Unsere
Kenntnisse vom Leben des Paracelsus bleiben über weite Strecken
lückenhaft und unsicher, da verlässliche Dokumente fehlen.
Ende 1493 / Anfang 1494
Theophrast von Hohenheim, genannt Paracelsus, wird in Einsiedeln an
der Sihl als Sohn einer Hörigen des dortigen Benediktinerklosters
und des aus Süddeutschland zugewanderten Arztes Wilhelm von
Hohenheim geboren.
"(...) ich
bin von Einsidlen, des lants ein Schweizer, (...)" (Große
Wundartzney, 1/X, 199)
1502
Der
Vater übersiedelt mit dem Jungen
-
die Mutter war wahrscheinlich zuvor verstorben -
nach Villach in Kärnten, wo er sich als Arzt niederlässt. In Kärnten
erhält Theophrast vermutlich in der Klosterschule der Benediktiner
im Lavanttal und in den Laboratorien der dortigen Metallhütten und
Bergwerke seine Grundausbildung.
"(...) das
erzherzogtumb Kernten, nach dem lant meiner geburt das ander mein
vaterlant, in welchem zweiundreißig jar mein lieber vater gewont
hat, (...)"
Wahrscheinlich Studien an verschiedenen Universitäten und Promotion
zum Doktor der Medizin in Ferrara.
"(...) hab
also die hohen schulen erfaren lange jar bei den Teutschen, bei den
Italischen, bei den Frankreichischen und den grunt der arznei
gesucht. mich nit alein derselbigen leren und gschriften, büchern
ergeben wöllen, sonder weiter gwandert (...)" (Große
Wundartzney, 1/X,19)
Etwa 1516 -
1524
Paracelsus durchstreift - nach seinen eigenen Angaben, andere
Zeugnisse fehlen weitgehend - Europa kreuz und quer. Als Wundarzt erlebt
er im Dienste diverser
Heere die Kriege der Zeit.
"(...)
größlich wird ich verachtet, darumb das ich mein tag nie kein
bleibents ort gehapt hab, (...) hinder dem ofen zu sizen und uber
berg und tal wandern, ist ungleich und muß ie eins des andern
contrarium sein (...)" (Große
Wundartzney, 1/X,224)
1524
In
Salzburg lässt sich Paracelsus als praktizierender Arzt nieder.
Seine schriftstellerische Tätigkeit beginnt. Aus ungeklärten Gründen muss er die Stadt so fluchtartig verlassen, dass er nicht einmal
seine Habe mitnehmen kann.
"Ihr klaget
sehr und fast, ich hab euch die Bauern widerspennig gemacht, daß sie
nimmer opfern und wenig auf euch halten und schier gar nichts.
Gedenket, wenn mein Red aus dem Teufel wär, so folgten sie euch und
nit mir. Was ich geredet habe, das ist aus dem heiligen Geist, also:
es ist das Evangelium."
(zitiert nach
Goldammer III, S. 5)
1526
Wanderungen führen ihn durch Süddeutschland nach Straßburg. Hier
kauft er sich am 5. Dezember ins Bürgerrecht ein und wird als
niederer Wundarzt ordentliches Zunftmitglied.
Eintrag ins Bürgerbuch: "Item
Theophrastus von Hohenheim der arzney doctor hatt das burgrecht
kaufft und dient zur Lutzernen." (Der Berufsgilde 'Lutzerne'
gehörten Müller, Kornhändler, andere Händler und die nicht
studierten Ärzte an).
1527
Paracelsus behandelt den berühmten Basler
Buchdrucker und Verleger Johannes Froben. Der Rat von Basel beruft
ihn als Stadtarzt und Universitätslehrer. Er gibt an der Universität das
Programm seiner neuen Heilkunde bekannt, hält als Erster
medizinische Vorlesungen auf Deutsch. Er provoziert seine
Standeskollegen zusätzlich indem er am 24. Juni Lehrbücher der
scholastischen Medizin öffentlich verbrennt.
1528
Die Auseinandersetzungen mit den Kollegen,
Apothekern und einflussreichen Persönlichkeiten in Basel eskalieren.
Paracelsus entzieht sich einer drohenden Verhaftung abermals durch
die Flucht.
1529/30
Paracelsus wandert durch das Elsass, durch
Schwaben, Franken und Bayern, verfasst zahlreiche medizinische und
theologische Schriften. Erstmalige Verwendung des Pseudonyms
Paracelsus.
1531
Paracelsus bleibt mehrere Monate in St.
Gallen. Danach verliert sich seine Spur. Er beschäftigt sich während
der folgenden Jahre intensiv mit religiösen Fragen.
1534
Wanderungen in Vorarlberg und Tirol.
1535
Aufenthalt im Schweizer Bad Pfäfers.
1538/39
Paracelsus ist in Kärnten; er besucht
Villach (der Vater ist 1534 gestorben). Er fühlt sich schwach und
krank.
"(...) die werk zeigen an, daß die arbeit aus ist und zeitig ist.
die zeit der geometrie [des
Wanderns] ist zum end gangen,
die zeit der philosophei ist zum end gangen, der schnee meins
ellends ist zum end gangen. was im wachsen ist, ist aus. die zeit
des sommers ist hin. (...)" (zitiert nach Kerner, Paracelsus,
Stuttgart 1965, S. 77f.)
1540
Er lässt sich erneut in Salzburg nieder.
1541
Dort in Salzburg stirbt Paracelsus am 24.
September und wird auf dem Friedhof St. Sebastian beerdigt.
Die Paracelsus-Zitate in dieser Einführung sind der
folgenden Ausgabe entnommen: Paracelsus – Sämtliche Werke,
1. Abt.: Medizinische, naturwissenschaftliche und
philosophische Schriften, hg. von Karl Sudhoff, München
1929ff.