Verzehrstudie offenbart Ernährungs-Fiasko:
Expertenrunde zur neuen Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln  [04.02.08]

Pressekonferenz und Fortbildungsveranstaltung von Universität Hohenheim und Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.
 
Donnerstag, 21. Februar 2008, Universität Hohenheim, Bio-Zentrum, Garbenstr. 30, 70593 Stuttgart
Vorträge ab 9:00 Uhr, Pressekonferenz um 12:30 Uhr

Zwei Drittel der Männer sind übergewichtig, jede zehnte Teenagerin mangelernährt: Die nationale Verzehrstudie über Ernährungsgewohnheiten der Deutschen zeigt akuten Handlungsbedarf. Eine Maßnahme ist die Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen: Der Verbraucher soll möglichst mit einem Blick zuverlässig erkennen können, ob das Lebensmittel für eine gesunde Ernährung eher förderlich oder hinderlich ist. Doch was derzeit bereits in der Schublade des Ministeriums liegt, geht vielen Verbraucher-Verbänden nicht weit genug. Allseitig anerkannt ist dagegen die Health Claims Verordnung, die bestimmt, dass Lebensmittelhersteller nur mit Gesundheitsversprechen werben dürfen, die auch wissenschaftlich belegt sind. In fünf Vorträgen und auf einer Pressekonferenz beleuchten Experten die Vor- und Nachteile verschiedener Kennzeichnungs-Modelle in Europa, erläutern den wissenschaftlichen Kenntnisstand und gehen der Frage nach, wie die Zukunft unserer Lebensmittel aussehen könnte. Veranstalter sind die Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. und die Universität Hohenheim.

Das Ideal in Sachen Ernährungs-Transparenz finden Verbraucherschützer derzeit aber auf der anderen Seite des Ärmelkanals. In Großbritannien müssen alle Lebensmittel mit einer Ampel gekennzeichnet sein: “Grün“ heißt: „Gesundheitlich unbedenklich“. „Rot“ bedeutet: „Besser nicht allzu oft konsumieren“. Ausführlich informiert dann die Rückseite der Verpackung: Hier stehen die Gehalte der acht wichtigsten Nährstoffe, die über den Wert eines Nahrungsmittels entscheiden: Von Fett (im Übermaß erhöhte Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen) über Salz (kann Bluthochdruck verursachen) bis zu Ballaststoffen (verdauungsregulierend) oder Eiweißen (gut für den Muskelaufbau).

Weit weniger ausführlich ist das Konkurrenz-Modell, wie es das Eckpunkte-Papier des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vorsieht: Die Vorderseite von Müsli-, Chips- und Limonaden-Verpackungen gibt demnach lediglich die Kalorienmenge an. Wer das Produkt dann wendet, findet hinten die Mengen von vier statt acht bedeutenden Nährstoffen: Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz.

Dass Industrie und Verbraucherschützer einen Konsens finden können, zeigt dagegen die allseitig anerkannte Health Claims Verordnung der EU. Bis vor kurzem waren gesundheitsbezogene Aussagen in Deutschland grundsätzlich verboten, in anderen Ländern der EU aber möglich. Seit 1. Juli 2007 gilt in der ganzen EU die Health Claims Verordnung. „Enthält eine Extraportion Calcium und schützt vor Osteoporose“, so oder ähnlich könnte es in Zukunft auf Lebensmittelpackungen zu finden sein. Aber: Die Health Claims Verordnung regelt auch, dass diese Aussagen wissenschaftlich abgesichert sein müssen. Verbraucherverbände befürworten daher die neue Regelung.

 

Ampel-Modell contra Eckpunkte-Papier: noch streiten sich Verbraucherschützer und die Industrie

Die Health Claims Verordnung wird dazu führen, dass in den nächsten Jahren Lebensmittel mit gesicherten, gesundheitlichen Aussagen beworben werden. Eine zusätzliche Kennzeichnung der Inhaltsstoffe auf allen Verpackungen ist derzeit Streitpunkt zwischen Verbraucherschützern, Politik und Lebensmittel-Industrie.

„Das Ampel-Modell besticht durch seine Einfachheit“, urteilt Prof. Dr. Christiane Bode, Ernährungsphysiologin der Universität Hohenheim und Sektionsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Baden-Württemberg (DGE BaWü). Aber: Die Ampel kann auch zu Überreaktionen verleiten: „Fast alle Menschen müssen die Menge an Fett in ihrer Ernährung um ein Vielfaches reduzieren. Ganz ohne Fette kann der Körper aber nicht auskommen.“

Um sich ausgewogen zu ernähren, sei deshalb mehr nötig, als der Blick auf die Ampel. „Von den Vorträgen und der Podiumsdiskussion erhoffe ich mir deshalb ein Stück zusätzliche Klarheit, welche Erfahrungen verschiedene Länder mit verschiedenen Modellen machten, wie die Industrie reagierte und welche juristische Grundlagen die derzeitige Debatte hat.“

 

Zur Veranstaltung

Von 9:00 bis 17:00 Uhr stellen fünf Vorträge und eine Podiumsdiskussion die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse vor und zielen auf eine Weiterentwicklung der Nährwert-Kennzeichnung ab, um in naher Zukunft den Verbraucher endlich, mit unmissverständlichen Angaben, in seiner Ernährung unterstützen zu können. Die Teilnahmegebühr beträgt  25 Euro (Schüler und Studierende sowie für bestimmte Mitgliedsorganisationen der DGE-BaWü kostenfrei). Anmeldung bis 15. Februar 2008 bei DGE-BaWü e. V., Dr. Peter Grimm, Schurwaldstr. 37, 73614 Schorndorf, Tel.: 07181 45862, Fax: 07181 45200 oder 45202,
E-Mail: dge-bawue@essen-mit-genuss.de

 

 

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. rer. nat. Christiane Bode, Universität Hohenheim, Fachgebiet Ernährungsphysiologie und Genderforschung,
Tel.: 0711 459-22295; E-Mail: bodech@uni-hohenheim.de


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