Neue Unterstützungsangebote für Studierende
Maßnahmen gegen den Mathe-Schock [26.07.16]
Die Uni Hohenheim kann sich in diesen Tagen über ein Lob der Landesregierung freuen: Die Quote der Spät-Abbrecher im Bachelor liegt bei rund 9% – und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt.
Gemeint sind Studierende, die das Studium nach dem 2. Studienjahr nicht an derselben Hochschule fortsetzen. Dafür soll die Uni Hohenheim nun sogar eine Bonus-Zahlung vom Land erhalten. Denn Spät-Abbrecher sind aus Sicht der Politik ein besonderer Kostenfaktor.
Doch ausruhen kann und will sich die Uni Hohenheim auf diesem Lob nicht. Denn zur ganzen Wahrheit gehört: Auch in Hohenheim exmatrikulieren sich die meisten Bachelor-Studierenden bereits innerhalb der ersten beiden Semester – und werden somit in der zugrundeliegenden Berechnung des Landes nicht erfasst.
Hintergrund: Hochschulpakt 2020 |
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Unis, die in den letzten Jahren zusätzliche Studienplätze geschaffen haben, erhalten bis 2023 Fördergelder aus dem sog. Hochschulpakt 2020 (Bund und Länder). In der Vergangenheit wurde das Geld ohne Auflagen bezahlt. Ab diesem Jahr werden rund 10% der Mittel einbehalten und im Wettbewerb neu unter den Hochschulen verteilt. Die Uni Hohenheim ist dabei bisher sehr erfolgreich. |
Mathe-Probleme als Hürde für erfolgreichen Studienstart
Warum sich ca. jeder fünfte Studienanfänger bis zum 3. Semester von der Uni Hohenheim verabschiedet, ist nur zum Teil bekannt. Neben Hochschulwechsel und genereller Neuorientierung dürften auch Lernprobleme eine entscheidende Rolle spielen. Denn die meisten Studienabbrecher haben bereits einen oder mehrere erfolglose Prüfungsversuche hinter sich.
Ein besonderer Stolperstein sind Mathematik und Statistik. In den Prüfungen des vergangenen Wintersemesters fiel gut die Hälfte aller Teilnehmer durch oder erschien gar nicht erst zum Prüfungstermin.
Genau an dieser Stelle will die Uni Hohenheim nun ansetzen. Im Rahmen des neuen Landesfonds „Erfolgreich studieren“ erhält Hohenheim in den kommenden 3 Jahren Fördergelder im Umfang von mehreren hunderttausend Euro. (Mehr…)
Neben Unterstützungsangeboten im Bereich Mathematik beinhaltet der Hohenheimer Antrag auch neue Angebote in den Bereichen „wissenschaftliches Schreiben“ und „forschungsnahes Lernen“
Neue Formate sollen selbständiges Lernen fördern
Eine Besonderheit: Das Geld wurde nicht für einen festen Maßnahmenkatalog bewilligt. Stattdessen will Hohenheim erste Ideen während der 3-jährigen Projekt-Laufzeit stufenweise ausarbeiten, umsetzen und weiterentwickeln. In diesen offenen Prozess soll insbesondere auch einfließen, wie gut sich bereits umgesetzte Maßnahmen tatsächlich bewähren.
Im Mittelpunkt stehen Angebote, die Studierende anleiten, selbst aktiv zu werden. Dabei geht es nicht allein darum, Stoff zu vermitteln, sondern auch darum, Blockaden und Ängste im Zusammenhang mit Mathematik abzubauen.
An der Uni Hohenheim sind u.a. folgende Maßnahmen angedacht:
- Vor- und Brückenkurse in Kleingruppen: z.T. Moderation durch Studierende, Vermittlung von Lernstrategien und Anleitung zur Bildung eigener Lerngruppen, Einsatz von Online-Lernmaterialien
- Repetitorien: Angebote, um Stoff in der vorlesungsfreie Zeit zu wiederholen
- Spezielle Angebote für durchgefallene Studierende
- Punktuelle Angebote: z.B. Mathe-Spätschicht, Mathe-Sprechstunde, Mathe-Café, Workshops etc.
- Mathe-Tutorinnen/-Tutoren: besondere Ausbildung erforderlich, da Mathematik an der Uni Hohenheim kein eigenes Studienfach ist
- Lernlandkarte: Visualisierung der Kompetenzen, die während des Studiums in Mathematik und anderen Bereichen (z.B. wissenschaftliches Schreiben) erworben werden, Darstellung des persönlichen Lernfortschritts
- Digitale Lernmaterialien: Entwicklung neuer interaktiver Materialien und eines Konzepts, um vorhandene Medien effektiver zu nutzen.
Die Maßnahmen sollen in den kommenden Semestern Schritt für Schritt anlaufen. Zuständig für Entwicklung und Evaluierung ist ein neuer Arbeitskreis unter der Federführung der Prorektorin für Lehre. Beteiligt sind u.a. Dozenten aller Fakultäten und die Hochschuldidaktik.
Parallel dazu sollen weitere Arbeitskreise Angebote in den Bereichen „wissenschaftliches Schreiben“ und „forschungsnahes Lernen“ auf den Weg bringen. Im Unterschied zu den Mathematik-Angeboten, die als freiwilliges Zusatz-Programm geplant sind, sollen diese Angebote mittelfristig fester Bestandteil der Bachelor-Studiengänge werden.
Text: Leonhardmair