A. M. Steiner
Fotos: A. M. Steiner

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