Kautschuk-Forscher beraten Kondom-Startup  [09.12.15]

Nachhaltiges Landmanagement: Universität Hohenheim unterzeichnet Kooperationsvertrag mit dem Berliner Startup-Unternehmen einhorn condoms

Ein 4,6 Mio. Euro-schweres Forschungsprojekt der Universität Hohenheim beschäftigt sich mit nachhaltigem Kautschuk-Anbau in den tropischen Ländern Asiens. Dies hat das Interesse des jungen Berliner Startups einhorn condoms geweckt. Die beiden Gründer haben mit Hilfe von Crowdfundig ein Kondom mit transparenter Wertschöpfungskette auf den Markt gebracht, das Schritt für Schritt immer nachhaltiger und fairer hergestellt werden soll. Von den Experten der Universität Hohenheim wollen sie dafür in Sachen ökologischer Plantagen-Optimierung dazu lernen.

 

Im Ladenregal fristen sie ein Dasein zwischen Windeln, Damenbinden und Schwangerschaftstests. An der Kasse sorgen sie regelmäßig für einen peinlichen Moment. Kurzum: Kondome sind für Millionen von Deutschen nicht mehr als ein Mittel zum Zweck – ungefähr so sexy wie eine Schachtel Aspirin.

Das Berliner Startup einhorn will das ändern. Dabei geht es den Gründern Waldemar Zeiler und Philip Siefer allerdings um mehr als nur ein hippes Verpackungs-Design. Sie wollen ein Kondom anbieten, das ganzheitlich fair und ökologisch produziert wird. Statt Greenwashing verspricht einhorn dabei maximale Transparenz in der Wertschöpfungskette und hinsichtlich des Umsetzungsstands der eigenen Nachhaltigkeitsziele.

„Wir wollen in den nächsten Jahren in allen Bereichen eines einhorn Kondoms einen Mehrwert für Mensch und Umwelt schaffen – von fairen Löhnen über nachhaltige Anbaumethoden bis hin zur Erhöhung der Biodiversität. Dazu werden wir 50 % unserer Gewinne in faire und nachhaltige Projekte reinvestieren“, erklärt Waldemar Zeiler.

 

Beratung von Wissenschaftlern der Universität Hohenheim

Getrieben von dieser Vision war es im Grunde nur eine Frage der Zeit bis die Jungunternehmer mit Wissenschaftlern der Universität Hohenheim ins Gespräch kamen. Denn kaum eine andere deutsche Institution dürfte mehr Experten zum Thema nachhaltiger Kautschuk-Anbau unter einem Dach versammeln.

Tatsächlich gehört das deutsch-chinesische Verbundprojekt „Sustainable Rubber Cultivation in the Mekong Region“ (SURUMER) zu den besonders großen Forschungsprojekten der Universität. Das Wissenschaftskonsortium unter Leitung des Instituts für Pflanzenproduktion und Agrarökologie der Tropen und Subtropen der Universität Hohenheim warb dafür im Jahr 2012 insgesamt 4,6 Mio. € vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ein.

Nach Gesprächen mit den einhorn-Gründern und dem Besuch einer für die Pilotphase vorgesehene Kautschukplantage in Malaysia ist Dr. Gerhard Langenberger, Projektmanager des SURUMER-Projektes an der Universität Hohenheim, von dem Ansatz des Berliner Startups überzeugt. Inzwischen gibt es eine offizielle Kooperationsvereinbarung mit einhorn.

„Kautschuk-Anbau“ Bildquelle: Uni Hohenheim

„Kautschuk-Anbau“ Bildquelle: Uni Hohenheim

Das Geschäftsmodell hält Dr. Langenberger für sehr aktuell. „Der weltweite Bedarf an Naturkautschuk ist enorm gestiegen. Ein Grund dafür ist z.B. der wirtschaftliche Aufschwung Chinas, das im Jahr 2013 allein 37 % der Weltproduktion verbrauchte“, so der Kautschuk-Experte.

Weltweit würden gut 90 Prozent des Naturkautschuks in den tropischen Ländern Asiens angebaut. Die Ausbreitung der großflächigen Monokultur-Plantagen habe dabei dramatische Folgen für die Regionen, die bislang zu den artenreichsten der Welt zählen.

Die schwindende Artenvielfalt sei dabei jedoch nur ein Teil des Problems, erklärt Dr. Langenberger. „Die Kautschukbäume verändern die Hydrologie der Wassereinzugsgebiete. Das führt zu Wasserknappheit während der Trockenzeit. Außerdem vernichten Herbizide die Bodenvegetation, was wiederum Erosion begünstigt. Die Wasserqualität sinkt und die Wasserläufe verlieren wichtige ökologische Funktionen, z.B. als Laichgründe für Fischarten.“

 

Köpfe vor Ort gewinnen

Doch es gibt auch Alternativen. Welche Anbauformen besonders vielversprechend sind und wie sie tatsächlich von Kleinbauern vor Ort umgesetzt werden können, ist Thema des Forschungsprojekts SURUMER.

„Neben grundlegenden ökologischen Auswirkungen der momentanen Anbaupraxis, etwa auf Biodiversität, Kohlenstoffhaushalt oder Wasserqualität, untersuchen wir unter anderem das Potential ökologisch ausgerichteter Mischanbausysteme. Der klassische ‚land-sparing‘ Ansatz setzt auf eine Trennung von Schutz- und Produktionsflächen, die aber nur dann umsetzbar ist, wenn es noch genügend Schutzflächen gibt. Dies ist bei der Ausdehnung der Kautschukgebiete häufig nicht mehr der Fall. Daher müssen Optionen gefunden werden, wie die bestehenden Flächen ‚ökologisiert‘ werden können“, so Dr. Langenberger.

Die Kooperation mit einhorn ist daher für den Wissenschaftler als Fallstudie interessant, in der die Erkenntnisse aus SURUMER praktisch angewendet werden können.

„Die größte Herausforderung ist es, die Plantagenbetreiber vor Ort zu gewinnen. Das kann aber nur gelingen, wenn es erste Praxisbeispiele gibt. Momentan ist die Zeit dafür günstig. Denn durch die ökonomische Abschwächung in China sowie den niedrigen Ölpreis, der zu einer Verbilligung des Konkurrenzproduktes Synthesekautschuk führt, sind die Naturkautschukpreise dramatisch gefallen. Bauern sind daher deutlich offener für Experimente als vor dem Preisverfall“, so der Wissenschaftler.

Text: Leonhardmair

Kontakt für Medien:

Dr. Gerhard Langenberger, Universität Hohenheim, Fg. Pflanzenbau in den Tropen und Subtropen
T +49 711 459 24512, E langenbe@uni-hohenheim.de

Waldemar Zeiler, Geschäftsführer einhorn condoms
T +49 160 908 269 60, E waldemar@einhorn.my


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