Zum Tod von Prof. Dr. Erwin M. Reisch:
Universität Hohenheim trauert um ehemaligen Präsidenten  [04.12.18]

Am 28. November 2018 starb Prof. Dr. Erwin M. Reisch. Der Agrarwissenschaftler hat unter anderem die Internationalisierung der Hochschule entscheidend vorangetrieben.

Sein Leben und Wirken war stets mit der Universität Hohenheim verbunden: Kurz nach seinem 94. Geburtstag ist der frühere Präsident der Universität Hohenheim (1986-1990) Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin M. Reisch am 28. November 2018 verstorben. Der Agrarwissenschaftler hat sich über viele Jahrzehnte hinweg und durch alle Stationen seiner wissenschaftlichen Karriere hindurch um die Universität Hohenheim in Stuttgart verdient gemacht. Sein außerordentliches Engagement prägt das Ansehen der Hochschule im In- und Ausland bis heute.


Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin M. Reisch war ein Hohenheimer Urgestein: Seit seinem Studienbeginn im Jahr 1947 blieb er ein Leben lang der Universität Hohenheim verbunden. „Wir trauern um einen besonderen Menschen, dessen unermüdlicher Einsatz die Universität Hohenheim wesentlich mitgeprägt hat“, sagt der amtierende Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert. „Dankbar sind wir dafür, dass sich das Lebenswerk von Prof. Dr. Reisch auf Hohenheim bezog und dass er sein Wissen, seine Kompetenz, seine Freude an der Arbeit, seine Neugier und sein Geschick im Umgang mit Menschen gerade hier eingesetzt hat.“

Der Verstorbene galt nicht nur als Brückenbauer zwischen den Agrarwissenschaften und der Praxis. Er fing bereits frühzeitig an, Kooperationen mit dem Ausland aufzubauen und so die Internationalisierung der Universität Hohenheim wesentlich voranzutreiben. Insbesondere seine Verbindungen nach China besitzen noch heute einen hohen Stellenwert in Hohenheim.


Vom Student zum Präsidenten der Universität Hohenheim

Nach seiner Kriegsgefangenschaft in den USA begann Prof. Dr. Reisch 1947 sein Agrar-Studium an der damaligen Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim und wurde 1952 promoviert. Nach einem kurzen Abstecher ans Institut für Höhenlandwirtschaft in Donaueschingen kehrte er 1953 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Wirtschaftslehre des Landbaus nach Hohenheim zurück. 1957 übernahm er die Leitung der Versuchsbetriebe und der Ackerbauschule. Die Habilitation für das Lehrgebiet Landwirtschaftliche Betriebslehre erfolgte 1962 ebenfalls in Hohenheim.

Ab 1963 war Prof. Dr. Reisch ordentlicher Professor an der Universität Hohenheim. In der Zeit danach war er unter anderem Senatsbeauftragter Auslandsangelegenheiten, Vizepräsident der Universität Hohenheim, Leiter des Wissenschaftlichen Zentrums für Landwirtschaft in den Tropen und Subtropen, Leiter des CIAD-Projekts in Kooperation mit der landwirtschaftlichen Universität Peking und Sprecher des Sonderforschungsbereichs "Standortgemäße Landwirtschaft in Westafrika".

Von 1986 bis 1990 war Prof. Dr. Reisch Präsident der Universität Hohenheim und von 1988 bis 1990 auch Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg. Ein spezielles Aufgabengebiet war nach der Wende die Transformation der Agrarwissenschaften in Mittel- und Osteuropa. Prof. Dr. Reisch war Gründungsdekan der neuen Landwirtschaftlich-Gartenbaulichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und Berater von Agraruniversitäten in Polen, Albanien und anderen Balkanländern. 1993 wurde er emeritiert.


Zahlreiche Ehrungen für einen verdienstvollen Wissenschaftler

In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigte sich Prof. Dr. Reisch zunächst mit der Entwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft in Deutschland, später auch in verschiedenen Entwicklungsländern. Seine Bücher wurden teilweise auch ins Tschechische, Polnische, Russische und Chinesische übersetzt.

Zu den besonderen akademischen Ehrungen von Prof. Dr. Reisch gehören die Ernennung zum Ehrenprofessor durch die Agraruniversität Peking. Er erhielt insgesamt fünf Ehrendoktor-Titel durch die Humboldt-Universität zu Berlin, die Universität für Bodenkultur in Wien, die Cukurova-Universität in Adana / Türkei, die Agraruniversität Tirana / Albanien und die Agraruniversität War-schau / Polen.

Als besondere Anerkennung verlieh China Prof. Dr. Reisch den Friendship Award, die höchste chinesische Auszeichnung für ausländische Staatsbürger. In Deutschland erhielt er das Bundesverdienstkreuz I. Klasse sowie die Staatsmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. Die Universität Hohenheim verlieh ihrem ehemaligen Präsidenten 2014 die Ehrennadel für seine Verdienste.

Ein Symbol der Wertschätzung und Dankbarkeit: Unirektor Prof. Dr. Stephan Dabbert übergibt 2014 die Ehrennadel der Universität Hohenheim an Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Martin Reisch. | Bildquelle: Universität Hohenheim / Sacha Dauphin

Ein Symbol der Wertschätzung und Dankbarkeit: Unirektor Prof. Dr. Stephan Dabbert übergibt 2014 die Ehrennadel der Universität Hohenheim an Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Martin Reisch.
Bildquelle: Universität Hohenheim / Sacha Dauphin

Text: Elsner


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