8.000 Zecken eingeschickt:
Uni Hohenheim beendet Projekt Tropenzecken  [21.12.21]

Zum Jahresende 2021 stellt die Parasitologie der Universität Hohenheim ihr Projekt „Tropenzecken“ ein, das viel Unterstützung aus der Bevölkerung erfahren hat.

Nach drei Jahren und rund 8.000 eingesandten Zecken beendet die Parasitologie der Universität Hohenheim in Stuttgart nun ihr Projekt „Tropenzecken“. Sie dankt allen Einsender:innen für ihren Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung dieser Tiere und bittet die Bevölkerung, keine weiteren Zecken-Funde mehr einzuschicken.


Bereits seit Jahrzehnten beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Fachgebiet Parasitologie an der Universität Hohenheim mit der Erforschung der Zecken. Durch den Rekordsommer im Jahr 2018 rückte neben den Buntzecken vor allem eine weitere Zeckengattung in ihren Fokus: Die exotischen Hyalomma-Zecken, vor allem Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes.

Um die Ausbreitung genauer zu untersuchen hatte im Februar 2019 Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin und Zecken-Expertin an der Universität Hohenheim, die Bevölkerung erstmals gebeten, auffällige Zecken-Funde einzusenden.


Nach Aufruf: Rund 8.000 Zecken eingeschickt

Das Ergebnis der Zeckenaufrufe: Seit Februar 2019 wurden 8.107 Funde aus ganz Deutschland eingeschickt. Die Einsendungen wurden individuell katalogisiert, die Zecken einer Artbestimmung unterzogen und untersucht.
Buntzecken der Gattung Dermacentor fanden sich unter den eingesandten 7.958 Zecken am häufigsten, gefolgt vom heimischen Holzbock Ixodes ricinus und den exotischen Hyalomma-Zecken. Die Zahlen im Einzelnen:

Gattung Dermacentor (Buntzecken)
1.246 Dermacentor marginatus (Schafszecken)
4.058 Dermacentor reticulatus (Auwaldzecken)
18 Dermacentor spp. (unbestimmbar)

Gattung Ixodes
2.052 Ixodes ricinus (Holzbock)

Gattung Hyalomma
34 Hyalomma rufipes
127 Hyalomma marginatum
3 Hyalomma lusitanicum
38 Hyalomma spp. (unbestimmbar)

Dazu kamen noch 382 Zecken anderer Arten.

Die eingesendeten Hyalomma-Zecken wurden bei den Kooperationspartnern vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München und aus dem Institut für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover auf verschiedene Krankheitserreger untersucht und die Einsender:innen durch die Parasitologie in Hohenheim über die Ergebnisse informiert.


Überwältigende Menge an Daten

„Die Menge an Daten, die wir durch die Einsendungen bekommen konnten, ist überwältigend“, so Prof. Dr. Mackenstedt. „Sie haben einen großen Beitrag zur Erforschung der Zeckendiversität und -verbreitung in Deutschland geleistet. Daraus entstanden jeweils eine wissenschaftliche Veröffentlichung zur Ausbreitung der Buntzecken in Deutschland und eine zum Auftreten von Hyalomma-Zecken und den damit einhergehenden Krankheitserregern. Aber auch für Untersuchungen zur Verbreitung von FSME-Viren in Deutschland konnten die eingesendeten Zecken weitere wertvolle Informationen liefern.“

„Wir möchten uns herzlichst bei allen Einsender:innen bedanken, die uns in dieser Studie unterstützt haben“, sagt Dr. Alexander Lindau, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Parasitologie. „Auch wenn wir das Projekt mit dem 31.12.2021 beenden, haben wir sehr positive Erfahrungen mit einem bevölkerungsgestützten Projekt gesammelt. Wir hoffen, dass auch zukünftige Citizen-Science Studien der Universität auf eine so begeisterte Bevölkerung treffen.“


HINTERGRUND: Tropenzecke Hyalomma

Die beiden Arten Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes stammen ursprünglich aus den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas und können mit Zugvögeln nach Deutschland eingeschleppt werden. Mit ihren gestreiften Beinen sind sie eine auffällige Erscheinung und viel größer als der gemeine Holzbock. Im eurasischen Raum sind sie potentielle Überträger des Hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers und des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers. Zudem können sie Rickettsien übertragen, die das Zecken-Fleckfieber auslösen. Dieser Erreger wurde auch als einziger in den nach Deutschland eingewanderten Zecken nachgewiesen.

Text: Fachet / Stuhlemmer

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Universität Hohenheim, Fachgebiet Parasitologie,
T +49 (0)711 459 22275, E Mackenstedt@uni-hohenheim.de

Dr. Alexander Lindau, Universität Hohenheim, Fachgebiet Parasitologie,
T +49 (0)711 459 23072, E alexander.lindau@uni-hohenheim.de

Katrin Fachet, Universität Hohenheim, Fachgebiet Parasitologie,
T +49 (0)711 459 23071, E fachet@uni-hohenheim.de


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