Kongress „ESSEN 4.0 – wie essen wir in der Zukunft?“  [22.03.16]

Neue Themenreihe „Essen 4.0“ beleuchtet das ganze Jahr über die Auswirkungen des Essverhaltens auf Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt

Umweltakademie Baden-Württemberg, Universität Hohenheim und Partner aus Wissenschaft, Lebensmittelhandwerk sowie Obst- und Gartenbau werben für ein neues Verständnis für Küche, Landschaft und Nachhaltigkeit

 

„Während Kochsendungen boomen und Zeitschriften über die Landhausküche und das Landleben Höchstauflagen erreichen, werden die Deutschen immer mehr zu einem Volk von Koch-Analphabeten. Kinder denken, dass Fischstäbchen im Meer schwimmen und Kühe lila sind. Die Wissenserosion in Sachen Küche, Landschaft und Landwirtschaft gefährdet in noch nie dagewesenem Maß Böden, Gewässer, Klima und die Artenvielfalt“, so Claus-Peter Hutter, Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg.

Mit einer spektakulären Aktion und einer eigens kreierten Veranstaltungsreihe will deshalb die Umweltakademie Baden-Württemberg zusammen mit der Universität Hohenheim und Partnern aus Lebensmittelhandwerk sowie Obst- und Gartenbau auf die Zusammenhänge zwischen dem Essverhalten und den negativen Auswirkungen für die Umwelt aufmerksam machen. Außerdem möchten sie für nachhaltigen Konsum werben und Lösungswege für eine Neuorientierung in der Küche und damit für Landschaft und Heimat entwickeln und aufzeigen.

 

Kongress als Auftaktveranstaltung

Den Auftakt bildete am heutigen Dienstag im Stuttgarter Haus der Wirtschaft der Kongress „Nachhaltiger Konsum: Essen 4.0 – wie essen wir in der Zukunft?“. Bei der vom SWR Umweltexperten Werner Eckert moderierten Veranstaltung betonte Ministerialdirigent Martin Eggstein vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg die Notwendigkeit, künftig viel stärker als bisher nachhaltiges Wirtschaften in alle Bereiche der Lebensmittelproduktion – vom Acker bis in die Küche – zu etablieren.

Am längsten Gsälzbrot wird fleissig gearbeitet...

Am längsten Gsälzbrot wird fleissig gearbeitet...

„Nahrungsmittelproduktion und Ernährung stehen im Zeitalter der digitalen Revolution und der ökologischen Herausforderungen einerseits vor ungewöhnlichen Möglichkeiten und andererseits an einem Scheideweg“, so Eggstein in seiner Eingangsrede.

Die Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport der Stadt Stuttgart, Dr. Susanne Eisenmann zeigte sich begeistert: „Die gesamte Veranstaltungsreihe ‚Essen 4.0‘ ist ein hervorragender Beitrag, um Eltern ebenso wie Schüler oder Kindergartenkinder auf die Bedeutung gesunder Ernährung einerseits und die viel zu wenig beachteten Zusammenhänge zwischen Kochen, Küche, Kulturlandschaft und Naturkapital andererseits aufmerksam zu machen.“

Hierfür brauche man neben der Vermittlung von Grundlagenwissen auch Aktionen, „die ohne erhobenen Zeigefinger aber mit viel Spaß gerade auch Kinder und Jugendliche auf ihre eigene – heute leider viel zu wenig vermittelten – Möglichkeiten aufmerksam machen“, sagte Dr. Ei-senmann.

„Die Themenreihe der Umweltakademie und ihrer Partner hat den nachhaltigen Konsum im Fokus und verknüpft wissenschaftliche Diskussion mit Praxiserfahrung und Publikumsaktionen. Eine hervorragende Möglichkeit für breiten Wissenstransfer“, sagte Bürgermeisterin Dr. Eisenmann.

 

Wie das Konsumverhalten die Umwelt beeinflusst

...und die Freude ist am Ende groß. | Bildquelle: Umweltakademie_Kraufmann

...und die Freude ist am Ende groß.
Bildquelle: Umweltakademie_Kraufmann

Referenten aus Wissenschaft, Lebensmittelwirtschaft, Landwirtschaft, Handel und Handwerk sowie Natur- und Umweltschutz beleuchteten aus verschiedenen Warten, die Auswirkungen des Essverhaltens der Bevölkerung auf Boden, Wasser, Luft und natürliche Vielfalt.

„Die Universität Hohenheim leistet im Rahmen ihres Forschungsschwerpunktes Bioökonomie sehr umfassende Beiträge zur Beantwortung der Frage, wie wir in der Zukunft essen. Wir beschäftigen uns in Hohenheim mit der Nutzung biologischer Ressourcen, der nachhaltigen Ernährungssicherung der Weltbevölkerung, mit gesunder Ernährung, Essverhalten, Möglichkeiten der Agrartechnik, Fragen der Nahrungsverteilung und mit Klimafragen“ betonte Prof. Dr. H. K. Biesalski von der Universität Hohenheim.

Nicht nur Problembeschreibungen, sondern neue Wege einer nachhaltigen Lebensmittelproduk-tion und erfolgreiche Beispiele wurden aufgezeigt. Der Grundtenor: Es hängt von jedem Einzelnen und von unserem Konsumverhalten ab, welche Einflüsse sich auf die natürlichen Ressourcen künftig auswirken werden.

Der Kongress war Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe, die in unterschiedlichen Formaten unter soziologischer, ökologischer und ökonomischer Sicht eine Verknüpfung von nachhaltiger Landwirtschaft mit umweltgerechter Lebensmittelproduktion unter Einbeziehung neuer Informa-tionstechnologien aufzeigt.

 

Partner aus Wissenschaft, Lebensmittelhandwerk und Obst- und Gartenbau

PD. Dr. Friedrich Longin und Johanna Lembens-Schiel von der Uni Hohenheim lassen es sich schmecken. | Bildquelle: Umweltakademie_Kraufmann

PD. Dr. Friedrich Longin und Johanna Lembens-Schiel von der Uni Hohenheim lassen es sich schmecken.
Bildquelle: Umweltakademie_Kraufmann

Partner der Veranstaltungsreihe Essen 4.0 sind unter anderem die Universität Hohenheim, der Landesinnungsverband für das Württembergische Bäckerhandwerk, der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) und das Museum der Brotkultur, Ulm.

 

Hintergrund Essen 4.0

Der Begriff „Essen 4.0“ wurde nach Angaben von Claus-Peter Hutter von der Umweltakademie in Anlehnung an den Begriff Industrie 4.0 entwickelt. Während Industrie 4.0 die verschiedenen Abschnitte industrieller Revolution von der Erfindung der Dampfmaschine bis hin zur jetzigen Verknüpfung von Maschinen, der Informationstechnologie und ganzer Systeme beschreibt, steht Essen 4.0 für die epochalen Paukenschläge der Esskultur in der Menschheitsgeschichte.

Hutter verweist dabei auf das Sesshaftwerden der Menschen mit Ackerbau und Viehzucht vor rund 10.000-6.000 Jahren als dem Beginn von Essen 1.0. Die Erfindung der Konservendose im Jahr 1810 durch den Briten Peter Durant habe als Essen 2.0 nach der jahrtausendelang geübten Praxis der Trocknung von Früchten erstmals ermöglicht, verschiedene, sonst leicht verderbliche Lebensmittel haltbar zu machen und für längere Zeit zu konservieren. Dem folgte die nächste Essensrevolution mit Essen 3.0 und der Erfindung des ersten elektrischen Kühlschrankes durch den Amerikaner Alexander Twinning im Jahr 1834. Heute stehe die Menschheit unter dem Stichwort „Essen 4.0“ einerseits vor ungewöhnlichen Möglichkeiten und andererseits an einem Scheideweg, so Hutter.

 

Ausführliche Informationen zur Veranstaltungsreihe „Essen 4.0 – wie essen wir in der Zukunft“, gibt es unter: www.essen-4-0.de

Text: Töpfer

Kontakt für Medien:

Brigitte Schindzielorz, Akademie für Natur- und Umweltschutz
T: 0711/126-2810, E: brigitte.schindzielorz@um.bwl.de


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